Überleben im Anthropozän: Füchse erobern die Städte
Seite 2: Auf dem Land ist ein Fuchsleben ungleich härter
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In freier Natur sind Füchsinnen meist alleinerziehend. Sie müssen nicht nur ein eigenes Revier finden, in dem sie auf Nahrungssuche gehen können, sondern auch noch einen geeigneten Partner. Um ihre Gegner zu beeindrucken, machen Füchse, ähnlich wie Katzen, einen Buckel. Signalisiert dieser seine Unterlegenheit, kann diese Geste gefährliche Verletzungen verhindern. Im direkten Kampf siegt meist der Größere und Stärkere. Im Winter bewegen sich die Weibchen so wenig wie möglich.
Die Männchen streifen häufiger durch die Gegend und laufen dadurch eher mal vor die Flinte eines Jägers Je nach Wetter und Ernährungslage werfen die Füchsinnen ihre Jungen von Februar bis Mai. Im braunen Säuglingsfell verlassen die Fuchswelpen das erste Mal den Bau. Im Spiel legen sie die Rangordnung fest, kräftigen ihre Muskeln und üben Verhaltens- und Bewegungsabläufe ein.
Sobald die Jungen feste Nahrung bekommen, wird der Bau zu unsicher, denn die Nahrungsreste locken auch Feinde an. Deshalb zieht die Füchsin mit ihren Jungen bald in einen zweiten Unterschlupf. Kurz darauf steht der nächste Umzug bevor - zum Beispiel unter das Wurzelwerk einer Eiche. In den Bauen sind die Jungen oft längere Zeit sich selbst überlassen, während die Mutter auf Jagd ist - meist nach Mäusen oder kleineren Nagetieren. In Meeresnähe ernähren sich die Tiere auch von Fischen und von Algen, die sie an den Stränden finden und die als Eiweißquelle willkommen sind.
Wegen der ständigen Gefahr der Bejagung muss die Füchsin in freier Natur ihre Jungen früh zur Selbstständigkeit erziehen. Dazu gehört, dass die Jungen so früh wie möglich außerhalb des Baues gesäugt werden. Auch die Beute legt die Füchsin etwas weiter entfernt vom Bau ab, wobei sie ihre Jungen herbeilockt. Je älter die Kleinen werden, desto weiter weg werden sie von der Mutter gelockt, bis sie schließlich von selber Insekten und Kleintiere fangen. Wenn im Herbst die Zugvögel gen Süden reisen, müssen auch die jungen Füchse ihre heimatlichen Reviere verlassen und lernen, auf eigenen Beinen zu stehen.
In der ersten Zeit ihrer Selbstständigkeit ernähren sich die Tiere vor allem von Regenwürmern, Insekten oder Fallobst. Das Jagen von Mäusen müssen sie erst noch erlernen. In dieser Phase verlieren die Jungfüchse bis zu 30 Prozent ihres Körpergewichtes. Sind die Jungen endlich selbständig, hat die Fähe Gelegenheit, sich von den Strapazen der Aufzucht zu erholen.
Sollten Füchse bejagt werden?
In Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 450.000 Füchse entweder durch Gewehrkugeln oder durch qualvollen Tod in den Fallen. Füchse übertragen Krankheiten und gefährden bedrohte Arten, heißt es von Seiten der Jagdverbände. Nur durch intensive Bejagung könne man den Befall mit Fuchsbandwürmern eindämmen. Inwischen jedoch wird in Fachkreisen diskutiert, ob eine intensive Bejagung den Befall mit Fuchsbandwürmern tatsächlich eindämmen kann.
2017 untersuchten Wissenschaftler, inwieweit die Ausbreitung des Fuchsbandwurmes (Echinococcus multilocularis) durch Bejagung beeinflusst wird. Interessant ist auch eine vierjährige Studie aus Frankreich, in der die Auswirkungen intensiver Fuchsjagden untersucht wurden: Obwohl um 35 Prozent mehr Füchse als üblich getötet wurden, konnte der Fuchsbestand nicht dezimiert werden. Denn die Verluste wurden nicht nur durch steigende Geburtenraten und Zuwanderung kompensiert, sondern die Befallsrate mit dem Fuchsbandwurm nahm sogar um 15 Prozent zu. Je mehr ältere Tiere getötet werden, umso zahlreicher werden die Jungfüchse. Und diese wiederum sind deutlich anfälliger für Bandwürmer, erklären Experten. Zudem scheiden Jungfüchse mehr Bandwurmeier aus als ältere Tiere. Um den Fuchsbandwurm effektiv zu bekämpfen, empfehlen Wissenschaftler der TU München den tiergerechteren Einsatz von Entwurmungsködern. So konnte während einer Testphase rund um München in allen drei Projektgebieten der Krankheitsbefall dauerhaft um bis zu 99 Prozent gesenkt werden.
Was den Artenschwund betrifft, so schränkt die industrielle Landwirtschaft mit ihren Monokulturen die Artenvielfalt deutlich stärker ein. Immer mehr Arten verschwinden vor allem deshalb, weil ihre Lebensräume verschwinden. Jagende Füchse spielen in diesem Zusammenhang kaum eine Rolle. Immer mehr Menschen bezweifeln deshalb den Sinn von Fuchsjagden. Eine Reihe von Natur- und Tierschutzverbänden und Einzelpersonen, die sich im "Aktionbündnis Fuchs" zusammengetan haben, fordern ein Verbot der undifferenzierten Bejagung von Füchsen. Nur wenn man die Tiere in Ruhe lässt, so das Argument, können Füchse in freier Natur in arttypischen Familienverbände in stabilen Revieren leben und diese an ihre Jungen weitervererben.
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