Unterschätztes literarisches Paralleluniversum?
Der Perry Rhodan-Experte Rainer Stache über 50 Jahre Perryversum
Seit 1961 erscheint die erfolgreichste Science-Fiction-Serie der Welt ohne Unterbrechung als Heftroman. Mit den Jahren sind noch Taschenbücher, Hardcover-Versionen, Comics, Hörbücher- sowie Hörspiele, Spiele und E-Books hinzukommen. Anfang Oktober feierten zirka 2500 Perry-Rhodan-Fans den 50. Geburtstag des Perryversums.
In Mannheim bejubelten sie auf der WeltCon2011 die literarischen Helden, die Protagonisten der Serie, die Macher, Autoren und Stargäste - und sich selbst. Kritische Töne waren rar. Auch wenn Dennis Scheck als geladener Ehrengast dem Perry-Rhodan-Schrifttum durchaus literarische Qualitäten attestierte, qualifiziert das Gros der Literaten und Intellektuellen die Perry Rhodan-Serie nach wie vor als billige "Groschenromane" und "Schund" ab. Manche Kritiker unterstellen dem Perryversum sogar faschistoide Tendenzen. Völlig zu Unrecht kontert der Fachjournalist und Publizist Rainer Stache, der dem Spektakel in Mannheim als Referent beiwohnte und solcherlei Vorwürfe aus der Vergangenheit zur Genüge kennt. Er ist der zurzeit beste Kenner der Szene. Trotz seines Faibles für den Perry-Rhodan-Kosmos versucht Stache eine kritische Attitüde zu wahren, vermag sich aber der Faszination für das Sujet letzten Endes nicht vollends zu entziehen.
Die Verkaufszahlen der Perry Rhodan-Serie liegen wöchentlich seit einiger Zeit konstant bei zirka 80.000. Wird dieser Wert, der schon einmal höher war, in Zukunft konstant bleiben?
Rainer Stache: Die Auflage fällt seit langem langsam, verzeichnete allerdings vor einem Jahr einen deutlichen Einbruch, was meiner Meinung nach mit dem Tod von Robert Feldhoff zu tun hatte, dem damaligen Exposé-Autor. Ich denke, dass sich die Auflage von 80.000 stabilisieren wird. Mit 80.000 verkauften Exemplaren ist selbst ein so aufwändig hergestelltes Produkt wie Perry Rhodan immer noch lukrativ genug. Insofern muss sich keiner Sorgen machen, dass die Geschichte vom Erbe des Universum über kurz oder lang nicht mehr weitererzählt wird.
Wie viele Perry Rhodan-Romane wurden seit dem Erstlingswerk im Jahr 1961 bislang verkauft? Es kursiert eine Gesamtzahl von 1,5 Milliarden. Ist dieser Wert realistisch?
Rainer Stache: Ich kann bestätigen, dass ich die Anzahl der verkauften Perry Rhodan-Hefte und Bücher nicht nachgezählt habe [lacht]. Ich persönlich kann mir zwar nicht vorstellen, dass dieser Zahlenwert stimmt, vertraue aber dennoch den Menschen, die dies ausgerechnet haben.
Perry Rhodan ist ein europaweites Phänomen. Aus welchen Ländern rekrutieren sich die Fans.
Rainer Stache: In Holland und Frankreich erscheint die Perry Rhodan-Heftserie schon recht lange. Später hinzugekommen ist die Tschechei. Soweit ich weiß, gibt es aber auch Auflagen in Brasilien (bis 2007) und Japan. Die Fans in der Diaspora sind in der Tat am eifrigsten. Es gab sogar 2001 den Versuch, Perry Rhodan in China zu etablieren. Dies verlief aber im Sande.
Wie viele Autoren haben bislang an der Romanserie mitgewirkt?
Rainer Stache: Ich habe gerade gelesen, dass bislang 37 Autoren für Perry Rhodan geschrieben haben.
Hierunter mischten sich auch einige bekannte Gastautoren.
Rainer Stache: Ja. Andreas Eschbach beispielsweise hat bislang drei Romane für die Serie geschrieben. Was mich jedoch freut, ist, dass sich Frank Schätzing auf dem WeltCon 2011 heute exklusiv dazu bereit erklärt hat, in naher Zukunft einen Perry Rhodan-Roman zu schreiben.
