USA vs. China: Vom Handelskrieg zum Wirtschaftskrieg
- USA vs. China: Vom Handelskrieg zum Wirtschaftskrieg
- Neues Kapitel geopolitischer Konkurrenz
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Die von der US-Regierung angedrohten und verhängten Zölle haben weltweite Auswirkungen. China hält bislang dagegen. Wie wird es weitergehen?
Gegenüber China hat US-Präsident Donald Trump seine Drohung jedoch wahr gemacht, denn Xi Jinping hat ihm nicht "den Ar*** geküsst" und um Verhandlungen nachgesucht. Stattdessen hat Peking umgehend – offensichtlich bereits vorbereitete – Gegenmaßnahmen ergriffen. Nach mehreren Eskalationsrunden steht aktuell einem 125-prozentigen Zollsatz Pekings ein 145-prozentiger US-Zoll entgegen.
In den letzten Tagen wurde deutlich, dass Trump seinen Wählerinnen und Wählern diesen Konflikt und seine Politik als simple Machtprobe verkauft, die die USA selbstverständlich gewinnen werden. Entweder Trump hat seit 2018 nicht dazugelernt, oder die US-Bevölkerung fällt immer wieder auf die gleiche Rhetorik herein.
In Peking verlässt man sich dagegen offensichtlich darauf, auch mit den jetzt anstehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten fertig zu werden. Zum einen diversifiziert das Land seine Exporte schon seit einer ganzen Weile und die Abhängigkeit von den USA ist längst nicht mehr so groß wie viele meinen.
Chinas Abhängigkeit von Exporten in die USA sinkt
Zudem sinkt die chinesische Exportquote seit 2006. Sie ist zwar mit 19,7 Prozent des BNE in 2023 immer noch recht hoch. Doch sollten wir Deutschen nicht mit Steinen werfen, denn wir sitzen im Glashaus: Für Deutschland betrug diese Quote im selben Jahr 43,4 Prozent.
Zudem bemüht sich Peking schon seit Jahrzehnten, den Konsum im eigenen Land anzukurbeln, und hat dazu auch gerade wieder einen 30-Punkte-Plan vorgelegt.
Und der Erfolg dieser Politik wird von einer Lohnentwicklung untermauert, die neoliberalen Ökonomen hierzulande sicher das Wasser in die Augen treibt: Dieses Jahr wird in China erneut mit Lohnzuwächsen um fünf Prozent gerechnet – bei einer Inflationsrate um ein Prozent.
China fördert die Binnennachfrage
Schließlich setzt China wohl auch darauf, dass mittlerweile alle wichtigen Lieferketten im eigenen Land bestehen oder aufgebaut werden können. Das macht das Reich der Mitte unabhängiger von externen Schocks.
Das alles kann aber nicht von der Tatsache ablenken, dass der Warenaustausch zwischen den beiden Giganten der Weltwirtschaft praktisch völlig zum Erliegen gekommen ist. Jetzt drehen chinesische Containerschiffe auf offener See um und chinesische Unternehmer reden laut South China Morning Post schon von einem "Langen Marsch", der nun auf sie zukomme.
Und sie haben sicher recht. Denn Gewinner ist in einer solchen Situation zunächst immer das Land mit dem Handelsdefizit – und das sind die USA. Doch hier geht es längst nicht mehr nur um Handel. Der aktuelle Zollstreit ist eher als neues Kapitel der geopolitischen Konkurrenz zwischen Washington und Peking zu bewerten.