US-Zölle könnten Weltwirtschaft 1,4 Billionen Dollar kosten
(Bild: Lightspring / Shutterstock.com)
US-Zollpolitik könnte Weltwirtschaft teuer zu stehen kommen. Forscher schätzen globalen Wohlfahrtsverlust von 1,4 Billionen US-Dollar. Doch es gibt auch mögliche Profiteure.
Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump könnte der Weltwirtschaft teuer zu stehen kommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Aston University aus Großbritannien. Die Forscher haben die wirtschaftlichen Folgen von sechs Zoll-Szenarien untersucht. Ihr Fazit: Im schlimmsten Fall droht ein Wohlfahrtsverlust von 1,4 Billionen US-Dollar weltweit.
Anfang 2025 hatte die Trump-Regierung neue Zölle verkündet: Wenn Unternehmen Waren aus Mexiko und Kanada importieren wollen, dann werden Abgaben in Höhe von 25 Prozent fällig. Auf Importe von Stahl und Aluminium aus aller Welt ebenfalls. Die Zölle auf Einfuhren aus China stiegen gar auf 20 Prozent.
Laut der Studie führt allein dieses erste Zollpaket zu Preissteigerungen von 2,7 Prozent in den USA. Das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf sinkt demnach um 0,9 Prozent. Wenn sich diese Länder aber entscheiden sollten, ihrerseits Vergeltungszölle auf US-Produkte zu erheben, dann sinkt die Wirtschaftsleistung bei allen deutlich. Der Verlust der USA würde sich dann auf 1,1 Prozent des BIP erhöhen, Kanada und Mexiko wären aber mit 5,1 und 7,1 Prozent ungleich stärker betroffen.
Forscher simulieren sechs Zoll-Szenarien
Um die Folgen von Trumps Zöllen abzuschätzen, haben die Forscher der Aston University sechs Szenarien durchgespielt. Dafür nutzten sie ein ökonomisches Modell, das sogenannte "strukturierte Gravitationsmodell". Es erlaubt, die Auswirkungen von Zöllen auf Handelsströme, Preise, Produktion und Wohlstand zu simulieren.
Die Forscher rechneten folgende Szenarien durch:
- Einseitige US-Zölle: Die USA erheben Zölle auf Importe aus Mexiko, Kanada und China. Dies führt zu Preissteigerungen in den USA und einem Wohlstandsverlust in den betroffenen Ländern.
- Vergeltungsmaßnahmen durch Kanada, Mexiko und China: Die betroffenen Länder reagieren mit Gegenzöllen. Der Wohlstandsverlust in den USA steigt, auch Kanada und Mexiko sind stark betroffen.
- US-Zölle gegen die EU: Die Vereinigten Staaten weiten ihre Zölle auf EU-Waren aus. Dies führt zu einem starken Rückgang des transatlantischen Handels und Produktionsstörungen in der EU.
- EU-Vergeltung: Die Europäische Union reagiert mit eigenen Zöllen auf US-Waren. Es kommt zu Preisanstiegen und gegenseitigen Wohlfahrtsverlusten. Das Vereinigte Königreich profitiert leicht durch Handelsumlenkungen.
- Globale US-Zölle: Die USA erheben Zölle auf alle Importe weltweit. Der Welthandel geht stark zurück, es kommt zu erheblichen Preissteigerungen und Wohlstandsverlusten, insbesondere in Nordamerika.
- Vollständige globale Vergeltung: Alle betroffenen Länder reagieren mit Gegenzöllen auf die USA. Es kommt zu umfassenden globalen Störungen und einem geschätzten weltweiten Wohlstandsverlust von 1,4 Billionen US-Dollar.
Handelskrieg könnte 1,4 Billionen Dollar kosten
Der Studie zufolge würde ein globaler Handelskrieg, wie das Szenario sechs beschreibt, die Weltwirtschaft 1,4 Billionen US-Dollar an Wohlfahrt kosten. Die USA wären mit einem Minus von 2,5 Prozent beim Pro-Kopf-Einkommen am stärksten betroffen. Doch auch die EU würde leiden: Die deutschen Exporte etwa gingen um 2,6 Prozent zurück.
Die Forscher bewerten die US-Zollpolitik als gefährlich und destruktiv. Sie könne einen Teufelskreis der Vergeltung in Gang setzen und die Autorität der Welthandelsorganisation untergraben. Um die Risiken zu mindern, empfehlen sie eine pragmatische Handelsdiversifizierung und eine stärkere multilaterale Kooperation.
Institut sieht auch Deutschland stark betroffen
Auch für Deutschland hätten die US-Zölle drastische Folgen, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Käme es zum Worst Case, also einem umfassenden Handelskrieg, könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt bis 2028 um 1,5 Prozent schrumpfen, schätzen die IW-Ökonomen. Der Wohlstandsverlust für die Bundesrepublik könnte sich demnach über vier Jahre auf rund 200 Milliarden Euro summieren.
Die Studien zeigen: Die Zollpolitik von US-Präsident Trump ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Eskaliert der Handelskonflikt weiter, drohen erhebliche Verwerfungen für die globale Wirtschaft. Es ist nun an der Politik, dies zu verhindern und die Risiken durch kluges Handeln zu minimieren.
Es könnte auch Gewinner geben
Doch die Aston-Forscher sehen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen – zumindest für Großbritannien. Denn in einigen Szenarien könnte das Vereinigte Königreich von einer Handelsumlenkung profitieren. Sollte die EU mit Zöllen auf US-Waren reagieren, könnten die britischen Exporte in die USA um 17,5 Prozent steigen, so die Prognose.