USA: Religiöser Fanatiker oben auf der Maga-Welle

Speaker Mike Johnson bei seiner Rede am 25. Oktober 2023. Bild: Office of Speaker Mike Johnson /

Mit Mike Johnson ist ein evangelikaler Christ im vierthöchsten Staatsamt. Er steht der Ideologie der extremen Rechten nahe. Was der Machtkampf unter den Republikanern über ihre Zukunft aussagt.

Der Republikanischen Partei ging es schon einmal besser. Donald Trump, Ex-Präsident und Frontrunner im parteiinternen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur, ist derzeit noch mit juristischen Problemen beschäftigt, die aus seiner letzten Wahlniederlage resultieren.

Nun wurde der ehemalige Bewohner des Weißen Hauses von einem Gericht dazu verurteilt, die Lüge, Biden habe die Wahl "gestohlen", nicht mehr öffentlich zu erwähnen, – zumindest nicht für die Dauer des Verfahrens.

Seine Anhänger werden diesen juristischen Maulkorb als weiteren Beweis dafür werten, dass ihr Kandidat eine echte Gefahr für die "Eliten in Washington" darstellt.

Der Trumpismus, wenn man die Ideologie der rechten Kulturkämpfer so nennen will, ist also noch lange nicht begraben, was sich auch in den parteiinternen Auseinandersetzungen der Republikaner widerspiegelt.

Rechtsruck bei den Republikanern

Der Kampf um den Vorsitz im Repräsentantenhaus, in dem die Republikaner derzeit die Mehrheit haben, hat gezeigt, dass es zumindest dort derzeit an Parteidisziplin mangelt. Von diesem Chaos profitiert vor allem der rechte Rand der Partei.

Bereits der Rücktritt von Kevin McCarthy kann als Zeichen eines anhaltenden Rechtsruck unter den Konservativen im Repräsentantenhaus interpretiert werden. Der Abgeordnete des 22. Distrikts in Kalifornien hatte es tatsächlich gewagt, mit der Biden-Administration zu verhandeln, um einen "Government Shutdown" abzuwenden.

Schon seine Wahl zum Sprecher des Repräsentantenhauses im Januar stand unter keinem guten Stern. Fünfzehn Anläufe hatte McCarthy gebraucht, um die Wahl zum höchsten Amt im Repräsentantenhaus zu gewinnen.

Jim Jordan: Kompromissloser Maga-Kandidat

Als nächster Kandidat war der Abgeordnete Jim Jordan aus Ohio angetreten - doch auch er scheiterte. Laut einem ausführlichen Artikel in der Washington Post soll der ehemalige Wrestling-Trainer schon während seiner Karriere als Athlet und Trainer für seine Intensität und Unnachgiebigkeit bekannt gewesen sein.

Das will etwas heißen in einer Sportart, die nicht gerade für eine gesunde Einstellung zu Wettkampf und Training bekannt ist. Jordan war berüchtigt dafür, seine Schützlinge selbst für die Verhältnisse des professionellen Wrestlings etwas zu hart anzufassen.

Auch seine Reaktion auf die Aufdeckung eines jahrzehntelangen Missbrauchsskandals durch den Mannschaftsarzt seines Ringer-Teams spricht Bände.

Jordan ließ sein Team über X (früher Twitter) wissen, er habe nie einen Missbrauch gesehen, nie von einem Missbrauch gehört und ihm sei während seiner Zeit als Trainer an der Ohio State University auch nie ein Missbrauchsfall gemeldet worden. Der Missbrauch durch den Arzt galt als offenes Geheimnis, die Büros der beiden Männer lagen jahrelang nebeneinander.

Ähnlich kompromisslos scheint Jordan auch seine zweite Karriere in der Politik angegangen zu sein. Jordans aggressives Auftreten gegenüber Parteikollegen, etwa als Vorsitzender des Freedom Caucus, polarisierte immer wieder.

Doch seine lautstarke Verteidigung Trumps machte ihn zum Liebling der Maga ("Make America great again")-Bewegung, aber auch zum Feind der Demokraten und der "Never Trump"-Republikaner.

Wenig Moderate in der GOP

Die wenigen verbliebenen Moderaten sehen in ihm den Hauptverantwortlichen für die Verwandlung der GOP (Grand Old Party; Republikaner) in eine Trump-Sekte. Jordans Nähe zu Trump und die daraus resultierende öffentliche Unterstützung durch den Ex-Präsidenten brachten ihn in die engere Auswahl für das Amt des Speakers of the House.

Seine unangenehme Art und seine an Besessenheit grenzende Zielstrebigkeit haben ihn letztlich das Amt gekostet. Schon zwischen den Wahlgängen zeichnete sich ab, dass Jordans Kampagne, seine Parteikolleginnen öffentlich und privat unter Druck zu setzen, nach hinten losgehen würde.

Der Ex-Wrestler entschied sich, nicht von seinem Kurs abzuweichen und verlor schließlich die Wahl. Im Nachhinein lässt sich sagen: Wäre der Republikaner aus Ohio Speaker geworden, hätte er es nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Unterstützung für Trump geschafft.