Überkapazitäten in Chinas Batteriefabriken: Gefahr oder Chance für die Energiewende
Mit Subventionen und lockeren Krediten treibt China seine Batterieproduktion voran. Bald könnte es den Weltmarkt dominieren. Wird das zu geopolitischen Spannungen führen?
China entwickelt sich zur Supermacht für Batterien, die für Elektroautos und Energiespeicher benötigt werden. Zahlreiche Fabriken entstehen in dem Land, berichtet die Financial Times, deren Gesamtkapazität die eigene Nachfrage bei Weitem übersteigt. "Made in China" könnte damit auch für die Energiewende in Europa und Nordamerika entscheidend werden.
So geht das Forschungsunternehmen CRU Group davon aus, dass die Produktionskapazität chinesischer Batteriefabriken in diesem Jahr auf 1.500 Gigawattstunden (GWh) steigen wird. Diese Menge würde ausreichen, um 22 Millionen Elektroautos mit Batterien auszustatten. Die Nachfrage auf dem chinesischen Markt liegt aber erst bei 636 GWh.
Bereits im vergangenen Jahr hatte China mehr Kapazitäten als benötigt. Mit 550 GWh lag man aber nur knapp über dem Bedarf von 450 GWh. Nun heißt es bei der CRU Group, dass viele chinesische Produzenten zu viel produzieren und ihre Lagerbestände kontinuierlich erhöhen.
Diese Entwicklung wird von der chinesischen Regierung aktiv gefördert. Hohe staatliche Subventionen und eine unkontrollierte Kreditvergabe der Banken unterstützen die Expansion der chinesischen Hersteller. Zum Vergleich: Europäische Batteriewerke erhalten nur dann Kredite, wenn sie eine Auslastung von 70 Prozent garantieren können.
Laut Financial Times folgen die Chinesen einem Muster, das man aus anderen Branchen wie Stahl, Aluminium und Solarzellen kennt: Staatliche Subventionen ermöglichen eine Expansion auf den Weltmarkt, gegen die die internationale Konkurrenz kaum ankommt. Für Olivier Dufour, Mitbegründer des französischen Batterie-Start-ups Verkor, ist die Situation "mehr als besorgniserregend".
Dennoch ist sich die chinesische Regierung der Gefahr einer "Überdehnung" bewusst. Bereits im März warnte Staatschef Xi Jinping vor der Gefahr eines Boom-and-Bust-Zyklus. Darunter versteht man, dass über einen gewissen Zeitraum enorme Kapitalmengen in einen Sektor investiert werden, die dann aber nach einer exzessiven Kreditvergabe plötzlich wieder abgezogen werden.
Dieses Phänomen ist vergleichbar mit dem Platzen einer Spekulationsblase. Es ist in China nicht unbekannt: Branchen wie die Immobilien- und Solarindustrie sind längst betroffen.
Ob auch die Batterieproduktion betroffen sein könnte, wird noch diskutiert. Die Bank Goldman Sachs etwa prognostiziert, dass Chinas Bedarf an Batteriespeichern bis 2030 um das 70-fache steigen wird. Batterien sollen dort eine Schlüsselrolle bei der Umstellung der Stromerzeugung von Kohle auf fluktuierende erneuerbare Energien spielen. Der Aufbau der notwendigen Speicher würde erhebliche Produktionskapazitäten erfordern.
In westlichen Unternehmen macht sich allerdings Skepsis breit, ob die Expansionspläne nicht unrealistisch sind. Sollten sie dennoch umgesetzt werden, könnten Überkapazitäten die chinesischen Hersteller zum Export zwingen. Dies könnte die geopolitischen Spannungen zwischen China und dem Westen weiter verschärfen.
Der Export von Batterien könnte allerdings auf Hindernisse stoßen. Und das dürfte dazu führen, dass chinesische Hersteller versuchen könnten, sich auch in den USA und in Europa anzusiedeln.
CATL etwa ist der Weltmarktführer unter den Batterieherstellern und hält einen Anteil von 37 Prozent am Weltmarkt. Künftig könnten die Elektroautos des Konzerns Ford mit CATL-Batterien bestückt sein. Beide Unternehmen schlossen im Februar eine entsprechende Vereinbarung ab.
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