US-Zinssenkung könnte Chinas Währungshüter Spielraum verschaffen

Der Yuan als Illustration vor einem Bild das Kurse illustriert

(Bild: Shutterstock.com )

Jüngste Aktion der FED hilft Chinas Zentralbank. Experten erwarten geldpolitische Lockerung. Der mittelfristige Ausblick bleibt jedoch (noch) unklar.

Während die Märkte eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank (FED) erwarten, beobachten Analysten mögliche Auswirkungen auf die chinesische Geldpolitik. Experten prognostizieren, dass die chinesische Zentralbank (PBOC) dadurch Spielraum für eigene Zinssenkungen gewinnen und den Kapitalabfluss aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt verringern könnte. Dies berichtet die South China Morning Post.

China im Abwägungsprozess

Auch wenn eine unmittelbare Zinssenkung in China nicht zu erwarten ist, könnte eine Senkung des Mindestreservesatzes bevorzugt werden, so die Analysten. Es wird erwartet, dass die FED auf der Sitzung des Federal Open Market Committee in dieser Woche den Leitzins um mindestens 25 Basispunkte von derzeit 5,25 auf 5,5 Prozent senken wird.

Die PBOC hat sich bisher mit Zinssenkungen zurückgehalten, vor allem wegen des Zinsgefälles zu den USA und der Auswirkungen der niedrigen Zinsen auf die chinesischen Banken. Angesichts der Verlangsamung der inländischen Wirtschaftstätigkeit und der Zinssenkungen der FED werden jedoch die Forderungen nach einer Lockerung der Geldpolitik lauter.

Sunny Liu, Chefökonom von Oxford Economics, rechnet in den nächsten zwei Quartalen mit weiteren Zinssenkungen der PBOC und anhaltender fiskalpolitischer Unterstützung zur Ankurbelung der Nachfrage. Im August hätten sich die Anzeichen für eine weitere Verlangsamung der Wirtschaftsdynamik verdichtet. Der Konsum stagnierte, während die Investitionen in Infrastruktur und Fertigung - zwei traditionelle Wachstumstreiber - nachließen.

Sorge um Profite und Yuan-Abwertung

Zou Lan, Leiter der geldpolitischen Abteilung der PBOC, äußerte Anfang September, dass Spielraum für eine Senkung des RRR bestehe, um Banken mehr Liquidität zu verschaffen. Er äußerte jedoch Bedenken hinsichtlich schrumpfender Nettomargen der Zinsen, was weitere Senkungen des Einlagen- und Kreditzinses einschränken könnte.

Im Juli senkte die PBOC den Satz der einjährigen mittelfristigen Kreditfazilität um 20 Basispunkte auf 2,3 Prozent, was die erste Reduzierung des Politikzinses in fast einem Jahr darstellte.

Die PBOC muss auch dem Abwertungsdruck auf den Yuan Rechnung tragen, der seit August um 1,9 Prozent gegenüber dem US-Dollar aufgewertet hat. Lynn Song, Chefvolkswirtin für Greater China bei ING, erwartet mindestens eine Zinssenkung der PBOC bis zum Jahresende.

Guan Tao, Chefökonom bei der Bank of China International, betont, dass die Auswirkungen einer Zinssenkung auf Chinas öffentliche Schulden, die Anleihemärkte und die Finanzindustrie zu berücksichtigen seien. Sollte die FED nicht massiv die Zinsen senken, könne der Yuan-Kurs durchaus beide Richtungen einschlagen.

"Chinas Wirtschaft geht es gerade nicht besonders gut, aber es läuft auch nicht extrem schlecht. Ich denke wir sollten nicht zu pessimistisch sein", sagte Guan.

Politische Risiken und Handelsbeziehungen

Rory Green, Leiter der Asienforschung bei GlobalData TS Lombard, weist auf das politische Risiko der US-Präsidentschaftswahlen für Chinas Wirtschaftspolitik hin. Laut Green könnte Beijing angesichts einer möglichen Wiederwahl Trumps Konjunkturmaßnahmen zurückhalten, um auf höhere Zölle reagieren zu können.

Im Gegensatz dazu würde Kamala Harris voraussichtlich die Tech-Restriktionen verschärfen, aber die Zölle weitgehend unverändert lassen.

Ausblick: Vorsichtiger Optimismus

Lorraine Tan, Leiterin des Aktienresearchs für Asien der Finanzanalysefirma Morningstar, ist der Ansicht, dass der Aktienmarkt nur dann profitieren wird, wenn sich die Nachfrage in China verbessert. Der CSI 300-Index, der die Blue Chips in Shanghai und Shenzhen abbildet, nähert sich den Tiefstständen seit Januar 2019. Die für das makroökonomische Umfeld wichtige Stabilisierung des Immobilienmarkts erwartet Tan jedoch nicht vor 2025.

Die aktuellen Entwicklungen deuten darauf hin, dass die chinesischen Währungshüter die Geldpolitik vorsichtig lockern könnten, ohne jedoch risikoreiche Schritte zu wagen, die die Stabilität des Yuan oder die Profitabilität der Banken gefährden könnten.

Zukünftige Entscheidungen der PBOC werden sowohl von der internationalen Zinsentwicklung als auch von der politischen Landschaft in den USA beeinflusst werden. So lange der Groschen bei der kommenden US-Präsidentschaftswahl nicht gefallen ist, bleibt der Ausblick weiterhin mit vielen Unsicherheiten verbunden.