USA: Chinesische Naturwissenschaftler bleiben weg

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Trend: Von 70 auf sieben Prozent – weniger Chinesen schließen ihr Studium im Ausland ab. Die Gründe sind vielfältig.

Generationen chinesischer Studentinnen und Studenten haben seit der Öffnung in den 1980er-Jahren ihre akademische Ausbildung an westeuropäischen, australischen und mehr noch US-amerikanischen Hochschulen abgeschlossen. Doch die Prioritäten scheinen sich zu ändern.

Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet, dass 2022 nur noch sieben Prozent des Abschlussjahrgangs der Tsinghua-Universität in Beijing, eine der wichtigsten Hochschulen des Landes, ein Master- oder Promotionsstudium im Ausland anhängt. 1989 seien es hingegen noch 70 Prozent gewesen.

Die Zahlen mögen durch die besondere Situation in den beiden Jahren – Pandemie 2022 einerseits, schwere politische Krise und Repressionswelle 1989 andererseits – beeinflusst sein und die Situation an anderen Universitäten mag noch etwas anders sein, aber sie weisen deutlich auf einen abnehmenden Hang zum Auslandsstudium unter jungen Chinesen hin.

Zwischen 1978 und 2021 haben rund acht Millionen Chinesen im Ausland studiert, so die Zeitung, doch dieser Strom, von dem beide Seiten profitiert hätten, werde schmaler. Anders als noch vor ein paar Jahren würden in den Naturwissenschaften die besten Studentinnen und Studenten nicht mehr automatisch ein Auslandsstudium als logischen nächsten Karriereschritt sehen.

Fortschritte in der chinesischen Forschungslandschaft

Die Gründe sind vielfältig. Zum einen haben sie mit den wachsenden Spannungen zwischen China und den USA zu tun. Strengere Visumvorschriften für Forscher und Studierende und Anfeindungen gegen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mögen dem Studium in den USA einiges an Attraktivität nehmen.

Die von der Hongkonger Zeitung befragten Experten an chinesischen Hochschulen gehen aber davon aus, dass vor allem in den Naturwissenschaften die Fortschritte in der chinesischen Forschungslandschaft die ausschlaggebende Rolle spielen. Wie berichtet, befindet sich die Volksrepublik auch auf diesem Sektor inzwischen auf der Überholspur.

Ganz abgerissen ist der Zuzug chinesischer Studierender in die USA allerdings noch nicht. Besonders wohlhabende und gebildete Eltern würden nach wie vor für ihre Kinder eine Ausbildung im Ausland suchen, so die Zeitung. 2022 seien von den 1,3 Millionen ausländischer Studierender in den USA knapp 25 Prozent oder 320.000 Chinesen gewesen.

In Deutschland studieren nach unterschiedlichen Angaben zwischen 30.000 und 40.000 junge Bürgerinnen und Bürger der Volksrepublik. Damit stellen sie wie schon seit rund 20 Jahren auch hierzulande noch die mit Abstand größte Gruppe unter den Studierenden aus dem Ausland.