Mit Perry Rhodan NEO hat der Pabel-Moewig-Verlag sozusagen eine Art Relaunch der alten Reihe initiiert. Was halten Sie von diesem Schritt?
Rainer Stache: Der Verlag versucht damit jüngere Leser für Perry Rhodan zu gewinnen und zu begeistern. Ich halte diesen Weg jedoch für den falschen. Neue Leser können meines Erachtens nur gefunden werden, wenn eine fortschreitende Qualität der Serie gesichert ist und ihre Machart die jungen Leute auch anspricht. Der Einstieg in das Perryversum ist nicht das Problem. Der erste Roman ist bekanntermaßen immer schwierig. Auch wenn man quer in eine Fernsehserie einsteigt, ist dieser Schritt fraglos schwierig, macht zugleich aber auch Spaß. Wenn die Informationen im Gehirn andocken und der Leser beispielsweise realisiert, wer mit wem befeindet oder befreundet ist, hat er einen kreativen Prozess gemeistert, den er als angenehm empfindet. Es ist meines Erachtens kein Problem, mit einem aktuellen Perry Rhodan-Roman, also mehr als 2600 Wochen später, einzusteigen und dabei auch einmal die Geduld aufzubringen, vier oder fünf Romane durchzuhalten. Denn dann ist der Leser weitestgehend "drin" und versteht den Kontext. Und jene, die es ganz genau wissen wollen, können bekanntlich zusätzlich auf die neuen Medien zurückgreifen und in Perrypedia alle Informationen nachschlagen. Daneben existieren ja noch jede Menge andere Informationsquellen, mit denen jeder alles über Perry Rhodan in Erfahrung bringen kann, was er unbedingt wissen muss oder glaubt, nicht zu wissen.
Das klingt schön und gut. Aber um im komplexen Perry Rhodan-Kosmos den Überblick zu wahren, muss der Einsteiger ein hohes Maß an Aktivität und Engagement mitbringen, was angesichts des Leseverhaltens und der Lesekompetenz der jungen bildschirmorientierten Generation wiederum schwierig sein dürfte.
Rainer Stache: Ich halte Lesen für eine elementare Sache, um den eigenen Geist zu schulen. Perry Rhodan war immer eine Serie, die dies ermöglicht und vom Leser auch Engagement eingefordert hat. Wer es einfacher haben will, muss sich eben bei Jerry Cotton bedienen, wo immer irgendwo und irgendwann etwas passiert und jeder Roman in sich abgeschlossen ist. Hier gibt es keinen Zusammenhang, keine Logik, sind keine Exposés erforderlich. Und die Texte bei Jerry Cotton sind auch viel einfacher strukturiert. Perry Rhodan hingegen hat den Lesern immer Aufgaben gestellt. Es gibt einen Kosmos von verschiedenen Literaturprodukten, ein Gitterwerk, in dem jeder Leser seine Nische, seinen Knotenpunkt findet. Und Perry Rhodan ist für mich eine Schnittstelle zwischen sehr guter professioneller Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur, die ich lieber Paraliteratur nenne. Perry Rhodan schiebt die Grenze der Paraliteratur immer weiter nach oben - über Qualität. Dank dieser Fähigkeit ist die Auflage nach 50 Jahren immer noch relativ hoch und konstant. Dieses Erfolgsmodell kann man nicht gegen eine anderes eintauschen. Daher wird Perry Rhodan NEO meines Erachtens die alten Fans verwirren. Die werden sich sagen: Wir haben unseren Perry Rhodan-Kosmos, in dem wir seit 50 Jahren leben. Wozu brauchen wir jetzt noch eine neue Parallelwelt namens Perry Rhodan NEO, die mit dem Jahr 2036 startet. Wenn man will, dass Menschen sich mit Literatur auseinandersetzen, muss man ihre Sprache sprechen. Das ist die hohe Kunst.
Perry Rhodan NEO: Pünktlich zum WeltCon erschien am 30. September 2011 der erste Band der neuen Serie Perry Rhodan NEO. Der Untertitel "Die Zukunft beginnt von vorn" charakterisiert die Zielrichtung der neuen Serie, die mit dem Jahr 2036 anfängt und in der das Autorenteam die alten Motive von PERRY RHODAN aufgreift, die klassischen Geschichten gleichwohl neu interpretiert, zusätzliche Handlungsstränge einbaut und die Story in eine nicht allzu ferne Zukunft verlagert. "Wir nehmen die grundlegende PR-Handlung und katapultieren sie in ein neues Gewand, eine neue Zukunft", erläutern die PR-NEO-Redakteure in ihrem Logbuch. "Vertraute Charaktere werden im neuen Licht gezeigt, weitere Charaktere kommen hinzu."
