US-Nutzerzahlen viel zu hoch angesetzt

Wenig- oder Doppelnutzer werden bei Internetstatistiken mitgezählt

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Der volkstümliche Standardsatz über die Statistik sagt: "Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast". Diese Weisheit sollte man auch den Statistiken über die Internet-Nutzerzahlen zu Grunde legen, denn nach Recherchen des Onlinemagazins Wired nutzt ein Großteil der Kunden seine Onlinezugänge nicht oder nur sporadisch. Ebenso lassen weitere Vermutungen den Schluss zu, dass doppelte Accounts mitgezählt wurden.

Allein im letzten Jahr soll es in den Vereinigten Staaten nach Angaben von Nielsen/Netratings einen Zuwachs von sagenhaften 35 Millionen Nutzern gegeben haben. Die Gesamtzahl läge so bei 154 Millionen Internetnutzern. Damit wären mehr als 50 Prozent der US-Bürger online. Der Vizepräsident Allen Weiner glaubt aber, dass die Zahl der tatsächlichen Nutzer deutlich niedriger ist. "Wenn wir die Leute fragen, ob sie sich im vergangenen Monat eingeloggt haben, sagen vier von zehn Befragten, dass sie nicht online waren. Und dieses Verhältnis blieb im Jahresverlauf ziemlich konstant."

Erstaunlicherweise zahlen die User nach Angaben eines Sprechers von Forrester Research aber dennoch für ihren nicht genutzten Zugang. Kostenlose Zugänge werden nach Angaben von Wired kaum genutzt. Auf der anderen Seite soll es etwa 40 Prozent Abonnenten geben, die ihren Zugang nur zu 30 Prozent wirklich nutzen würden.

Der Artikel berührt noch eine weitere Kernfrage, die jeder Sysop aus der Mailboxszene kennt. Denn die hohen Nutzerzahlen werden auch deshalb angezweifelt, weil man nach Angaben der Gartner Group von vielen Mehrfachnutzern ausgehen muss. User gehen bestimmt auch mit mehreren Accounts in die Statistik ein. Ebenso wird bei den Zahlenwerken nicht berücksichtigt, dass ein Teil der User schon am Arbeitsplatz surft und somit kaum noch von Zuhause aktiv wird. Angesichts solcher Zahlen muss der Bewertung des Internets und den prognostizierten wirtschaftlichen Perspektiven ein gesundes Misstrauen entgegen gebracht werden. Die gleiche Problematik lässt sich wohl ebenso bei den deutschen Nutzerzahlen annehmen.