USA verstärken Militärpräsenz am Golf: Trumps Iran-Ultimatum
Northrop Grumman B-2 Spirit. Bild: United States Air Force
USA verlegen massive Militärkapazitäten. Trump gibt Iran zwei Monate für einen neuen Atomdeal. Was der US-Präsident dabei riskiert. Analyse.
"Bombardierungen, wie sie der Iran noch nie erlebt hat" – mit dieser Drohung hat US-Präsident Donald Trump dem Iran ein Ultimatum gestellt. Zwei Monate bleiben dem Iran demnach, um einem neuen Atomdeal zuzustimmen – andernfalls drohen Luftschläge.
Im Zentrum des Konflikts steht das iranische Atomprogramm. Während Teheran dessen zivilen Charakter betont, befürchten die USA und Israel, der Iran könnte schnell waffenfähiges Material produzieren. Die USA bringen sich militärisch bereits in Stellung.
B-2 Spirit Tarnkappenbomber, Flugzeugträger und Patriots
Das US-Militär hat mehrere B-2 Spirit Tarnkappenbomber auf der Insel Diego Garcia stationiert. Satellitenbilder vom April zeigen mindestens sechs der nur 20 existierenden B-2 auf dem Stützpunkt – ein erheblicher Teil der US-Flotte. Wie The War Zone berichtet, könnten die Bomber dort für einen möglichen Einsatz der bunkerbrechenden GBU-57/B vorbereitet werden, die speziell gegen tief vergrabene Ziele wie iranische Nuklearanlagen entwickelt wurde.
Der Stützpunkt Diego Garcia liegt im Indischen Ozean etwa 5.300 Kilometer vom Iran entfernt, was gut innerhalb der Reichweite der B-2 Bomber (ca. 11.000 Kilometer ohne Betankung) liegt.
Neben den Bombern hat das Pentagon, wie Army Recognition berichtet, zwei Flugzeugträgergruppen in die Region verlegt.
Das US-Verteidigungsministerium bestätigte am 1. April 2025, dass die USS Harry S. Truman Carrier Strike Group im Einsatzgebiet des US Central Command verbleiben wird, während die USS Carl Vinson Carrier Strike Group nach Abschluss ihrer Operationen im Indopazifik ebenfalls in die Region befohlen wird.
Zusätzlich zu den Seestreitkräften hat das US-Militär, wie Army Recognition am 30. März meldete, mindestens zwei Patriot Advanced Capability-3 (PAC-3) Luftabwehrraketenbatterien aus Asien in den Nahen Osten verlegt.
Auch die Stationierung eines Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) Systems gegen ballistische Raketen ist geplant.
Die USA unterhalten rund 40.000 Soldaten in der Region, verteilt auf Stützpunkte in Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, Bahrain und den Emiraten.
Die Haltung der Golfstaaten
Allerdings weigern sich die Golfstaaten, als Ausgangspunkt für mögliche Angriffe gegen den Iran zu dienen.
Wie Middle East Eye berichtet, haben Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Kuwait den USA unmissverständlich mitgeteilt, dass sie weder ihre Lufträume noch ihre Territorien für Angriffe gegen den Iran zur Verfügung stellen werden – einschließlich Betankungsoperationen und Rettungsmissionen.
Militärische Fähigkeiten des Iran
Der Iran hat in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, seine militärischen Fähigkeiten auszubauen und zu modernisieren. Laut Al Jazeera haben die iranische Armee und die Revolutionsgarden (IRGC) in den letzten drei Monaten in großangelegten Militärübungen neue Waffensysteme präsentiert und getestet.
Ein zentrales Element der iranischen Verteidigungsstrategie ist sein Arsenal an ballistischen Raketen. Die Nachrichtenagentur Jewish News Syndicate (JNS) geht davon aus, dass der Iran nach den beiden großen Raketenangriffen auf Israel im April und Oktober 2024 noch über mehrere hundert Raketen verfügt.
Raketen
Die Webseite Iran Watch zählt dagegen mindestens 4.000 Raketen. Laut einer Lobbyorganisation der amerikanischen Rüstungsindustrie, dem Institute for the Study of War (ISW), feuerte der Iran bei beiden Angriffen auf Israel nur rund 300 Raketen ab.
Al Jazeera berichtet von der Enthüllung einer "Raketenstadt" durch die IRGC, in der Dutzende ballistische Projektile zu sehen waren, einige auf mobilen Abschussrampen für den schnellen Einsatz.
Zu diesen Raketen gehören die Khorramshahr-4 mit einer Reichweite von 2.000 km, die Jahad mit einer Reichweite von 1.000 km, die L360 mit einer Reichweite von 180 km, die Qadr mit einer Reichweite von bis zu 2.000 km und die Emad mit einer Reichweite von etwa 1.800 km. Damit liegen alle US-Stützpunkte in der Golfregion in Reichweite der iranischen Raketensysteme.
Moderne Luftabwehrsysteme
Außerdem hat der Iran erhebliche Investitionen in seine Luftabwehrsysteme getätigt. Telepolis berichtete bereits, dass der Iran als eines der wenigen Länder weltweit moderne Luftabwehrsysteme mit großer Reichweite herstellen kann.
Besonders hervorzuheben ist das Bavar-373-System, das nach iranischen Angaben ähnliche Fähigkeiten wie das russische S-400-System haben soll und damit dem US-amerikanischen Patriot-System überlegen wäre. Die Reichweite des Bavar-373 beträgt je nach Version mindestens 200 Kilometer, nach dem letzten Upgrade sogar bis zu 300 Kilometer – deutlich mehr als die 160 Kilometer des Patriot-Systems.
