US-Gesundheitsbehörde verbannt Gender-Sprache aus der Forschung

Harald Neuber
Logo des CDC auf Homepage, darüber Lupe

Gendert nicht mehr: CDC. Bild: Postmodern Studio/ Shutterst ock.com

Die CDC schafft das Gendern ab. Donald Trump begründet dies mit der "biologischen Wahrheit". Was das für laufende Studien bedeutet.

Die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hat ihren Wissenschaftlern aufgetragen, genderbezogene Begriffe wie "Gender", "Transgender" oder "nicht-binär" aus bis jetzt nicht veröffentlichten Forschungsarbeiten umgehend zu streichen.

Die Anweisung folgt einer Durchführungsverordnung von US-Präsident Donald Trump zur Wiederherstellung der "biologischen Wahrheit". Sie gilt für alle CDC-Manuskripte, die sich derzeit im Begutachtungsprozess von Fachzeitschriften befinden, schreibt das Fachmagazin Nature.

Kritiker befürchten eine Einschränkung des wissenschaftlichen Diskurses und der Forschungsfreiheit. Insbesondere medizinische und gesundheitswissenschaftliche Studien könnten betroffen sein, da die Berücksichtigung von Gender-Identität hier wichtige Kontextinformationen liefert. Unklar ist noch, wie Fachzeitschriften, die eigene Richtlinien für gendersensible Sprache haben, mit der Anweisung umgehen werden.

Weitere umstrittene Dekrete der Trump-Regierung

Bereits kurz nach Amtsantritt hatte US-Präsident Trump eine Reihe von Durchführungsverordnungen erlassen, die weitreichende Folgen für Wissenschaft und Forschung haben könnten.

So stoppte er per Dekret vorläufig alle Bundeszuschüsse und -darlehen. Unklar blieb zunächst, welche Forschungsprojekte konkret betroffen sind. Viele Universitäten rieten ihren Wissenschaftlern vorsorglich, bis auf Weiteres auf keine Bundesmittel zuzugreifen.

Rückzug aus Klimaschutzabkommen

Zudem ordnete Trump den Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und der Weltgesundheitsorganisation WHO an. Kommunikationsstopps für Regierungsmitarbeiter in Gesundheitsbehörden führten zur Absage von Begutachtungstreffen und brachten laufende Forschungsprojekte in Gefahr.

Algorithmen spiegeln gesellschaftliche Ungleichheiten wider

Die Politik der Trump-Regierung dürfte erhebliche Auswirkungen auf die hart umkämpfte Genderdebatte haben. Schon Mitte 2022 hatte die New York University gezeigt, dass auch vermeintlich neutrale Technologien wie Internetsuchmaschinen einen Einfluss haben.

Psychologen fanden damals heraus, dass Suchergebnisse für geschlechtsneutrale Begriffe wie "Person" oder "Student" in Ländern mit größerer Ungleichheit zwischen Männern und Frauen deutlich mehr Bilder von Männern liefern.

Vorurteile werden bestätigt

In Experimenten beeinflussten die verzerrten Suchergebnisse auch die Wahrnehmung und Entscheidungen der Studienteilnehmer: Sie schätzten etwa den Anteil von Männern in bestimmten Berufen höher ein und entschieden sich bei simulierten Einstellungen eher für männliche Bewerber.

Die Forscher sprechen von einem Zyklus, in dem sich gesellschaftliche Vorurteile, Algorithmen und menschliches Verhalten gegenseitig verstärken.

Politisierung der Wissenschaft

Die jüngsten Entwicklungen in den USA zeigen, wie politische Entscheidungen die wissenschaftliche Arbeit beeinflussen und einschränken können. Denn Verbote bestimmter Begriffe oder Kommunikationskanäle erschweren eine differenzierte Auseinandersetzung mit Gender-Themen in der Forschung – ebenso wie die radikale Umsetzung solcher Konzepte.