USA: Müttersterblichkeit stieg während Pandemie
Neue Daten weisen auf Anstieg der maternalen Todesfälle hin. Trend hatte sich schon Anfang des Jahres abgezeichnet. Wie Corona das Problem verschärft hat.
Während der Corona-Pandemie ist in den USA nach neuen Daten die Müttersterblichkeit aufgrund von Schwangerschaft und Geburt angestiegen. Zugenommen habe auch das allgemeine Risiko für Schwangerschaftskomplikationen. Darüber berichten Fachpublikationen wie das Deutsche Ärzteblatt unter Berufung auf eine Studie, in der die Daten von mehr als 1,6 Millionen Schwangere vor und nach der Pandemie verglichen wurden.
Die Rate verstorbener Frauen unter Schwangerschaft und Geburt ist dieser Studie zufolge im Laufe der Pandemie von 5,17 auf 8,69 pro 100.000 Schwangeren angestiegen. Die Rate der Fehl- und Totgeburten weise hingegen keinen Unterschied auf. Die Forscher weisen auch auf eine Zunahme der Häufigkeit verschiedener Schwangerschaftskomplikationen wie Schwangerschaftshochdruck, Blutungen, Präeklampsie oder Hypertonie hin.
"In einer nationalen Stichprobe an 463 Krankenhäusern fanden wir eine kleine, aber signifikante Zunahme der Sterblichkeit bei den Müttern während des Krankenhausaufenthaltes sowie eine Zunahme an hypertensiven Erkrankungen und Blutungen", zitiert das Ärzteblatt aus der Studie, die von Rose Molina vom Department of Obstetrics and Gynecology am Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston, und weiteren Autoren verfasst wurde.
Die rückblickende Auswertung stützt sich auf die Gesundheitsdaten schwangerer Frauen, die sich an mehr als 450 US-Krankenhäusern in ambulanter oder stationärer Betreuung befunden haben. Dabei seien Schwangerschaftsverläufe, Komplikationen und Dauer des Krankenhausaufenthaltes zwischen einer Phase in der Covid-19-Pandemie zwischen März und April 2021 und einem Vergleichszeitraum vor der Pandemie zwischen Januar und Februar 2020 verglichen worden, erklärt das Ärzteblatt in seinem Autorenbeitrag.
Die Studie bestätigt damit einen Trend, über den schon im Februar dieses Jahres das National Center for Health Statistics der USA hingewiesen hatte. Im Jahr 2020 gab es dort demnach insgesamt 861 maternale Todesfälle. "Dies entspricht einer Müttersterblichkeitsrate von 23,8 Fällen pro 100.000 Geburten", schrieb damals die Nachrichtenagentur AFP. Afroamerikanerinnen hätten ein dreimal höheres Sterberisiko als weiße Frauen.
"Damit weisen die USA von allen Industrieländern die höchste Müttersterblichkeitsrate auf", so die AFP: "Kanada verzeichnete beispielsweise im selben Jahr laut einer OECD-Statistik 7,5 Todesfälle pro 100.000 Geburten." Auch im Februar war die Corona-Pandemie schon als ein Faktor der gestiegenen Todeszahlen schwangerer Frauen genannt worden.
Die Hilfsorganisation Care hatte anlässlich des Tags der Hebamme Anfang Mai darauf verwiesen, dass knapp 300.000 Frauen weltweit jedes Jahr an Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt sterben. Durch die Pandemie drohe diese sehr hohe Zahl dramatisch zu steigen, weil die medizinische Versorgung in Krankenhäusern weltweit heruntergefahren wurde.
Daten aus Ländern wie Bangladesch, Nigeria und Südafrika zeigten bei der Sterblichkeit von Müttern und Neugeborenen bereits einen Anstieg von bis zu 30 Prozent auf. Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von Care Deutschland, sagte:
In ärmeren Ländern sind Kliniken teilweise stark überlastet und können nur noch Personen mit Covid-19-Symptomen behandeln. Vielerorts weisen Krankenhäuser gebärende Frauen ab, weil das medizinische Personal keine Schutzkleidung hat und fürchtet, sich mit Covid-19 anzustecken. In Simbabwe etwa können nur noch die Hälfte aller Schwangeren vorgeburtliche Untersuchungen wahrnehmen. Die Zahl der Frauen, die in simbabwischen Kliniken gebären, hat sich um zwei Drittel reduziert.