Ukraine-Krieg: Propagandaschlacht um die Gefallenen der Ukraine und Russlands
Seite 2: Zahlen von Gefallenen: Kaum Rückschluss auf militärische Perspektive
- Ukraine-Krieg: Propagandaschlacht um die Gefallenen der Ukraine und Russlands
- Zahlen von Gefallenen: Kaum Rückschluss auf militärische Perspektive
- Auf einer Seite lesen
Dies zeigt, wie schwierig es ist, aus den recherchierten Gefallenenzahlen Rückschlüsse auf das militärische Geschehen und die Perspektive des Krieges zu ziehen. Denn die Motivation der Rechercheure und ihre Zuverlässigkeit spielen immer eine Rolle.
Zwar dürften nach allen Quellen die russischen Verluste höher sein als die ukrainischen. Russland ist der Angreifer, nimmt bei offensiven Operationen praktisch keine Rücksicht auf Verluste. Die Ukrainer setzen zumindest teilweise westliches Militärgerät ein und gerade bei Panzern spielt das für den Schutz der Besatzungen bei Treffern eine große Rolle.
Lesen Sie auch
Kreml-Propaganda entlarvt: 5 Strategien zur Manipulation von Wahlen
Sie ist wieder da, die Fünfte Kolonne Moskaus!
Warum immer mehr Menschen als rechtsextrem gelten und was wirklich dahinter steckt
Wie die Berichte über Benjamin Netanyahus Rede im US-Kongress manipuliert wurden
Manipulation: Warum wir auf Fake News hereinfallen – und uns doch schützen können
Dennoch lässt sich aus Gefallenenzahlen kein Vorteil für Kiew ableiten. Zum einen sind diese Angaben, wie beschrieben, nur vage. Das Verhältnis zwischen ukrainischen und russischen Verlusten variiert je nach Schätzung zwischen 3:4 und 1:3.
Bei der ersten Konstellation würden im gegenwärtigen Abnutzungskrieg auf ukrainischer Seite die Soldaten zuerst ausgehen, beim zweiten Verhältnis nicht. Russland hat ein etwa dreimal so großes Rekrutierungspotenzial. Und ein Sieg würde verlustreiche ukrainische Offensiven voraussetzen, die derzeit nicht in Sicht sind.
Verluste an militärischem Gerät
Was für die Gefallenen gilt, gilt auch für das zerstörte militärische Großgerät. Verlässliches Datenmaterial ist von den Kriegsparteien selbst nicht zu erhalten, da dort die Kampfmoral über der Wahrheitstreue rangiert.
Viele Vergleiche von Verlusten an Großgerät in Medienberichten basieren auf einer täglichen Sammlung des Internetportals Oryx. Es führt zwei Listen. In der ersten dieser Listen sind aktuell 13.728 russische, auf der anderen 4.914 ukrainische Verluste an Kampffahrzeugen aufgeführt. Dabei handelt es sich nicht nur um komplett zerstörte Geräte, sondern auch um beschädigtes und zurückgelassenes Material.
Oryx hat seinen Sitz in den Niederlanden und stützt sich auf visuelle Beweise und Open-Source-Informationen. Wie bei den Gefallenenlisten handelt es sich also um Mindestangaben über dokumentierte Zerstörungen, die von westlichen Experten oft als zuverlässig angesehen werden.
Oryx Teil des umstrittenen Projektes Bellingcat
Oryx ist nicht neutral, die beiden Gründer der Website sind Teil des Recherchenetzwerks Bellingcat, das sich bei Recherchen schon mehrfach mit Russland angelegt und vorab in anderen Fällen Falschinformationen verbreitet hat.
Ob man dem Oryx-Netzwerk zutraut, russische und ukrainische Verluste mit gleichem Eifer zu recherchieren, ist fraglich. Die Dokumentation jedes einzelnen Falles steigert jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass die angegebenen Verluste echt sind.
Geht man von einer korrekten Erfassung aus, so verliert Russland gegenüber der Ukraine Militärtechnik im Verhältnis von knapp 3:1.
Russland hat viel mehr Militärgerät
Das klingt aus ukrainischer Sicht sehr positiv. Man muss aber bedenken, dass Russland nach Daten des Statista Research Department 2023 mehr als sechsmal so viele Panzer und selbstfahrende Artillerie sowie mehr als viermal so viele gepanzerte Fahrzeuge besaß.
Wer also bei anhaltender Entwicklung tatsächlich auf der Siegerstraße landet, hängt vor allem davon ab, wie schnell die Verluste ausgeglichen werden können.
Wer dennoch ukrainische Siegesluft wittert, weil die Kiewer Truppen nun teilweise mit moderner westlicher Militärtechnik kämpfen, sei an den Zweiten Weltkrieg erinnert. Damals setzte Nazi-Deutschland unter verschiedenen Raubkatzen-Namen ebenfalls technisch hoch entwickelte Panzer ein.
Diese konnten jedoch die größte Niederlage in der Geschichte der deutschen Wehrmacht nicht verhindern.