Tucker Carlson, Fox News und der taumelnde Trumpismus

Tucker Carlson im Gespräch mit Teilnehmern des AmericaFest 2021 im Phoenix Convention Center in Arizona. Bild: Gage Skidmore / CC BY-SA 2.0

Fox feuert seinen rechten Hassmoderator und Trump-Königsmacher. Grund dafür sind aber nicht nur kostspielige Verleumdungsklagen. In den USA gerät mehr ins Wanken.

Es kam unerwartet. Der TV-Sender Fox News in den USA hat bekannt gegeben, dass der Moderator und Quotenbringer Tucker Carlson das Fernsehnetzwerk umgehend verlassen werde. Das journalistische Aushängeschild der Republikaner hatte noch am Freitag in seiner Show sein Publikum mit den Worten verabschiedet: "Wir sehen uns am Montag wieder". Doch dann war abrupt Ende für den Fernsehstar.

Carlson war bis zu seiner Entlassung der mächtigste Fox-Moderator und wahrscheinlich der mächtigste Fernsehjournalist des Landes. Niemand hat neben ihm eine derartige Macht in der Öffentlichkeit, insbesondere bei den Republikanern einnehmen können. Das hinterlässt nun ein Vakuum. Bei Fox News gibt es nur wenige, die die Lücke von Carlson füllen können – auch wenn es in den USA genug rechte Moderatoren und Talkradio-Hosts gibt.

Warum der erfolgreiche und einflussreiche TV-Journalist gehen musste, ist vom Sender nicht mitgeteilt worden. Aber dass die Trennung kaum im Einvernehmen geschah, lässt sich allein daran ablesen, dass sich Tucker nicht einmal von seinen Millionen treuen Zuschauer:innen verabschieden konnte.

Viele vermuten, dass der Abgang mit der zentralen Rolle zu tun hat, die die Sendung "Tucker Carlson Tonight" in der Verleumdungsklage spielte, die das Wahlmaschinen-Unternehmen Dominion Voting Systems gegen Fox einreichte.

Dominion Voting Systems beschuldigte den Sender, Fehlinformationen über seine Wahlsoftware zu verbreiten, da seine Moderatoren und Gäste wiederholt behaupteten, dass Stimmen, die für den ehemaligen republikanischen Präsidenten Donald Trump im Jahr 2020 abgegeben wurden, zugunsten des demokratischen Präsidenten Joe Biden "umgedreht" worden seien.

Vor einer Woche hatte Fox News in einem 787,5-Millionen-Dollar-Vergleich mit Dominion die Klage beilegen können. Es ist die größte Summe, die je ein Medienunternehmen in einer Verleumdungsklage zahlen musste. Nun droht eine weitere derartige Klage in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar.

Im Zuge der Verleumdungsklage kamen auch private Mitteilungen von Carlson ans Tageslicht. Darin äußerte er sich u.a. abfällig über das Fox-Management: "Diese A----löcher zerstören unsere Glaubwürdigkeit". Auch darin sehen einige einen möglichen Grund, warum dem Fox-Star die Tür gewiesen wurde.

Und dann sind da die rassistischen, sexistischen und aufrührerischen Aussagen, die Carlson seit Jahren macht. Neben der Verbreitung von Lügen über Bidens vermeintliche Niederlage fokussierte Carlson sich als Gastgeber einer eigenen Prime-Time-Show ab 2016 vor allem darauf, Einwanderer und Asylsuchende anzugreifen, die "Great Replacement Theory" der weißen Rassisten voranzutreiben und die Polizei aufzufordern, gegen Demonstranten für Rassengerechtigkeit vorzugehen.

Schließlich verschleierte er den versuchten Staatscoup vom 6. Januar 2021, indem er unter anderem selektiv nur Bilder zeigte, die keine Gewaltszenen beim Sturm aufs Kapitol enthielten.

Auch andere Trump-Vertraute bei Fox News wie Dan Bongino mussten Fox News in letzter Zeit verlassen. Ende 2021 wurde die Sendung mit den höchsten Einschaltquoten des Fox Business Network abgesetzt, moderiert vom eisernen Wahlleugner und Trumpisten Lou Dobbs. Daher vermutet der Economist:

Vielleicht räumt Fox gerade auf und lässt ein paar Köpfe rollen, um seine Mitarbeiter daran zu erinnern, dass es einen Unterschied gibt zwischen der Anbiederung an die eigene Basis, wie es parteipolitische Sendungen sowohl auf Fox als auch auf MSNBC regelmäßig tun, und der tatsächlichen Diffamierung von Personen oder Unternehmen, die einen verklagen können.

Mag sein, alles richtig. Aber warum wurde dann so lange mit der Entlassung gewartet? Die Rupert-Murdoch-Mediendynastie hat sich über viele Jahre bis heute hinter jeden einzelnen Empörungszyklus Carlsons gestellt, der 2016 zum Königsmacher Donald Trumps bei den Republikanern aufstieg.

Es können also keineswegs sein Rassismus, sein Glaube an eine weiße Vorherrschaft, seine Demagogie und seine Lügen gewesen sein, die zu seinem Rauswurf bei Fox führten, wie Madeline Peltz von Media Matters for America feststellt.