Glauben Sie, dass die intellektuelle Dimension des Perry Rhodan-Schriftguts vom Literaturbetrieb bislang absichtlich unterschätzt wurde?
Rainer Stache: Ich glaube, dass bestimmte Kreise bewusst gegen die Paraliteratur und damit auch gegen Perry Rhodan arbeiten. Mit sogenannter hoher Kultur verdienen eben viele Leute gutes Geld, ob in der Literatur, Musik oder bildenden Kunst, wo man gerne einmal einen Tintenklecks zum Kunstwerk verklärt und für zwei Millionen Euro verkauft. Diese elitäre Gruppe von Kritikern und Kunstproduzenten befruchtet sich gegenseitig und hält sich so am Leben. Damit sie aber möglichst profitabel arbeiten kann, muss sie potenzielle Konkurrenten aus dem Geschäft drängen. Sowieso haben die Bürgerlichen seit Jahrhunderten ein Interesse daran, ihre eigene Existenznotwendigkeit zu beweisen, indem sie das Volk, das Proletariat, den Hartz-IV-Empfänger schlichtweg diskriminieren. Immer wieder bezeichneten und empfanden sie sich als Besitzer des Hohen und Wahren und belogen sich damit selbst. So hat die ganze Literatenliteratur des 18. Jahrhunderts funktioniert. Wer kann denn heute noch ernsthaft einen Schiller lesen, ohne ihn dabei als trivial zu bezeichnen. Schillers Räuber beispielsweise sind hochgradig trivial. Und trotzdem werden uns heute seine Schriften immer noch als ein Gut verkauft, das der Perry Rhodan-Serie literarisch überlegen sei. Aber letzten Endes ist dies genau umgekehrt, weil Perry Rhodan sich am Puls der Zeit weiterentwickelt hat - zusammen mit seinen Lesern.
Das Genre Science Fiction führt heute innerhalb des Literaturbetriebs ein Schattendasein und wird gemessen an der breiten Leserschaft prozentual eher von einer kleineren Gruppe bewusst wahrgenommen. Aber was das Fernsehen und das Kino angeht, sieht dies wiederum vollkommen anders aus. Hier ist SF weitaus populärer. Wo ist Ihrer Meinung nach der Hauptgrund für dieses Missverhältnis?
Rainer Stache: Das hat etwas mit der Veränderung unserer Wahrnehmung und unserer Interessen zu tun. Den meisten Menschen, die SF-Leser sein könnten, geht es heutzutage nur noch um den schnellen Kick. Sich einmal drei Stunden mit einem Buch hinsetzen - hierbei fühlen sich heutige Leser überfordert, ganz im Gegensatz zu früher. In diesem Punkt hat sich unsere Kultur sehr verändert. Da ist Kultur verloren gegangen, was ich persönlich sehr bedauerlich finde.
Da helfen auch keine E-Books …
Rainer Stache: Im Gegenteil, die sind ohnehin immer noch viel zu unhandlich. Nein, ich sehe Perry Rhodan als einen Bewahrer alter Qualitäten, der dem "normalen" Leser den Zugang zum Lesen erhält.
Zur Person: Der 1954 in Berlin geborene und dort lebende Rainer Stache ist einer der absoluten Experten für PERRY RHODAN. Während seines Studiums an der Freien Universität Berlin spezialisierte er sich auf Themen zur Unterhaltungsliteratur. 1984 promovierte er als Germanist mit der Dissertation "Evolution und Beharrung in der Genese der Paraliteratur, untersucht am Beispiel Perry Rhodan" zum Doktor der Philosophie. Seine Dissertation ist bis heute ein Standardwerk. Der Shayol-Verlag brachte sie vor einigen Jahren unter dem neuen Titel Perry Rhodan - Überlegungen zum Wandel einer Heftromanserie als Paperback auf den Markt. Stache hat fast alle der bislang 2616 erschienenen Heftromane und Bücher mit Betreff Perry Rhodan gelesen.
