USA vs. China und die zweite Inselkette

Karte der Ersten und der Zweiten Inselkette. Grafik: US-Verteidigungsministerium, PDM 1.0 Deed.

Taiwan ist in aller Munde. Doch die geostrategische Auseinandersetzung zwischen den US und China umfasst den gesamten Westpazifik. Welche Bedeutung haben die kleinen Inselstaaten, die riesige Wasserflächen ihr Eigen nennen?

Bekannt geworden sind die kleinen pazifischen Inselstaaten vor allem durch ihr unermüdliches Eintreten gegen den Klimawandel. Nur gelegentlich schrecken Politik und Medien im Westen auf - und zwar immer dann, wenn die Regierungen der Eilande versuchen, ihre außenpolitischen Beziehungen zu diversifizieren.

So hat zum Beispiel Nauru Anfang 2024 die diplomatische Anerkennung von Taiwan beendet und sich stattdessen China zugewendet. In den USA zeigt man sich besorgt. Die finanzielle Unsicherheit, die Nauru veranlasst habe, die Seiten zu wechseln, könnte Peking auch in diesen Ländern Möglichkeiten eröffnen, meint man beim Nationalen US-Friedensinstitut.

Vor sechs Jahren hätten noch sechs pazifische Inselstaaten Taiwan die Treue gehalten. Kiribati und die Salomonen haben 2019 schon gewechselt. 2022 haben die Salomonen sogar einen Sicherheitspakt mit China vereinbart und sämtliche Besuche der US-Marine auf der Inselgruppe ausgesetzt.

Die erste …

Zu den Verbündeten Taiwans im Pazifik gehören jetzt nur noch die Marshallinseln und Palau. Dort hat man von einer Ein-China-Politik vielleicht bis heute nichts gehört.

Insgesamt umfasst die geo-militärische Strategie der USA gegen China den gesamten Westpazifik und hier natürlich vor allem sämtliche Inseln, die - entsprechend ihrer Entfernung vom chinesischen Festland - in zwei Inselketten unterteilt werden.

Die sogenannte Erste Inselkette reicht vom Süden Japans (Kyushu) über die zu Japan gehörende Nansei-shoto Inselkette mit dem bekannten US-Stützpunkt Okinawa bis nördlich von Taiwan. Südlich davon schließen sich die schon zu den Philippinen gehörigen Bantan Inseln an, bevor schließlich die philippinischen Hauptinseln erreicht werden.

Je nach Auslegung gehört darüber hinaus auch noch die gesamte philippinische und malaysische Inselwelt dazu, die die südchinesische See umschließt.

… und die zweite Inselkette

Die zweite Inselkette umfasst - wieder von Norden gesehen - zwei japanische Inselgruppen (Izu-shoto und Ogasawara-shoto, zu dem Iwo Jima gehört). Daran schließen sich die Nördlichen Marianen an und das von den USA besetzte Guam an. Es folgen die Inselrepubliken Palau und Mikronesien, bevor Neuguinea die Grenze im Süden bildet.

Hieß es vor wenigen Jahren noch bei der RAND Corporation, dass Amerika große Wetten auf die zweite Inselkette halte, sind manche China-Falken nun aufgeschreckt.

Denn Washington hat es bisher versäumt, 2,3 Milliarden Dollar an Ausgleichszahlungen für jene pazifischen Verbündeten bereitzustellen, die über sogenannte Verträge über die Freie Assoziation (Compacts of Free Association, COFA) an die USA gebunden sind: Palau, Mikronesien und die Marshallinseln.

120 Mio. US-Dollar im Jahr

Die Verträge müssen jetzt erneuert werden und die 2,3 Milliarden Dollar verteilen sich auf 20 Jahre, sodass sie im Durchschnitt 120 Millionen Dollar pro Jahr ausmachen - etwa 40 Millionen Dollar pro Jahr für jedes Land.

Die COFAs geben den Vereinigten Staaten die rechtliche Befugnis, auf dem Hoheitsgebiet der Inselgruppen frei zu operieren und die Streitkräfte anderer Nationen fernzuhalten. Es geht also um militärischen Zugang und Kontrolle. Im Gegenzug werden die drei Staaten von den USA unterstützt, und ihre Bürger haben das Recht, in Amerika zu leben und zu arbeiten.

Diese Staaten und ihr riesiges maritimes Territorium sind für die Kontrolle und die militärischen Operationen der USA in der Region von wesentlicher Bedeutung. "Versuchen Sie einmal, sich entlang der ersten Inselkette gegen China zu verteidigen, ohne ein sicheres Rückzugsgebiet im Zentralpazifik zu haben", schimpfte ein China-Falke kürzlich. "Und nehmen wir an, sie haben dabei die Chinesen im Rücken."

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