US-Strategiepapier: Der Wettlauf ums ressourcenreiche Afrika
Seite 3: Rohstoffkrieg
Laut dem Strategiepapier beherbergt Afrika 30 Prozent der kritischen Mineralien, "die unsere moderne Welt antreiben". Allein die Demokratische Republik Kongo verfügt Schätzungen zufolge über noch förderbare Rohstoffe im Wert von 24 Billionen Dollar. Das Land besitzt z.B. über 80 Prozent der bekannten Koltan-Reserven. 2019 kamen außerdem 70 Prozent des weltweit geförderten Kobalts aus dem ehemaligen Zaire.
Die Mineralien sind unverzichtbar für die Elektrotechnik. Für die Digitalisierung und den Trend zu mehr elektronischen Waren ist die Kontrolle über die Ressourcen essentiell. Allein die letzten Jahrzehnte waren geprägt vom Krieg um diese Rohstoffe. Der UN-Sicherheitsrat hatte 2001 Ruanda und Uganda scharf kritisiert, den Krieg im Kongo auszunutzen, um das Land seiner Bodenschätze zu berauben. Der Erlös finanziere die Rebellen, die durch den Mineralexport ihre Macht sicherten.
Ugandas Regierungschef Museveni und Ruandas Präsident Kagame werden im Bericht ausdrücklich als "Paten" und Hauptsponsoren eines Krieges genannt, der wegen seiner Brutalität und der vielen beteiligten Staaten als der afrikanische Weltkrieg in die Geschichte einging. Ebenso beteiligt daran sind mehr als 20 europäische Unternehmen, vor allem aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden, die die Rohstoffe hauptsächlich für sich verwenden. Bei dem Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo ging es im Kern um Zugang, Kontrolle und Handel von fünf Rohstoffen: Koltan, Diamanten, Kupfer, Kobalt und Gold, so die UN.
Die Hauptsponsoren von Ruanda und Uganda während des Kriegs waren das Vereinigte Königreich, Dänemark, Deutschland und die USA. Während Uganda die im Kongo erbeuteten Rohstoffe verkaufte, lobte die Weltbank die wirtschaftliche Leistung Ugandas sogar als Erfolgsgeschichte. Schätzungen zufolge forderte der Krieg zwischen 1998 und 2008 etwa 5,4 Millionen Tote.
Im Strategiepapier verspricht die US-Regierung, dass beim Rohstoffabbau in Zukunft das Einhalten der Menschenrechte sichergestellt werden soll. Viele Konzerne behaupten, keine Rohstoffe aus Krisenregionen zu kaufen und lassen sich das auch zertifizieren. Doch trotz anhaltend inhumaner Arbeitsbedingungen gelangen die Produkte über Umwege zuverlässig zu den kaufkräftigen Regionen der Welt.
Damit konfrontiert verwies das Africom im Zuge einer Telepolis-Anfrage auf das sogenannte Leahy Gesetz, das die militärische Zusammenarbeit und Hilfe für jene, die Menschenrechte veletzen, unterbinden soll. Organisationen wie Amnesty International sehen im Gesetz ein wichtiges Mittel, um Hand in Hand mit der US-Regierung eine menschenfreundlichere Politik durchsetzen zu können. Das Gesetz wird jedoch in vielerlei Hinsicht als unzureichend kritisiert.
Was auch immer die Amerikaner und ihre Verbündeten im Krieg gegen den Terror unternehmen, es funktioniert nicht. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Terroranschläge in Afrika mehr als verzehnfacht: Boko Haram in Nigeria, Krieg in Mali und seit einigen Jahren terroristische Aktivitäten in Mozambique. 2020 zählte Afrika um die zwei Duzend aktive islamistische Terrororganisationen, aktiv in 14 Ländern. Waren es 2019 fast 3500 Gewaltakte, konnten 2022 bereits über 6200 Gefechte und Anschläge beobachtet werden. Auch Uganda wurde 2021 häufiger von Anschlägen heimgesucht. Al Shabaab erklärte, das sei die Antwort auf ugandische Truppen in Somalia.
Die Strategie der USA und ihrer Verbündeten ist es, Armeen und Regierungen zu stärken, zu bewaffnen und auszubilden, um den "Krieg gegen den Terror" zu gewinnen. Doch die Hauptgründe für Terrorismus sind Armut, Korruption und Unterdrückung. Einer Studie der UN-Entwicklungsorganisation UNDP zufolge sind die stärksten Gründe, warum sich Menschen terroristischen Organisationen anschließen, Unzufriedenheit mit korrupten Regierungen und das Bedürfnis nach einem bezahlten Beruf. 70 Prozent der befragten Milizionäre nannten Taten der Regierung als entscheidenden Punkt, der sie zum Beitritt zu einer solchen Gruppe bewegte.