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Türkei: Waffenlieferungen und Unterstützung des IS

Heute wird auf dem EU-Gipfel wieder mit Präsident Erdogan über eine Lösung der Flüchtlingsfrage verhandelt

Am Sonntag, den 29.11.2015 trifft die Bundeskanzlerin und andere EU-Vertreter erneut Präsident Erdogan zum EU-Gipfel in der Türkei, um über eine Lösung in der Flüchtlingsfrage zu beraten. Sie trifft sich damit mit einem Protagonisten, der mitverantwortlich ist für die Flüchtlingsströme, und zwar durch die Unterstützung des IS mit Waffenlieferungen, Ölkäufen, Verletzten-Versorgung in eigens dafür eingerichteten geheimen Abteilungen in türkischen Krankenhäusern. Wann begreifen unsere Politiker endlich, dass sie mit dem Falschen verhandeln? Wann schieben sie dem Treiben endlich einen Riegel vor?

Beweise für die Unterstützung des IS durch die Türkei gibt es massenhaft. Hier nur einige aktuelle Beispiele, die Liste könnte ergänzt werden durch viele Fotos und Videos, die im Netz herumschwirren:

29.11.2015: Weitere Verhaftungen [1] wegen der Waffenlieferung, die angeblich an die Turkmenen gehen sollte, um sich gegen den IS zu wehren. Aber: die Turkmenen im dem Gebiet südlich vom Hatay und Afrin kämpfen mit dem Al Qaida-Ableger Al Nusra, nicht gegen! Und dorthin sollten die Waffen gehen.

28.11.2015: Die Tagesschau berichtet [2] um 20.15 Uhr zu exponierter Sendezeit über einen Filmbericht des 'Weltspiegels', in dem unter anderem gezeigt wird, wie sich ein Unterhändler, der ezidische Frauen und Kinder freikauft, vom IS in Gaziantep/Türkei mit IS-Leuten zur Geldübergabe trifft. Ohne dass der türkische Geheimdienst eingreift. Kaum zu glauben, dass der gut informierte MIT darüber keine Informationen besitzt.

26.11.2015: Der Chefredakteur der Cumhuriyet, Can Dündar, und sein Kollege Erdem Gül werden verhaftet, weil sie im Sommer Fotos veröffentlicht hatten, die eine Waffenlieferung [3] für Extremisten in Syrien aus der Türkei Anfang 2014 belegen:: sollen. Die Behörden hatten eine Nachrichtensperre über den Fall verhängt. Nun wird ihnen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Spionage vorgeworfen.

25.11.2015: Die Columbia University veröffentlichte einen Forschungsbericht [4] über die Zusammenarbeit von IS und Türkei im Jahr 2014 auf den verschiedensten Ebenen. Hier einige Beispiele daraus:

24.7.2015: Die Zeitung "besta nuce" berichtet [5], dass über den Grenzübergang in der türkischen Provinz Hatay, Reyhanli, täglich mehrere Tonnen Waffen und Ausrüstung nach wie vor ganz offen die Grenze passieren. Die syrische Provinzhauptstadt Idlip wird als 82. Provinz der Türkei bezeichnet, wo es im Basar verboten ist, mit syrischer Währung zu bezahlen, Währung ist hier die türkische Lira. Das Flüchtlingslager Atme im türkischen Reyhanli ist nach besta nuce ein Ausbildungslager für Al Nusra und Ahrar Al Sham. Aufgepasst Frau Merkel! Deutsche Gelder für türkische Flüchtlingslager finanzieren dann die Islamisten mit (Türkei - ein sicheres Herkunftsland? [6]).

23.7.2015: Erdogans Tochter soll [7] über ihre Stiftung eine Krankenhausabteilung für verletzte IS-Kämpfer in Urfa mit finanzieren. Es gibt keine juristische Untersuchung dazu - obwohl die Türkei Mitglied der Anti-IS-Koalition sein will.

Diese Beispiele sollen verdeutlichen, mit wem man es beim 'System Erdogan' zu tun hat - einem Konglomerat von tiefem Staat und Mafia, die alle Kritiker, die ihnen gefährlich werden könnten, auf die verschiedensten Arten aus dem Weg räumt. Unsere Politiker sollten endlich aufwachen und den Realitäten ins Auge sehen: Erdogan ist ein gefährlicher Despot, der aufgrund seiner neo-osmanischen Großmachtphantasien in der Lage ist, einen 3. Weltkrieg anzuzetteln. Dass Russland da im Moment versucht, einen Riegel vorzuschieben, ist zu begrüßen. Hoffentlich sagen sie auch den geplanten Bau eines Atomkraftwerkes in der Türkei ab.


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https://www.heise.de/-3376901

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.spiegel.de/politik/ausland/tuerkei-staatsanwaltschaft-nimmt-drei-militaers-fest-a-1065089.html
[2] http://www.tagesschau.de/ausland/recherche-jesiden-101.html
[3] http://www.spiegel.de/politik/ausland/tuerkischer-geheimdienst-soll-waffen-an-al-qaida-geliefert-haben-a-1013499.html
[4] http://www.huffingtonpost.com/david-l-phillips/research-paper-isis-turke_b_6128950.html
[5] http://www.bestanuce1.com/200261/idlib-turkiyenin-82-kenti
[6] https://www.heise.de/tp/features/Tuerkei-ein-sicheres-Herkunftsland-3376141.html
[7] http://de.europenews.dk/Erdogans-Tochter-unterhaelt-Krankenhaus-fuer-ISIS-Kaempfer-115700.html