US-Militärpräsenz im Nahen Osten: Die USA driften in einen Krieg, den sie nicht wahrhaben wollen
Konflikt im Roten Meer spitzt sich zu. Das Weiße Haus dementiert einen Krieg, hält aber an Vergeltungsschlägen gegen Huthis fest. Das Ziel des Einsatzes wird indes verfehlt.
Während das Weiße Haus darüber debattiert, ob sich die USA im "Krieg" befinden oder nicht, erwägt das Pentagon laut Medienberichten, den Einsatz einer bestehenden "Amphibischen Bereitschaftsgruppe" (Amphibious Ready Group, ARG) im Nahen Osten zu verlängern.
US-Militäreinsatz im Nahen Osten eskaliert
Hintergrund sind die zunehmenden Angriffe der Huthis aus dem Jemen, die von den USA und Großbritannien mit Vergeltungsschlägen beantwortet werden. Eine ARG ist ein Verband von Kriegsschiffen und Bodentruppen für Landungsoperationen.
Nach Angaben des US-amerikanischen Online-Magazins military.com besteht die Gruppe aus der USS Bataan, der USS Carter Hall und der USS Mesa Verde. Diese Schiffe seien "seit dem Sommer im Nahen Osten und im Mittelmeer im Einsatz".
US-Operationen gegen Huthi größer als bekannt
Dem Online-Magazin zufolge gehören zur ARG auch Flugzeuge und rund 2.000 Marinesoldaten des 26. Expeditionskorps.
Während Kriegsschiffe der US-Marine im Roten Meer mit Raketenabwehrsystemen direkt gegen die Huthis vorgehen, patrouilliert die USS Bataan "in Gewässern des Roten Meeres, der Straße von Hormus und des Mittelmeers, um unerwünschte Akteure in der Region zu warnen und gleichzeitig bereit zu sein, im Notfall einzugreifen".
Behindern technische Probleme US-Marineeinsatz?
Nun sollte die entsendete ARG bereits abgelöst werden, aber Berichten zufolge ist die Ersatzgruppe bisher nicht bereit. Dies nährt seit dem Sommer Spekulationen, dass das Führungsschiff, die USS Boxer, mechanische Probleme hat. Sie liegt seit einem Jahr im Dock.
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Eine Verlängerung der Mission würde bedeuten, dass die Marines der USS Bataan mehr als ein Jahr in der Region bleiben müssten, bevor sie nach Hause zurückkehren könnten.
30.000 US-Soldaten im Pulverfass Naher Osten
Insgesamt hat das US-Militär derzeit rund 30.000 Soldaten im Nahen Osten stationiert, darunter in Kuwait, Katar und Bahrain. Die Flugzeugträgergruppe USS Ford ist diesen Monat im Rahmen der regulären Rotation in die USA zurückgekehrt, sodass die Flugzeugträgergruppe USS Eisenhower mit rund 7.500 Soldaten im Roten Meer verbleibt.
Trotz der fast ein Dutzend Vergeltungsschläge des US-Militärs gegen die Huthis in der vergangenen Woche will das Weiße Haus die Situation nicht als Krieg bezeichnen. "Wir wollen keinen Krieg", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sabrina Singh, am vergangenen Donnerstag. "Wir befinden uns nicht im Krieg mit den Huthi." Laut military.com sind einige Pressevertreter über diese Aussage "irritiert".
Konflikt oder Krieg? Experten warnen vor Eskalation
"Ich weiß nicht, ob es etwas bringt, zu freundlich darüber zu sprechen", sagte der ehemalige Marinekapitän und RAND-Forscher Brad Martin zu military.com. "Es ist definitiv ein Konflikt und es ist definitiv etwas, das zu einem viel größeren Konflikt werden könnte. Ob es ein Krieg ist oder nicht, ist eine akademische Frage."
Das Magazin weist darauf hin, dass die Marine Medaillen, darunter die seltene Auszeichnung Combat Action Ribbon, an Matrosen der USS Carney verliehen hat. Sie waren im Oktober an der Bekämpfung von Huthi-Angriffen beteiligt. Damals hieß es, die Huthis hätten die US-Schiffe nicht direkt angegriffen. Der Reporter Konstantin Toropin beschreibt die Lage so:
Navy-Beamte waren bisher nicht bereit, military.com eine Begründung für die Verleihung des Combat Action Ribbon zu geben, und sie haben ebenso nicht erklärt, warum Informationen darüber nicht veröffentlicht werden können.
Als (der Sprecher des Pentagons, Generalmajor Pat Ryder) gefragt wurde, ob die Auszeichnung bedeute, dass sich die Marineschiffe im Kampfeinsatz befinden, obgleich sie angeblich defensive Operationen im Roten Meer durchführten, antwortete er, die Handlungen des Admirals zur Anerkennung der Leistungen der Besatzung sprächen für sich.
Huthi-Rebellen greifen Handelsschiffe an: Eine neue Bedrohungslage
Die fortwährenden Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer nehmen weiterhin Handelsschiffe ins Visier, was zu Schäden an zwei Frachtern führte. Die betroffenen Schiffe sind das US-amerikanische "Star Nasia" und das britische "Morning Tide", wie aus einer Erklärung der Rebellen hervorgeht.
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Ein Bericht der britischen Sicherheitsfirma Ambrey bestätigt diese Ereignisse. Sie berichteten von einem Drohnenangriff auf ein britisches Frachtschiff in der Nähe der jemenitischen Küste, die hauptsächlich unter der Kontrolle der Huthis steht.
Unmittelbare Gefahr: Drohnenangriffe auf britische Frachtschiffe!
Die Besatzung des Schiffs gab an, sich etwa 57 Seemeilen westlich von Hodeidah befunden zu haben, als der Angriff auf der linken Seite des Schiffs erfolgte. Dabei wurde auch ein kleines Boot in der Nähe gesichtet. Das Projektil flog über das Deck und verursachte Schäden an den Fenstern der Steuerbrücke, verletzt wurde jedoch niemand.
Nach diesem Vorfall setzte das Frachtschiff seine Fahrt fort, indem es mehrere Ausweichmanöver durchführte. Es navigierte in Richtung der Meerenge Bab al-Mandeb, die eine wichtige Verbindung zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden darstellt.
Kelley Beaucar Vlahos ist Chefredakteurin von Responsible Statecraft und Senior Advisor am Quincy Institute. Ein Teil dieses Artikels erschien zuerst auf Englisch bei unserer Partnerredaktion Responsible Statecraft.
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