Trumps Zoll-Poker: Wie Unternehmen die Karten neu mischen müssen

Christoph Jehle
Containerschiff mit EU-, mexkanischem und kanadischen Containern, während ein US_Container im Meer treibt

Trumps Zollpolitik bringt globale Lieferketten durcheinander. Deutsche Unternehmen fürchten Verluste und Unsicherheit. Doch es gibt Auswege aus der Krise.

Der Haupt-Vorteil der aktuellen Amtszeit von Präsident Trump ist, dass es seine zweite ist. Somit kommen seine irrlichternden Zollvorstellungen nicht mehr ganz aus heiterem Himmel. Dennoch erscheinen die Unsicherheiten über die Handelszölle der USA und die jeweiligen Gegenmaßnahmen der betroffenen Staaten derzeit das größte Risiko für die Rentabilität von Unternehmen in diesem Jahr.

In einem Kommentar beurteilte Matt Woodcock von Coupa die aktuelle Situation. Die Unsicherheit über bevorstehende Handelszölle zähle danach zu den drei größten Bedrohungen für die Rentabilität im Jahr 2025. Das ergaben zumindest die Ergebnisse einer Umfrage von Coupa vom vergangenen Dezember. 83 Prozent der befragten deutschen Finanzentscheider gingen damals von rückläufigen Margen aus. Angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen dürfte diese Zahl mittlerweile noch deutlich höher liegen.

Zölle sind inzwischen nicht mehr nur eine rein betriebliche Kostenfrage. Sie sind zu einem politischen Verhandlungsinstrument geworden, das die USA unter Trump auch ohne Skrupel einsetzen. Doch die eigentliche Bedrohung für den globalen Handel sind nicht die Zölle selbst, sondern die Ungewissheit über deren Ausmaß und Dauer.

Zwar können Unternehmen diese externen Faktoren nicht kontrollieren, aber ihre Reaktion auf die schwankenden Zölle. Die Unternehmen mit der klügsten Strategie werden sich nicht nur mit Hilfe versicherungstechnischer Instrumente gegen einen Margenverlust absichern, sondern die Disruption auch als Chance begreifen, um daraus einen Wettbewerbsvorteil für sich zu ziehen.

Die Frage ist somit nicht, ob im Jahr 2025 härtere Handelszölle eingeführt werden, was kaum mehr vermeidbar scheint, sondern eher, wie die Unternehmen darauf reagieren werden.

US-Zölle verändern die globalen Lieferketten

Die jüngsten US-Zölle gegenüber Kanada, Mexiko und China setzen globale Lieferketten massiv unter Druck.

Die Vorahnung, dass auch die Europäische Union bald betroffen sein könnte, führt unter anderem bei deutschen Unternehmen zu enormen Unsicherheiten mit möglicherweise folgenschweren Konsequenzen. Die deutschen Unternehmen müssen sich an die zunehmend volatile Entwicklung anpassen oder riskieren, den Anschluss zu verlieren.

Zunächst werden sich die Handelsrouten an die variablen Zollforderungen anpassen, was zwangsläufig zu Schwankungen bei den globalen Frachtkosten führen wird.

Als Folge wird sich die Nachfrage innerhalb der Lieferkette verlagern. So werden deutsche Automobilhersteller, die in Ländern mit von den USA verhängten Stahlzöllen produzieren, gezwungen, sich verstärkt lokale US-Bezugsquellen für ihre Geschäfte in den USA zu suchen.

Gleichzeitig werden die von den US-Handelszöllen betroffenen Länder alternative Absatzmärkte außerhalb der USA erschließen müssen. Viele Unternehmen werden wichtige Entscheidungen aufschieben und langfristige Lieferverträge vermeiden, bis mehr Klarheit herrscht. Diese Unsicherheit wird vermehrt zu kurzfristigen Käufen führen und die Marktvolatilität weiter verstärken.

Anpassungsfähige Lieferketten als einziger Weg, Stabilität zu erreichen

Angesichts der sich rapide verändernden Handelspolitik sind viele im Außenhandel tätige Unternehmen jetzt gezwungen, adaptive Lieferketten aufzubauen, die der Unsicherheit und den Störungen standhalten können.

Transparenz entlang der gesamten Lieferkette wird entscheidend sein, um Schwachstellen zu erkennen und die potenziellen Auswirkungen von Veränderungen besser einzuschätzen. Das in letzter Zeit stark bekämpfte EU-Lieferkettengesetz könnte dabei hilfreich sein.

Erfolgreiche Unternehmen werden sich auch künftig zwar stabile Partnerschaften mit ihren wichtigsten Lieferanten sichern, sich aber dennoch ein gewisses Maß an Flexibilität bewahren, um bei Bedarf umsteuern zu können.

Die Fähigkeit zur Gestaltung unterschiedlicher Szenarien sowie die Entwicklung einer umfassenden Vernetzung, um diese Pläne schnell umsetzen zu können, wird noch mehr als bisher zu einem Muss. Statt sich von politischen Verhandlungen ablenken zu lassen, sind diese Unternehmen auch künftig in der Lage, fundierte mittel- bis langfristige Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig können sie Risiken minimieren oder diese zumindest besser verstehen.

Globaler Handel könnte verstärkt unter Druck geraten

Welche langfristigen Auswirkungen die jüngsten Zolländerungen auf den globalen Handel haben, ist schwer vorherzusagen. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass viele Länder versuchen werden, ihre Abhängigkeit von den USA zu verringern, indem sie stärkere regionale Handelsbündnisse sowie mit anderen wichtigen Wirtschaftsräumen wie China und Indien eingehen, um der US-Handelspolitik auszuweichen.

Im Zusammenhang mit den erratischen Zollerhöhungen der aktuellen US-Regierung geht das Versprechen einher, man könne aufgrund steigender Zolleinnahmen, wie versprochen, schon bald die Steuern senken. Dabei geht man offensichtlich von der ungewöhnlichen Annahme aus, dass der ausländische Exporteur die Zölle übernimmt und nicht der heimische Endkunde.