Zudem verfügt der Iran über das im Jahr 2019 in Dienst gestellte Khordad-System mit einer Reichweite von 120 Kilometern und das 2017 eingeführte Talsh-3-System mit einer Reichweite von 150 Kilometern. Diese Systeme sollen über moderne Phased-Array-Radare verfügen und auch Stealth-Flugzeuge aufklären können.
Zusätzlich operiert der Iran mindestens 4 Batterien des russischen S-300 Luftabwehrsystems. Die Times of Israel gibt an, alle vier Batterien seien bei den beiden israelischen Luftangriff im vergangenen Jahr zerstört worden. Diese Angabe ist jedoch mutmaßlich falsch, da der Iran laut Defence Post noch im Februar eine Übung mit dem S-300 System durchgeführt hat.
Denn die Wirksamkeit der iranischen Luftabwehrsysteme wurde möglicherweise besonders während des israelischen Luftangriffs im Oktober 2024 demonstriert. Während westliche Quellen, darunter Business Insider, von einem erfolgreichen israelischen Angriff berichten, der "fast die gesamte iranische Luftabwehr" ausgeschaltet haben soll, zeichnen andere Berichte ein anderes Bild.
Bulgarian Military und Defense-Arabic berichten, dass israelische F-35-Kampfjets von iranischen Luftabwehrradaren bereits im irakischen Luftraum, Hunderte von Kilometern von den iranischen Grenzen entfernt, erfasst wurden.
Dies habe die israelischen Piloten gezwungen, ihre Raketen vorzeitig abzufeuern und umzukehren, was zu einem "begrenzten Einfluss" der Angriffe geführt habe.
Das Drohnenarsenal
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der iranischen Militärfähigkeiten ist sein Drohnenarsenal. Es wird geschätzt, dass das Land etwa 4.000 Drohnen zur Verfügung hat. Der Iran produziert verschiedene Arten von Drohnen, darunter Aufklärungsdrohnen, Kamikazedrohnen und größere Kampfdrohnen, die mit den US-amerikanischen Reaper oder den türkischen Bayraktar vergleichbar sind.
Allein im Januar soll der Iran laut Reuters eine Lieferung von 1.000 Drohnen erhalten haben.
Strategische Partnerschaft zwischen Russland und dem Iran
Die strategische Partnerschaft zwischen Russland und dem Iran bildet einen weiteren wichtigen Faktor in der aktuellen Krisensituation. Wie der ehemaliger CIA-Analyst Larry C. Johnson schreibt, unterzeichneten beide Länder am 17. Januar ein umfassendes strategisches Partnerschaftsabkommen.
Das Abkommen umfasst auch Bestimmungen zum Austausch von Geheimdienstinformationen und zur Zusammenarbeit bei der "Abwehr gemeinsamer militärischer Bedrohungen", was möglicherweise russische Unterstützung im Bereich elektronischer Kriegsführung und Luftabwehr einschließt.
Konflikt hätte erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen
Ein militärischer Konflikt hätte erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen. Der Iran kontrolliert die Straße von Hormuz, durch die etwa 21 Prozent des weltweiten Öls transportiert werden.
Eine Blockade dieser wichtigen Meerenge oder Angriffe auf Öltanker könnten zu einem dramatischen Anstieg der globalen Ölpreise führen. Bereits jetzt führen die Angriffe der vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer zu erheblichen Störungen einer der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt.
Die Verhinderung einer iranischen Nuklearfähigkeit ist seit Jahrzehnten ein zentrales Ziel der US-Außenpolitik, unabhängig von der jeweiligen Administration. Der massive US-Militäraufmarsch könnte darauf hindeuten, dass Washington zu dem Schluss gekommen ist, dass Israel allein nicht in der Lage ist, das iranische Atomprogramm entscheidend zurückzuwerfen.
Trotz der massiven US-Präsenz wäre ein Angriff logistisch hochkomplex. Die notwendigen Überflugrechte, vorgeschobene Basen für Such- und Rettungsmissionen sowie koordinierte elektronische Kampfführung zur Unterdrückung der iranischen Luftabwehr stellen erhebliche logistische Herausforderungen dar. Die Weigerung der Golfstaaten, als Ausgangspunkt zu dienen, erschwert die Planung zusätzlich.
Trumps zweimonatiges Ultimatum erscheint vor diesem Hintergrund sehr ambitioniert. Während ein begrenzter Angriff auf spezifische Nuklearanlagen in Zusammenarbeit mit Israel möglicherweise innerhalb dieses Zeitraums durchführbar wäre, würde eine umfassendere Kampagne deutlich mehr Vorbereitungszeit benötigen.
Angesichts der militärischen Fähigkeiten des Irans und möglicher Unterstützung durch strategische Partner wie Russland oder möglicherweise China und Nordkorea bleibt fraglich, ob selbst umfangreiche Luftangriffe das iranische Militär entscheidend schwächen und das Atomprogramm nachhaltig zurückwerfen könnte oder lediglich zu einer Beschleunigung iranischer Nuklearambitionen führen würden.
Trotz der militärischen Vorbereitungen bleibt unklar, ob die USA tatsächlich zu einem großangelegten Angriff bereit sind – oder ob die Drohkulisse allein politischen Druck erzeugen soll. Sicher ist nur: Ein militärischer Schlag gegen den Iran wäre ein riskanter Drahtseilakt mit globalen Folgen.