Twitter-Nutzer fliehen in Scharen, Elon Musk zahlt dennoch Rekordsumme

Das große Geschäft soll am Freitag vollzogen werden und könnte am Ende doch ein Fehlgriff sein: Interne Dokumente bezeugen verheerende Verluste an Nutzern. Warum Pornografie ein großes Problem für Twitter ist.

Bis Freitag möchte Tesla-Chef Elon Musk den Kauf von Twitter abschließen. Das habe Musk in einer Videokonferenz mit Bankern erklärt, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Banken sollen knapp 13 Milliarden US-Dollar zur Übernahme beisteuern. Die Agentur Bloomberg berichtete, die Finanzinstitute hätten die endgültige Kreditvereinbarung abgeschlossen und seien dabei, die erforderlichen Dokumente zu unterzeichnen.

Im April hatte Musk angekündigt, er wolle das soziale Netzwerk für 44 Milliarden US-Dollar übernehmen. Im Juli hatte er dann versucht, einen Rückzieher aus dem Geschäft zu machen. Er verwies dabei auf angebliche Falschaussagen Twitters zur Anzahl der Scheinkonten auf der Plattform.

Twitter wollte daraufhin gerichtlich feststellen lassen, dass Musk weiterhin an sein Kaufangebot gebunden ist. Doch kaum zwei Wochen bevor der Prozess starten sollte, erklärte Musk, Twitter – wie geplant – übernehmen zu wollen.

Das Geschäft wird nun zu einem Zeitpunkt vollzogen, an dem immer deutlicher wird: Twitter kommen die aktiven Nutzer abhanden. Das geht aus einer internen Untersuchung hervor, in die Reuters Einblick hatte.

Demnach sind es nicht nur einige wenige Prominente, die ihr Konto auf der Plattform löschen. Es fällt ihr immer schwieriger, seine aktivsten Nutzer bei der Stange zu halten, die aber für das Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind.

Von Promis gelangweilt, von Kinderpornografie vergrault

Die "Vieltweeter" machen nur etwa zehn Prozent der monatlichen Gesamtnutzer aus, generieren allerdings 90 Prozent aller Kurznachrichten – und die Hälfte des weltweiten Umsatzes. Das sind laut Studie Menschen, die sich an sechs bis sieben Tagen bei Twitter anmelden und etwa drei bis vier Mal in der Woche eine Kurznachricht absenden.

In der Studie, aus der Reuters zitiert, heißt es demnach, ihre Zahl sei seit Beginn der Pandemie "absolut rückläufig". Auch die Interessen der aktivsten englischsprachigen Nutzer hätten sich in den letzten zwei Jahren verschoben, was die Plattform für Werbekunden weniger attraktiv machen könnte.

Auf ein vermehrtes Interesse bei den Nutzern stoßen Kryptowährungen, "Nacktheit" und Pornografie. Dagegen nimmt das Interesse an Nachrichten, Sport und Unterhaltung ab. Gerade die Themen mit abnehmendem Nutzer-Interesse waren für Werbekunden besonders begehrt.

Nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 stieg das Interesse an Nachrichten und liberaler Politik stark an. Doch seitdem gehen in dieser Kategorie die meisten Twitter-Nutzer verloren und es gibt auch keine Anzeichen für eine Trendumkehr.

Einen Rückgang in einem "verheerenden" Prozentsatz stellte die Studie für Nutzer fest, die sich für Mode oder Prominente interessieren. Ebenso geht das Interesse an E-Sports und Influencern zurück. Es wird eine Wanderung zu anderen Plattformen angenommen.

Twitter ist dagegen eines der wenigen sozialen Netzwerke, die "Nacktheit" zulassen. Im Unternehmen geht man davon aus, dass Inhalte für Erwachsene etwa 13 Prozent aller Inhalte ausmachen.

Für das Geschäft ist das abträglich. Viele Werbekunden halten im Allgemeinen Abstand zu Kontroversen oder "Nacktheit", da sie befürchten, ihre Marke könnte dadurch beschädigt werden. Große Anzeigenkunden wie Dyson, PBS Kids und Forbes hätten ihre Werbung ausgesetzt, heißt es bei Reuters, weil Twitter-Accounts zu Kinderpornografie aufriefen.

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