Wie kam es 1967 zu dem fürchterlichen Trash-Film "Perry Rhodan - S.O.S. aus dem Weltraum". Geschah dies seinerzeit mit Einwilligung der Perry Rhodan-Redaktion?
Rainer Stache: Das war alles abgesprochen. Karl-Herbert Scheer war seinerzeit sogar eigens vor Ort und in Italien als Berater tätig. Er berichtet zwar von katastrophalen Zuständen am Set, sah damals aber auch eine Chance, mithilfe des Films ein wichtiges Marketing-Instrument zu gewinnen. Dennoch wurde der Film unter höchst primitiven Bedingungen produziert. Das Drehbuch hatte mit der Perry Rhodan-Serie herzlich wenig zu tun. Es lief von Anfang an ganz schlecht für den Film. Seien wir mal ehrlich! Es war ein italienischer Film, und die Italiener sind auch heute noch bekannt für schlechte Filme. Dieser galt schon 1967 als Trash und ist es heute umso mehr. Damals sind die Verlagsleute eigentlich sehr naiv vorgegangen und haben im Vorfeld keine Recherche angestellt oder sich gefragt, was das für Leute sind und was man von diesen erwarten könne. Sie haben sich stattdessen gierig in das Abenteuer gestürzt und sind frontal gegen die Wand gelaufen. Trotz allem würde ich den Film "S.O.S. aus dem Weltraum" heute immerhin als gutgemachten Trash-Film bezeichnen.
Angenommen, die finanzielle Basis würde stimmen und den Machern stünden genügend Subventionen zur Verfügung. Käme dann eine ernsthafte Diskussion in Gang, einen neuen Film zu drehen?
Rainer Stache: Mit Subventionen allein kannst du einen solchen Film nicht drehen; so viele Subventionen kannst du wegen der notwendigen, aber extrem teuren Tricktechnik kaum auftreiben. Nach dem Fiasko mit dem ersten Film sagt sich der Verlag heute, dass er sich nicht mehr auf halbe Sachen einlassen wird und bei einer Neuverfilmung bestmöglichste Qualität garantiert haben will. Aber momentan ist keiner bereit, das Geld aufzubringen. Auch in absehbarer Zukunft wird sich dies nicht ändern. Sie müssen bedenken, dass Deutschland in der Filmindustrie weltweit einer der größten Filmförderer- und Financiers ist. Aber die Subventionen verbleiben eben nicht in Deutschland, sondern wandern größtenteils nach Hollywood, so dass Hollywood mit dem deutschen Geld machen kann, was es will. Und da Hollywood die Fähigkeit verloren hat, tolle Geschichten zu erzählen und somit immer schlechter wird, werden die dort mit deutschem Geld produzierten Filme zwangsläufig auch immer schlechter.
Was halten Sie von dem Trend, Literatur via Hörspiel oder Hörbuch zu konsumieren? Im Bereich Hörbuch ist Perry Rhodan sehr stark vertreten.
Rainer Stache: Als alter Mann würde ich natürlich sagen: Ein Buch oder ein Heft muss gelesen werden - und damit fertig. Aber wenn man überleben will, muss man halt alle Register der Kunst ziehen und die Palette erweitern. Spiele, Comics, Hörbücher und Hörspiele - in diesen Bereichen macht der Verlag alles Menschenmögliche, und das ist auch gut so.
Wenn Sie ein kritisches Urteil über Perry Rhodan fällen müssten, wo würden Sie ansetzen?
Rainer Stache: Ich schreibe als "Galaktischer Beobachter" einmal im Vierteljahr in der wichtigsten Perry Rhodan-Postille SOL eine Analyse der laufenden Romane. Hierin kann jeder meine Kritik nachlesen, die ich am einzelnen Roman und notfalls am einzelnen Satz festmache. Ob Sprache, Stil und Probabilität, also die Glaubwürdigkeit der Handlung, - es gibt immer wieder Fehler oder Schwachstellen, die ich kritisiere, wobei ich betonen muss, dass es sich hierbei meist um Einzelfälle handelt. Wenn man im Zusammenhang sieht, was Perry Rhodan als Produkt inzwischen alles so darstellt und was demgegenüber für geringe Defizite existieren, dann vermag ich Perry Rhodan überhaupt nicht zu kritisieren. Und wenn man sieht, was dieses literarische Produkt bisher alles geleistet hat, wie es mit den Jahren gereift ist, was es an literarischen Experimenten erlebt, welche verschiedenen literarischen Stile es kennengelernt hat, die teilweise in Perfektion praktiziert wurden, dann werte ich dies als titanische Leistung. Hierzu kommt die unglaubliche Stringenz der Handlung. Bis heute produzierten die Macher mehr als 2600 Romane, bei denen der inhaltliche Zusammenhang weitestgehend gewahrt wurde und die Handlungen vernünftig und widerspruchsfrei verknüpft wurden. Eine solch intellektuell-logistische Qualität würde ich mir manchmal von deutschen Großkonzernen wünschen.
