Ukraine-Offensive gegen die Russen: Jetzt brennen auch deutsche Panzer
Bild: @mod_russia (Screenshot)
Leopard und Bradley sollten das militĂ€rische Blatt in der Ukraine wenden. Nun werden sie abgeschossen und erobert. Was das ĂŒber unseren Blick auf den Krieg verrĂ€t.
Unklar ist derzeit, ob die angekĂŒndigte groĂe Gegenoffensive der Ukraine [1] gegen die russischen Invasoren begonnen hat. Klar ist aber schon jetzt, dass die westlichen Panzer â allen voran die deutschen "Leopard" und die britischen "Bradley", das KrĂ€fteverhĂ€ltnis im Krieg [2]nicht verĂ€ndern werden. Im Gegenteil: Noch vor Beginn signifikanter Kampfhandlungen sind einige dieser West-Panzer offenbar zerstört oder von den Russen erobert worden.
Irgendwie geahnt hatte man das in westlichen und auch deutschen Medien. Zwar zeigte sich der fĂŒr starke Worte bekannte britische MilitĂ€rexperte Nicholas Drummond noch Anfang des Jahres davon ĂŒberzeugt, dass die Panzer aus Nato-Staaten "Putin den Rest geben" werden, so jedenfalls sagte er es gegenĂŒber dem Magazin Stern.
Andere Medien waren zurĂŒckhaltender. "Leopard-2-Panzer fĂŒr die Ukraine: Der 'Gamechangerâ?", schrieb der Bayerische Rundfunk mit Fragezeichen. Der Leopard 2 sei ein "Vorschlaghammer, aber kein Gamechanger", so tagesschau.de. Und Telepolis berichtete: "Ukraine-Krieg: Warum westliche Kampfpanzer keine Game-Changer sind [3]."
Das scheint sich nun zu bestÀtigen. Denn noch bevor eine erkennbare Offensive der Ukrainer angelaufen ist, wurden erste "Bradley" und "Leopard" von russischen Einheiten neutralisiert. Nur ist davon in deutschen Leitmedien wenig zu lesen.
Anders in US-BlĂ€ttern. Die Washington Post etwa berichtete ĂŒber "Video- und Fotoaufnahmen, die betĂ€tigten "dass das ukrainische MilitĂ€r erhebliche Verluste an AusrĂŒstung erlitten hat, darunter einige Leopard-Kampfpanzer, die kĂŒrzlich von westlichen VerbĂŒndeten zur VerfĂŒgung gestellt worden waren [4]".
In einem anderen Bericht schildert die Washington Post die Situation einer ukrainischen Einheit:
Innerhalb von 20 Minuten nach ihrem Vormarsch am 5. Juni sĂŒdlich von Welyka Nowosilka in der sĂŒdöstlichen Region Donezk explodierten Mörser um sie herum, so die Soldaten. Ein 30-jĂ€hriger Soldat mit dem Kampfnamen "HolzfĂ€ller" wurde Zeuge, wie zwei der MĂ€nner in seinem Fahrzeug heftig bluteten; einer hatte einen Arm verloren und schrie nach seiner Familie. Der"HolzfĂ€ller" kroch in einen Krater, aber das Schrapnell eines Mörsers durchbohrte seine Schulter.
Der Soldat erhob im GesprĂ€ch mit der Washington Post spĂ€ter schwere VorwĂŒrfe gegen die ArmeefĂŒhrung. Einige Kameraden und er seien "auf dem Schlachtfeld zurĂŒckgelassen" worden. Die Einheit habe aus knapp 50 MĂ€nnern bestanden, und 30 seien nicht mehr zurĂŒckgekehrt; getötet, verwundet oder vom Feind gefangen genommen. "FĂŒnf der gepanzerten Fahrzeuge der Einheit wurden innerhalb der ersten Stunde zerstört", heiĂt es in dem Bericht weiter.
Mehr kritische Berichte â nur kaum in deutschen Leitmedien
Ăhnliche Texte finden sich in der US-Tageszeitung wie der New York Times. Teilweise informiert auch die britische Presse kritisch ĂŒber den Verlauf der KĂ€mpfe fĂŒr die ukrainische Seite und die Rolle westlicher Panzer. So zitiert die britische Daily Mail zur Einordnung auch Meldungen des russischen Verteidigungsministeriums [5] und zeichnet alles in allem ein nĂŒchtern-sachliches Bild. ErwĂ€hnt werden muss aber auch: In Deutschland berichtete etwa die Frankfurter Rundschau in AutorenbeitrĂ€gen durchaus ĂŒber das "Leopard-Debakel" und "schwere Verluste" der ukrainischen Seite [6].
In sozialen Netzwerken waren in den vergangenen Tagen wiederholt Videos aufgetaucht, die zerstörte "Leopard" und "Bradley" gezeigt haben. In deutschen Leitmedien machte vor rund einer Woche vor allem aber die Meldung die Runde, russische Propagandisten hÀtten ausgebrannte landwirtschaftliche GerÀte als zerstörte westliche Panzer ausgewiesen.
UnabhĂ€ngig von der Panzerfrage bleibt derzeit ungeklĂ€rt, wie erfolgreich die ukrainische Offensive, die als "FrĂŒhjahrsoffensive" angekĂŒndigt worden war, tatsĂ€chlich ist. Und dies, obwohl der Erfolg dieses ukrainischen VorstoĂes fĂŒr Kriegsgeschehen generell entscheidend sein wird.
Dazu noch einmal die Washington Post. Sie schreibt ĂŒber "bescheidene, aber politisch bedeutende territoriale Fortschritte" der Ukraine. Konkret gehe es um sieben Dörfer im SĂŒdosten des Landes: "Vier der Dörfer â Neskuchne, Storozheve, Blahodatne und Makarivka â liegen sĂŒdlich von Welyka Nowosilka entlang einer StraĂe, die an die Front fĂŒhrt."
Alles in allem also tatsĂ€chlich ein bescheidenes Bild, auch fĂŒr die deutschen Leitmedien; öffentlich-rechtlich oder privat [7]. Ein Beispiel bietet ein Tweet des Bild-Redakteurs Julian Röpke. Der schrieb vor gut einem Jahr: "Ein einziger Leo könnte einen ganzen russischen VorstoĂ aufhalten." Er stand mit dieser Hoffnung nicht alleine da.
Korrekter, wenn auch vermutlich nicht vorsÀtzlich, titelte das Redaktionsnetzwerk Deutschland zum militÀrischen Geschehen: "Leopard-Panzer steht in Flammen: Die Gegenoffensive der Ukraine hat begonnen."
Redaktionelle Anmerkung: In einer ersten Version war von US-amerikanischen Abrams die Rede. Diese Panzer befinden sich aber noch nicht in der Ukraine. Richtig ist, dass "Leopard" und "Bradley" betroffen sind. Zudem wurde ein unkorrigierter Absatz ĂŒberarbeitet.
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[3] https://telepolis.de/-7474065
[4] https://telepolis.de/-6670590
[5] https://archive.is/XNYQA
[6] https://www.fr.de/politik/saporischschja-ukraine-gegenoffensive-verluste-panzer-leos-bradley-maxxpro-92340123.html
[7] https://telepolis.de/-7455153
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