Ukraine-Krieg: Kommt der Frieden durch Drohnen oder Diplomatie?

Stellung der ukrainischen Luftabwehr. Bild: armyinform.com.ua
Erneut Angriffe auf Kiew, Luftalarm in gesamter Ukraine. Unbemannte FluggerÀte attackieren Ziele in Westrussland. Was kann China politisch erreichen?
WĂ€hrend nach wie vor unklar ist, wie und wann eine seit Langem angekĂŒndigte ukrainische Offensive gegen die russischen Truppen im Land beginnen wird, eskaliert der Luftkrieg zwischen den beiden Staaten.
Nach Angaben der ukrainischen Seite gab es im Mai jede Nacht Angriffe mit militĂ€rischen Drohnen und anderen Flugwaffen. Auch aus dem Westen Russlands wurden wieder Drohnenangriffe gemeldet. Die russischen Behörden machen die ukrainische Seite dafĂŒr verantwortlich.
Russischen Medienberichten zufolge wurden Ziele in der Region Smolensk von zwei Langstrecken-Drohnen angegriffen. In der Nacht zum heutigen Freitag seien zwei Orte in der NĂ€he der gleichnamigen Stadt angegriffen worden, sagte der Gouverneur der Region, Alexander Bogomas.
Die Drohnenangriffe hĂ€tten offenbar das Ziel gehabt, die Energie- und Treibstoffinfrastruktur zu zerstören. Es habe aber keine BrĂ€nde gegeben und niemand sei verletzt worden. Die Region Smolensk liegt an der Grenze zu WeiĂrussland, der GrenzĂŒbergang zur Ukraine befindet sich rund 270 Kilometer sĂŒdlich.
Die sich in den letzten Tagen und Wochen hÀufenden Drohnenangriffe auf russisches Territorium werden von intensiver Propaganda und politischen Schuldzuweisungen begleitet.
Obwohl es sehr nahe liegt, dass die ukrainische Armee zumindest fĂŒr einen Teil der Angriffe verantwortlich ist, weisen die StreitkrĂ€fte und die Regierung von PrĂ€sident Wolodymyr Selenskyj jede Verantwortung von sich. Dies scheint sowohl kriegstaktische als auch völkerrechtliche GrĂŒnde zu haben.
Vertreter der Ukrainer haben indes wiederholt die These vertreten, fĂŒr die Angriffe seien Gegner der Regierung von PrĂ€sident Wladimir Putin in Moskau verantwortlich. Das ist jedoch recht unglaubwĂŒrdig: Bei einigen der Drohnen handelt es sich schlieĂlich um FluggerĂ€te aus ukrainischer Produktion.
Zudem lÀsst sich die Flugbahn von Drohnen und anderen militÀrischen FluggerÀten in der Regel rekonstruieren. US-MilitÀrs gehen im Fall der Angriffe mit zwei Drohnen auf den Moskauer Kreml vor einigen Wochen ukrainische MilitÀrs verantwortlich sind.
Russlands Armee reagiert auf die Angriffe auf Ziele in Russland offenbar mit verstĂ€rkten Attacken auf Kiew. Die dortigen Behörden meldeten alleine fĂŒr die vergangene Nacht zwei Angriffswellen auf die Hauptstadt. Kurz vor drei Uhr morgens war in der gesamten Ukraine Fliegeralarm ausgelöst worden.
"Wir verzeichnen Explosionen in der Stadt, aber die Luftabwehr funktioniert", so Kiews BĂŒrgermeister Vitali Klitschko online. Minuten spĂ€ter schrieb er von "weiteren Explosionen in der Stadt".
So schÀtzt China die Chance auf Friedensverhandlungen ein
Selenskyj hat in den vergangenen Wochen von westlichen Staaten weitere Waffen eingefordert, um eine erfolgreiche Gegenoffensive zu ermöglichen. Positiv hatten sich zuvor unter anderem die USA und GroĂbritannien zur Lieferung von F-16-Kampfjets und der Ausbildung von Piloten geĂ€uĂert.
Es gibt aber auch eine gegenlĂ€ufige Tendenz. So hĂ€lt sich die Bundesregierung nach wie vor bei der Lieferung weiterer schwerer Waffen an die Ukraine zurĂŒck.
Das Schweizer Parlament hat indes eine Ausnahmeregelung fĂŒr den Transfer von RĂŒstungsgĂŒtern in die Ukraine abgelehnt. Die Mehrheit des Nationalrats stimmte gegen einen entsprechenden Antrag der Sicherheitspolitischen Kommission der groĂen Kammer des Parlaments.
Eine "Lex Ukraine" hĂ€tte es anderen Staaten erlaubt, Kriegsmaterial aus Schweizer Produktion an die Ukraine zu liefern. Die NeutralitĂ€t der Schweiz aber verbietet die UnterstĂŒtzung von LĂ€ndern, die an kriegerischen Handlungen beteiligt sind.
Mit dieser BegrĂŒndung untersagten die Eidgenossen bisher die Weitergabe von Panzermunition an die Ukraine, die vor Jahren von der Schweiz an Deutschland verkauft worden war.
Chinesische Diplomatie drĂ€ngt indes weiterhin auf eine politische Lösung des Konfliktes. Vertreter Beijings Ă€uĂerten sich verhalten positiv zur Möglichkeit von Friedensverhandlungen. Keine der beiden Konfliktparteien habe "die TĂŒr fĂŒr Verhandlungen fest verschlossen", sagt Li Hui, der Sonderbeauftragte der chinesischen Regierung fĂŒr eurasische Angelegenheiten.
Es sei jedoch noch immer noch sehr schwierig, beide Seiten zu Verhandlungen zu bewegen, fĂŒgte er auf einer Pressekonferenz zu seiner Europa-Reise im Mai an. Nach wie vor bestehe ein hohes Risiko, dass der Ukraine-Kriege eskaliere.
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