Trumps neue Zoll-Offensive: Jetzt trifft es Medikamente
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Trumps Zollpolitik kennt keine Grenzen: Nach Stahl und Aluminium nimmt er nun Medikamente ins Visier. Mit hohen Abgaben will er die heimische Produktion ankurbeln.
US-Präsident Donald Trump lässt nicht locker: Trotz der verheerenden Auswirkungen seiner jüngsten Zollrunde auf die Finanzmärkte will er schon bald die nächsten Abgaben verhängen. Dieses Mal sollen Medikamente ins Visier genommen werden.
"Wir werden in Kürze einen hohen Zoll auf Arzneimittel ankündigen", sagte Trump am Dienstag bei einer Veranstaltung der Republikaner im Repräsentantenhaus. Details nannte er nicht. Klar ist aber: Trump will mit den Zöllen die Pharmaproduktion wieder zurück in die USA holen. "Sobald wir das tun, werden sie wieder in unser Land strömen, denn wir sind der große Markt", so der Präsident.
Zölle als Druckmittel für mehr heimische Produktion
Trumps Kalkül: Die USA sind der weltweit größte Absatzmarkt für Medikamente. Wenn er den Zugang mit hohen Zöllen erschwert, hätten die Hersteller einen Anreiz, ihre Produktion wieder ins Land zu verlagern. Schon Ende März hatte er angekündigt: "Wir stellen keine Arzneimittel mehr her, und wenn wir Probleme wie Kriege oder irgendetwas anderes haben, benötigen wir Stahl, wir brauchen Arzneimittel."
Bisher hatte sich Trump bei den Pharmazöllen zurückgehalten. Der Grund: Er wollte eine Doppelbelastung für die Branche vermeiden. Denn mit seiner jüngsten Zollrunde, die letzte Woche in Kraft trat, werden bereits viele Länder abgestraft, die Medikamente in die USA exportieren.
Zollsätze von bis zu 49 Prozent für asiatische Länder
Besonders hart trifft die neue Handelspolitik der USA asiatische Staaten: Kambodscha muss Zölle von 49 Prozent verkraften, Vietnam immerhin noch 46 Prozent. Auch die EU ist mit 20 Prozent dabei. Die Abgaben basieren auf einer undurchsichtigen "reziproken" Formel, die sich an den Handelsdefiziten der jeweiligen Länder mit den USA orientiert.
Um den Zöllen zu entgehen, buhlen die betroffenen Nationen nun um Deals mit Washington. Besonders begehrt: Flüssiggas (LNG) aus den USA. Südkorea und Japan erwägen etwa, in ein seit Langem geplantes LNG-Exportprojekt in Alaska zu investieren. Es hat ein Volumen von 44 Milliarden Dollar.
Trump sieht Südkorea in der Pflicht, für den "umfassenden militärischen Schutz" zu zahlen, den die USA dem Land vermeintlich bieten. Die Südkoreaner sollen deshalb nicht nur im großen Stil Flüssiggas aus den USA kaufen. Sie werden auch ihre Schiffe nicht mehr so günstig anbieten können.
Asiatische Länder wittern Chance bei US-Flüssiggas
Auch Indonesien und Thailand wollen mehr US-Flüssiggas kaufen, wie Bloomberg berichtet. Sie hoffen, so ihre Handelsüberschüsse mit den USA abzubauen und Trumps Zorn zu besänftigen. Für die boomende US-Gasindustrie ist das eine große Chance.
Die USA sind bereits heute der weltweit größte LNG-Exporteur. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen sich die Ausfuhren nochmals verdoppeln. Asien ist dabei der Wachstumsmarkt schlechthin: Viele Schwellenländer dort wollen weg von der Kohle und benötigen Alternativen, um ihren steigenden Energiebedarf zu decken.
Trumps Zölle bescheren US-Gasindustrie Rückenwind
Trumps aggressive Zollpolitik könnte der US-Gasindustrie nun zusätzlichen Rückenwind verleihen. Denn um den Strafzöllen zu entgehen, greifen asiatische Länder offenbar tief in die Tasche. Langfristige LNG-Verträge über Milliarden Dollar winken.
Doch der Handelskrieg birgt auch Risiken. Trumps wichtigster Gegenspieler China geht auf Konfrontationskurs. Beijing hat als Vergeltung für die US-Zölle bereits Abgaben auf amerikanisches LNG erhoben. Chinesische Importeure verkaufen die Ladungen jetzt nach Europa weiter, statt sie ins eigene Land zu holen.
Auch in der Europäischen Union rumort es. Frankreich und Deutschland drängen Brüssel zu einer härteren Gangart gegenüber Washington. Zugleich buhlen Regierungschefs von Israel bis Italien bei Trump um Gnade. Sie hoffen ebenfalls, über Zusagen etwa beim Energieimport den Zöllen zu entgehen.