US-Dollar und Überschuldung: Jetzt suchen selbst die USA nach Alternativen zum US-Dollar

Dient nicht gut aus um den US-Dollar. Bild: corlaffra, Shutterstock.com

Schuldendienst größter Posten im Budget. Brics-Staaten auf Suche nach Alternativen. US-Politiker mit zwei verzweifelten Vorschlägen.

Die Verschuldung der USA nähert sich bedrohlichen Ausmaßen. Vor allem Schwellenländer suchen deshalb nach Alternativen zum US-Dollar als globaler Leitwährung.

Der Asienjournalist Jan Krikke weist in einem Beitrag für die Asia Times darauf hin, dass die wachsende US-Staatsverschuldung von mittlerweile fast 35 Billionen US-Dollar oder 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts den US-Dollar begünstigt. Mit Folgen auch in den Vereinigten Staaten selbst.

US-Schulden und Krypto-Initiativen

Schon jetzt stellen Zinszahlungen der USA den bereits größten Haushaltsposten dar; er übersteigt sogar die enormen Verteidigungsausgaben des Landes. Das stellt für Washington eine zunehmende Herausforderung dar. Anfang Juni schlug der ehemalige Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, vor, dass die US-Regierung Stablecoins, mit Vermögenswerten unterlegte Kryptowährungen, als Zahlungsmittel für US-Schatzpapiere akzeptieren sollte.

Dies, so Ryan, würde die Nachfrage nach US-Schuldtiteln erhöhen und das Risiko eines Zahlungsausfalls verringern.

Nur zwei Wochen später brachte der US-Kongressabgeordnete Matt Gaetz einen Gesetzesentwurf ein, der es US-Bürgern erlauben würde, ihre Einkommensteuer in Bitcoin zu zahlen. Diese radikalen Ideen zeigen, wie dringend Lösungen für das zunehmende Schuldenproblem der USA gesucht werden.

Bitcoin und die Geschichte der Kryptowährungen

Bitcoin, die erste Peer-to-Peer-Kryptowährung, wurde 2008 von einer Person oder Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ins Leben gerufen, um ein neues, von Regierungen unabhängiges Finanzsystem zu etablieren.

Die erste kommerzielle Bitcoin-Transaktion fand 2010 statt, als 10.000 BTC für zwei Pizzen transferiert wurden – ein Ereignis, das als Bitcoin Pizza Day in die Geschichte einging. Seitdem ist der Wert von Bitcoin von fast Null im Jahr 2009 auf einen Höchststand von 75.830 US-Dollar Anfang 2024 gestiegen.

Die Ironie der goldbasierten Kryptowährung

Die Entstehung goldgestützter Kryptowährungen ist eine ironische Wendung, wenn man bedenkt, dass die finanziellen Probleme, die Bitcoin lösen sollte, teilweise durch die Abkehr der USA vom Goldstandard im Jahr 1971 ausgelöst wurden.

Die Bindung des US-Dollars an das Gold im Rahmen des Bretton-Woods-Abkommens hatte zuvor für finanzielle Disziplin gesorgt, doch die Aufhebung führte zu einem rapiden Anstieg der US-Verschuldung.

Der Petrodollar und seine Folgen

Die Vereinbarung von 1974, Öl nur noch in US-Dollar zu verkaufen, festigte die Rolle des US-Dollars als Weltreservewährung. Dies führte zu einer stetig steigenden Nachfrage nach dem US-Dollar.

Doch das Blatt wendet sich, denn die BRICS-Staaten entwickeln ein neues Finanzsystem mit einer eigenen Handelswährung, die teilweise durch Gold, Öl und andere Rohstoffe gedeckt sein könnte.

mBridge und die Entdollarisierung

China, Hongkong, Thailand und die VAE haben mit mBridge zudem bereits eine digitale Alternative zum Zahlungsverkehrssystem SWIFT entwickelt, die auf einer Variante der Blockchain-Technologie basiert. Dies könnte die Basis für ein Abwicklungssystem für die BRICS-Staaten sein und das Ende des Petrodollars bedeuten. Krikke schreibt dazu weiter:

Die BRICS entwickeln auch eine Handelswährung, die teilweise durch Gold, Öl und andere Rohstoffe gedeckt sein könnte. Eine durch Gold oder Öl gedeckte Währung wäre die bisher größte Herausforderung für den US-Dollar. Gold und Öl scheinen ein seltsames Paar zu sein, aber sie sind seit mehr als einem Jahrhundert nahezu gleichwertig. Ihre jeweiligen Preise bewegen sich in einer sehr engen Spanne.

Im Jahr 1971, als die USA die Goldpreisbindung abschafften, kostete eine Unze Gold 35 US-Dollar. Anfang 2024 waren es 2.450 US-Dollar. Ein Barrel Öl kostete 1971 3,60 US-Dollar. In den vergangenen Jahren schwankte er zwischen 80 und 100 US-Dollar pro Barrel. Gemessen in Gold und Öl hat der Dollar in den vergangenen 50 Jahren rund 90 Prozent seines Wertes verloren.

Herausforderungen und Chancen

Die USA stehen vor der Herausforderung, ihre Abhängigkeit von ausländischen Produzenten zu reduzieren und eine Reindustrialisierung einzuleiten. Die Akzeptanz von Kryptowährungen im Finanzsystem könnte zur Lösung beitragen, birgt aber auch Risiken wie Steuerhinterziehung und die Begünstigung krimineller Aktivitäten.

Der Makroökonom Luke Gromen sieht drei schmerzhafte Optionen für die USA: Kürzungen im Verteidigungshaushalt und bei den Sozialausgaben, ein partieller Zahlungsausfall oder eine Inflationierung der Schulden.

Zukunft des US-Dollar

Die De-Dollarisierung scheint unausweichlich. Die Zukunft des internationalen Finanzsystems könnte stark von digitalen Währungen und einer neuen Brics-Währung geprägt sein.

Die USA müssen sich auf diese Veränderungen vorbereiten und eine Strategie entwickeln, um ihre wirtschaftliche und soziale Neuordnung zu planen, meint Krikke.

Trend wird auch in westlicher Presse wahrgenommen

Das Thema gewinnt an Bedeutung. Anlässlich des Brics-Gipfels im vergangenen August titelte Spiegel Online: "Kommt jetzt die neue Weltordnung? Der Gipfel der Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics), der seit gestern für drei Tage in Johannesburg stattfindet, richte sich, so der Deutschlandfunk besorgt, "gegen die westliche Dominanz".

Ein Telepolis-Bericht bezog sich damals auf eine Studie der Denkfabrik Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). China, so hieß es darin, verfolge eine Strategie zur Neugestaltung der internationalen Ordnung. Dazu wolle Peking wirtschaftlich starke, aufstrebende Volkswirtschaften wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten oder Argentinien in den Kreis der Brics (Brics+ genannt) aufnehmen.

Nicht alle diese Pläne haben sich bis heute realisieren lassen. Dennoch ist unter Experten unbestritten, dass sich die Weltordnung im Umbruch befindet. Der US-Dollar und damit die USA geraten massiv unter Druck.