USA richten nukleare Abschreckung auf China, Russland und Nordkorea aus

Ein Atomsprengkopf in einem Hangar.

(Bild: GAS-photo / Shutterstock.com)

USA planen nukleare Abschreckung neu. Die USA wollen gleich drei potenzielle Rivalen nuklear abschrecken können. Droht ein neues atomares Wettrüsten?

Die USA wollen für die Zukunft gewappnet sein und gleich drei potenzielle Rivalen nuklear abschrecken können. Wie die New York Times (NYT) berichtet, soll US-Präsident Joe Biden bereits im März einen streng geheimen nuklearen Strategieplan gebilligt haben, der die US-Atompläne neu ausrichtet.

US-Regierung billigt neuen nuklearen Strategieplan

Im Mittelpunkt der aktualisierten "Nuclear Employment Guidance" steht demnach China. Es wird erwartet, dass das Atomwaffenarsenal der Volksrepublik in den nächsten zehn Jahren in Größe und Vielfalt mit dem der USA und Russlands konkurrieren wird.

Die Regierung in Washington will sich deshalb auch auf nukleare Krisen vorbereiten, die gleichzeitig oder nacheinander ausbrechen. Oder die von China, Russland und Nordkorea koordiniert werden. Letzteres bestimmt zunehmend das Denken amerikanischer Nuklearstrategen, da diese Länder immer stärker militärisch kooperieren.

Das Strategiepapier wird laut NYT alle vier Jahre überarbeitet und ist so geheim, dass nur ein kleiner Kreis von Sicherheitsbeamten und Pentagon-Kommandeuren Einsicht hat. Es gibt demnach auch keine elektronischen Kopien, sondern wird den Auserwählten in gedruckter Form zur Einsicht gegeben.

Experten betonen Notwendigkeit der Abschreckung mehrerer Gegner

Einige US-Beamte hätten aber öffentlich auf Änderungen hinweisen dürfen, heißt es in dem Bericht – in sorgfältig begrenzten, einzelnen Sätzen.

Einer von ihnen ist Vipin Narang, ein Nuklearstratege am Massachusetts Institute of Technology (MIT), der bis in jüngster Vergangenheit auch im Pentagon arbeitete. Er sagte, die neuen Richtlinien berücksichtigten "mehrere nuklear bewaffnete Gegner" und insbesondere "die beträchtliche Zunahme der Größe und Vielfalt" des chinesischen Atomwaffenarsenals.

Pranay Vaddi, Direktor für Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung im Nationalen Sicherheitsrat, betonte die "Notwendigkeit, Russland, die Volksrepublik China und Nordkorea gleichzeitig abzuschrecken".

"Es liegt in unserer Verantwortung, die Welt so zu sehen, wie sie ist, und nicht so, wie wir sie uns erhofft oder gewünscht haben", sagte Narang. Die neue Herausforderung sei "die reale Möglichkeit der Zusammenarbeit und sogar der geheimen Absprache zwischen unseren nuklear bewaffneten Gegnern".

Verändertes nukleares Umfeld erfordert Anpassung der US-Strategie

Als Gegner gilt Russland. Der russische Präsident Wladimir Putin hat in den vergangenen zwei Jahren wiederholt auf die eigene Nukleardoktrin verwiesen. In Washington und anderen westlichen Staaten wurde dies als Drohung verstanden, in der Ukraine unter Umständen Atomwaffen einzusetzen.

Als weiterer Gegner gilt China, das sein Arsenal ausbaut und sich in geopolitischen Auseinandersetzungen befindet. Aber auch Nordkorea unter Staatschef Kim Jong-un wird als potenzieller Gegner wahrgenommen. Das Land soll nach offiziellen Schätzungen bereits über 60 Atomwaffen und Kernbrennstoff für viele weitere verfügen. Und bei dieser Anzahl könne es nukleare Attacken mit Partnern koordinieren.

Es sei nur eine Frage der Zeit, bis ein grundlegend verändertes nukleares Umfeld die amerikanischen Kriegspläne und Strategien verändern würde, sagten Beamte laut Bericht.