Twitter heißt jetzt "X": Warum der blaue Vogel sterben musste

Wirtschaftliche Probleme des Unternehmens noch nicht gelöst. Mit neuer Marke und neuen Funktionen sollen Werbekunden zurückkehren. Welche Pläne Elon Musk für "X" hat.

Twitter steht vor dem Ende – und vor einem Neuanfang. Der ikonische blaue Vogel ist auf der Website Geschichte, in der mobilen App wird er wohl noch eine Weile zu sehen sein. Nach 17 Jahren musste der Vogel einem neuen Logo weichen und wurde durch ein stilisiertes X ersetzt. Die Kurznachrichten werden in Zukunft nicht mehr "Tweet" heißen, sondern "x", schrieb Elon Musk. Und diese Änderungen sind erst der Anfang.

Musk hatte Twitter im vergangenen Oktober für rund 44 Milliarden US-Dollar gekauft. Seitdem hat Musk erklärt, dass er eine App plane, die den Nutzern eine Vielzahl von Diensten über die sozialen Medien hinaus anbieten könne. Dabei scheint sich Musk auch an der App WeChat in China zu orientieren, schreibt Reuters.

Bereits im Frühjahr brachte Musk den Kurznachrichtendienst in ein neues Unternehmen mit dem Namen "X Corp." ein. Die Website x.com leitet seit Sonntag auch zu Twitter um. Das funktioniert auch, wenn man zum Namen der Website einzelne Profilnamen hinzufügt.

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Welche Pläne das Unternehmen verfolgt, stellte Twitter-Chefin Linda Yaccarino am Sonntag bei einem Treffen mit führenden Marketingfachleuten in Napa, Kalifornien, vor, schreibt die Financial Times. Sie forderte dabei die Anwesenden auf, auch weiterhin mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten.

Das Unternehmen plant demnach, sich von einer textorientierten Plattform zu lösen und mehr Audio-, Video-, Zahlungs- und Bankfunktionen zu integrieren, um Werbekunden zu gewinnen und Partnerschaften mit Sendern oder Zahlungsgruppen einzugehen.

Yaccarino sagte vor dem Vorstand der Mobile Marketing Association, einem Berufsverband für Vermarkter, das Unternehmen wolle künstliche Intelligenz nutzen, indem es eng mit Musks neuer KI-Firma xAI zusammenarbeite. Twitter-Daten könnten genutzt werden, um die von xAI entwickelten KI-Modelle zu trainieren. Im Gegenzug könnte die Technologie von xAI genutzt werden, um Twitter zu verbessern.

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"X ist der zukünftige Zustand unbegrenzter Interaktivität – mit Fokus auf Audio, Video, Messaging, Zahlungen/Banking – und schafft einen globalen Marktplatz für Ideen, Waren, Dienstleistungen und Möglichkeiten", schrieb Yaccarino am Sonntag auf Twitter. "Angetrieben von KI wird X uns alle auf eine Weise verbinden, die wir uns kaum vorstellen können."

Seit der Übernahme durch Musk steht Twitter unter wirtschaftlichem Druck. Musk hatte jüngst eingeräumt, dass sich die Werbeeinnahmen von Twitter seit der Übernahme halbierten. Werbekunden verließen den Dienst, weil sie unter Musk ein negativeres Umfeld für ihre Marken befürchteten.

Musk erklärte kürzlich, dass das Unternehmen noch immer keinen positiven Cashflow erreicht habe. Im März hätte er angedeutet, dass im zweiten Quartal das Ziel erreicht werden könnte. Am 14. Juli schrieb er laut Financial Times allerdings: "Wir haben immer noch einen negativen Cashflow, weil die Werbeeinnahmen um rund 50 Prozent gesunken sind und wir eine hohe Schuldenlast haben".

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Das Unternehmen erwirtschaftete zuvor zwar auch kaum Gewinne, aber nach der Übernahme stand das Unternehmen am Rande des Bankrotts. Ein Großteil der früheren Belegschaft ist entweder gegangen oder wurde gekündigt. Ein Abo-Modell wurde eingeführt, um die Einnahmen zu erhöhen.

Verschlimmert wird die Situation durch die wachsende Konkurrenz. Der Konzern Meta brachte erst in diesem Monat seinen lang erwarteten Twitter-Konkurrenten Threads auf den Markt. In der kurzen Zeit lockte der neue Dienst rund zehn Millionen Nutzer an.

Offenbar versucht das Unternehmen nun in einem Akt von umfassendem Markenwechsel, die Probleme zu lösen.

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