USA bauen eigene Seltene-Erden-Industrie auf, um Unabhängigkeit von China zu erreichen

Eine MQ-9 Reaper-Drohne der US-Luftwaffe bei der Wartung in einem Hangar auf der Columbus Air Force Base

US-Drohnen sind auf Seltene-Erden-Magnete angewiesen.

(Bild: Michael Fitzsimmons / Shutterstock.com)

US-Rüstungsindustrie ist auf Seltene Erden aus China angewiesen. Mit Blick auf geopolitische Lage ein riskantes Spiel. Mit massiven Subventionen soll sich das ändern.

Die USA bereiten sich auf einen militärischen Konflikt mit China vor, haben aber ein Problem: Ihre Rüstungsindustrie ist stark von Seltenen Erden aus China abhängig. Das will die Regierung in Washington mit hunderten Millionen Dollar an Subventionen und Steuergutschriften ändern.

Magnetische Herausforderung: Seltene Erden in der Rüstungsindustrie

Konkret geht es um Seltene-Erden-Magnete, winzige Metallteile, die in F-35-Kampfflugzeugen, Raketenleitsystemen, Predator-Drohnen und Atom-U-Booten zum Einsatz kommen. Chinas Anteil am Weltmarkt liegt bei 92 Prozent.

Ein Gesetz aus dem Jahr 2018 setzt die US-Rüstungsschmieden unter Zeitdruck. Es schränkt bereits die Verwendung chinesischer Magnete in Rüstungsprodukten ein. Bis 2027 sollen die Restriktionen auf alle Magnete ausgeweitet werden, die in China gewonnene oder verarbeitete Materialien enthalten.

Das Wiederbeleben einer Industrie: Amerikas Kampf gegen Chinas Marktmacht

Die amerikanischen Unternehmen haben nicht nur mit den von der eigenen Regierung gesetzten Fristen zu kämpfen, sondern auch mit einer jahrelang tolerierten Deindustrialisierung. In den drei Jahrzehnten seit dem Ende des Kalten Krieges wurden Produktionsstätten geschlossen und Lieferketten neu geordnet. Nun muss eine Industrie gegen die Marktmacht Chinas wieder aufgebaut werden.

"Wir werden nicht einfach einen Schalter umlegen können, um dahin zu kommen, wo wir hinwollen", kommentierte Anthony Di Stasio, ein hochrangiger US-Verteidigungsbeamter, die Herausforderung gegenüber dem Wall Street Journal (WSJ). Was er damit meint: Trotz massiver finanzieller Unterstützung dürfte es ein harter Kampf um Marktanteile werden.

Pentagon investiert Millionen in den Aufbau einer eigenen Lieferkette

In den vergangenen Jahren hat das Pentagon mehr als 450 Millionen Dollar für den Aufbau einer eigenen Lieferkette für Seltene Erden und deren Magnete ausgegeben. Weitere Gelder kommen vom Energieministerium, da die Magnete auch für Elektrofahrzeuge von zentraler Bedeutung sind.

Vor zwei Jahrzehnten schloss die letzte US-Fabrik, jetzt werden neue aus dem Boden gestampft. Ein deutscher Magnethersteller profitiert von dieser Entwicklung, wie das WSJ berichtet. Im März erfolgte der erste Spatenstich für das erste nordamerikanische Werk des deutschen Unternehmens.

Dort sollen Seltene Erden aus Nordamerika verarbeitet werden. Diese könnten aus anderen staatlich geförderten Projekten wie Aufbereitungsanlagen in Kalifornien und Texas stammen.

Chinas Preispolitik: Eine Hürde für US-Produzenten

Die größte Herausforderung für US-Unternehmen sind die niedrigen chinesischen Preise. Eine Untersuchung des US-Handelsministeriums aus dem Jahr 2022 ergab, dass China aufgrund seiner marktbeherrschenden Stellung die Preise so niedrig halten kann, dass die Produktion für Konkurrenten unrentabel wird.

Weitere Herausforderungen sind die strengere Regulierung im Westen und der Mangel an Fachkräften in diesem Bereich. Dies erfordert kostspielige Lösungen wie den Import ausländischer Talente, die Ausbildung von Amerikanern und die Automatisierung.

"Wenn Sie wollen, dass es kommerziell lebensfähig ist, wie wollen Sie das erreichen, denn es gibt einen Grund, warum wir es nicht mehr im Inland machen", sagte Moshe Schwartz, ein leitender Beamter für Beschaffungspolitik bei der National Defense Industrial Association, dem WSJ.

Appell an den Patriotismus: US-Regierung fordert Unterstützung der Industrie

Schließlich appelliert die US-Regierung an den Patriotismus der Unternehmen. Die Nachfrage im Verteidigungssektor reicht nicht aus, um die neue Industrie zu stützen. Andere Branchen wie die Hersteller von Elektroautos, Windturbinen und MRT-Geräten müssten mitziehen und bereit sein, einen höheren Preis zu zahlen.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass diese Bereitschaft vorhanden ist. Laut WSJ hat General Motors bereits zugesagt, Magnete "made in USA" zu kaufen, sobald die Produktion anläuft. Auch andere Unternehmen sollen bereits ihre Bereitschaft signalisiert haben.

Historischer Rückblick: Die Entdeckung der Seltenen-Erden-Magnete

Die ersten Seltene-Erden-Magnete wurden in den 1960er-Jahren von Wissenschaftlern in einem Labor der US-Luftwaffe entdeckt. In den 1980er-Jahren führten Investitionen des Militärs zu leistungsfähigeren Versionen, die ihre Anziehungskraft bei extrem hohen und extrem niedrigen Temperaturen aufrechterhalten konnten.

Ende der 1980er-Jahre waren die USA nach Japan einer der größten Produzenten. Die Mineralien wurden in Kalifornien abgebaut und verarbeitet und im Mittleren Westen zu Magneten verarbeitet. Der chinesische Boom bei der Gewinnung Seltener Erden und die niedrigeren Arbeitskosten in Asien machten die Vorteile der USA jedoch zunichte.