Da gibt es wohl auch einen Kontrollmechanismus von Seiten der Fans. Innerhalb des Fandoms findet diesbezüglich auch eine Diskussion statt …
Rainer Stache: Perry Rhodan ist mit seinen Lesern auch immer mitgewachsen - sowohl was die Fehler als auch was das Machbare anging. Der Autor und Perry Rhodan-Schriftsteller will vielleicht immer einen Schritt weiter gehen, merkt aber dank der Reaktion der Fans schnell, wenn er über das Ziel hinausgeschossen ist und wann er seine Experimentierfreudigkeit zu zügeln hat. So bedingen sich die Bedürfnisse der Leser und Macher gegenseitig. In den Massenmedien wird dies spätestens seit 2000 völlig anders gehandhabt. Die sagen sich einfach, dass der Leser dumm sei und sie daher möglichst dumme Inhalte produzieren müssen, um eine hohe Auflage zu erzielen. Selbst bei den anerkannten Zeitungen findet dieser Arroganzprozess statt. Den Medien bleibt auch nichts anderes übrig als so zu handeln, weil sie dem Leser nicht mehr zuhören und somit nicht erfahren können, was dieser will oder nicht. Sie haben die einfache Fähigkeit verloren, hin- und zuzuhören. Aber genau diese Fähigkeit ist bei den Perry Rhodan-Machern noch vorhanden und wird sogar gefördert. Perry Rhodan ist für mich ein Musterbeispiel dafür, wie man die Welt ein wenig besser machen könnte.
Der Perry Rhodan-Serie wurde schon 1969 erstmals faschistoide Tendenzen nachgesagt. Rhodan wurde danach mehrfach als kosmischer Hitler tituliert. Schwingt dieser Vorwurf heute immer noch mit?
Rainer Stache: Die ganze Welt hat sich geändert, wie man bei der Berichterstattung zum 50. Geburtstag der Perry Rhodan-Serie zurzeit gut sehen kann. Gegenwärtig gibt es nur ganz wenige, die solche Fragen überhaupt noch so stellen. Ging es früher mehrheitlich um inhaltliche Fragen, beispielsweise um die, ob Perry Rhodan die Köpfe der Jugend verderbe, so leben wir heute vielmehr in einer Feier- und Freizeitgesellschaft, in der weniger kritisiert wird. Sicher, kürzlich veröffentlichte die ZEIT online einen Beitrag mit der Headline "Perry Rhodan - der Hitler des Weltalls". Doch bereits nach einem halben Tag wurde der Beitrag aufgrund zahlreicher Proteste im Netz schnell wieder offline genommen. Trotzdem gibt es immer noch Leute, die sich seit 30 bzw. 40 Jahren nicht weiterentwickelt haben und diesen Vorwurf aufrechterhalten - zu Unrecht natürlich.
Auch wenn im Perry Rhodan-Universum das Gros der Protagonisten außerirdischer Herkunft ist: Vermittelt Perry Rhodan wirklich das Bild einer humanen Gesellschaft?
Rainer Stache: Da könnte ich jetzt weit ausholen, weil ich glaube, dass wir in einer Gesellschaft der übertriebenen Humanität leben. Ich würde eher behaupten, dass Perry Rhodan eine Spur zu human ist. Die Serie könnte durchaus mehr Realismus vertragen. Humanität steht dem Realismus immer gegenüber. Und ich bin mehr für Realismus. Noch mehr Realismus würde der Serie gut tun.
Sie bleiben dennoch weiterhin ein treuer Leser der Serie?
Rainer Stache: Ja, ich bin wohl deswegen schon so lange dabei, weil Perry Rhodan in meine Gene übergegangen ist. Wenn Perry Rhodan nicht mehr existieren würde, nähme ich dies wahrscheinlich so wahr, als wäre ein guter Verwandter gestorben.