US-Regierung widerruft Exportlizenzen für Chip-Lieferungen an Huawei

US-Handelsministerium zieht Lizenz zurück. Beijing sieht Versprechen gebrochen. Was das für das IT-Gerät und den Markt bedeutet.

Die US-Regierung hat einige Exportlizenzen zurückgezogen, die den Versand von US-amerikanischen Hightech-Chips an den chinesischen Technologiekonzern Huawei erlaubten. Dies bestätigte das US-Handelsministerium gegenüber der Financial Times. Nach Ansicht von Beijing hat die US-Regierung damit das Versprechen gebrochen habe, die beiden Wirtschaftssysteme nicht voneinander zu trennen.

US-Chip-Verbot trifft Huawei

Die jüngste Einschränkung betrifft laut Insiderinformationen die Lieferung von Chips für Huaweis Laptop-Computer und Mobiltelefone. Dieses neue US-Chip-Verbot erfolgte, nachdem Huawei am 11. April sein erstes künstliche Intelligenz-fähiges Laptop, das Matebook X Pro, vorgestellt hatte. Dieses wird von Intels neuem Core Ultra 9 Prozessor angetrieben.

Republikanische Abgeordnete in Washington kritisierten die Regierung von US-Präsident Joe Biden dafür, dass sie dies überhaupt zugelassen hatte. Sie forderten den Widerruf aller Exportlizenzen für die Chip-Lieferung an Huawei.

Auswirkungen auf Intel und Qualcomm

Intel teilte in einer Börsenmitteilung am Mittwoch mit, dass seine Verkäufe durch diese Maßnahme negativ beeinflusst würden. Das Unternehmen erwartet für das zweite Quartal 2024 einen Umsatz im ursprünglichen Bereich von 12,5 bis 13,5 Milliarden US-Dollar, jedoch unterhalb des Mittelwerts.

Es fügte hinzu, dass der Umsatz und Gewinn pro Aktie für das gesamte Jahr 2024 voraussichtlich steigen werden.

Qualcomm gab am Mittwoch bekannt, dass eine seiner Exportlizenzen für Huawei widerrufen worden sei.

Chinas Reaktion auf die US-Maßnahmen

Ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums sagte in einer Erklärung am Mittwoch, dass die US-Maßnahmen "die Verpflichtung, nicht von China abzukoppeln und Chinas Entwicklung nicht zu behindern, erheblich verletzt" hätten. Diese Aktionen stünden auch "in starkem Kontrast zu der US-Behauptung, die nationale Sicherheit präzise zu definieren".

Seit dem Treffen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping mit US-Präsident Joe Biden in San Francisco im November letzten Jahres hat Peking Washington immer wieder daran erinnert, sein Versprechen einzuhalten, "nicht von China abzukoppeln und Chinas Entwicklung nicht zu behindern".

Huaweis Marktanteil

Im Jahr 2019 setzte die Trump-Regierung Huawei auf eine Handelsbeschränkungsliste wegen Verstoßes gegen Iran-Sanktionen. Das in Shenzhen ansässige Unternehmen durfte nicht mehr Googles Android-Betriebssystem und Qualcomms 5G-Chips verwenden, konnte jedoch weiterhin Qualcomms 4G-Prozessoren beziehen.

Im November 2020 trennte sich Huawei von seiner Smartphone-Untermarke Honor, um dem Unternehmen weiterhin den Zugang zu US-High-End-Chips zu ermöglichen.

Huawei erneut Marktführer

Inzwischen hat Huawei laut einem Forschungsbericht des in Singapur ansässigen Analyseunternehmens Canalys vom 26. April nach 13 Quartalen schwacher Leistung den Status als Nummer 1 unter den Smartphone-Herstellern in Festlandchina zurückerlangt. Canalys untersucht den Technologiemarkt.

Canalys berichtet, dass Huaweis Smartphone-Lieferungen in China im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent auf 11,7 Millionen Einheiten gestiegen sind. Der Marktanteil des Unternehmens erreichte im ersten Quartal 17 Prozent, gefolgt von OPPO (Prozent), Honor (16 Prozent), Vivo (15 Prozent) und Apple (15 Prozent).

Am 18. April brachte Huaweis HiSilicon den Kirin 9010 auf den Markt, einen Zwölf-Kern-Chipsatz, der von der in Shanghai ansässigen SMIC mit einer Sieben-Nanometer-Prozesstechnologie hergestellt wird.

Technologieanalysten sagten, der Kirin 9010 werde mit dem N+2-Prozess hergestellt, der auch bei der Herstellung des Kirin 9000s-Prozessors verwendet wurde.