VW stellt weniger E-Autos her – der Anfang vom Ende?
Seite 2: Der Verbrennungsmotor: Hypothek der deutschen Automobilindustrie
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Dabei ist es genau umgekehrt. Gerade weil die deutschen Konzerne, allen voran VW, sich zu lange gegen saubere Autos gewehrt haben – ja sogar mit Schadstoffsoftware betrogen haben –, geraten sie nun in Schwierigkeiten. Sie können schlichtweg nicht mit der rasant wachsenden globalen Nachfrage nach emissionsfreien Autos mithalten.
Der globale Markt für Elektrofahrzeuge wächst sehr schnell. Schon bald wird weltweit jedes fünfte verkaufte Auto elektrisch sein.
Mit diesem Wachstum schrumpft automatisch der Markt für schmutzige Verbrennungsmotoren, und wer wie VW nicht bei emissionsfreien Antrieben mithalten kann, verliert dann eben insgesamt Marktanteile.
Selbst nachdem Rupert Stadler, der ehemalige Vorstand von Audi, wegen Betrugs im Abgasskandal verurteilt wurde und alle Vorwürfe gestanden hat, scheinen die führenden Manager der deutschen Automobilbranche nicht aus diesen Fehlern zu lernen und wollen weiterhin schmutzige, gesundheitsschädliche Autos bauen.
VW und Co.: Kollateralschaden Lungenkrankheiten
Schmutzige und krank machende fossile Autos verursachen jedes Jahr in Deutschland allein viele zehntausend Todesfälle aufgrund von Lungenerkrankungen. Laut einer neuen Studie, die kürzlich in "The Lancet" veröffentlicht wurde, wird weltweit jeder sechste Todesfall auf Luftverschmutzung zurückgeführt.
Gleichzeitig tragen diese Fahrzeuge zur Erderwärmung bei, was zu einer Zunahme von Hitzekranken und Hitzetoten führt. Dennoch wollen Union und FDP weiterhin auf schmutzige fossile Verbrennungsmotoren als Hauptgrundlage des Geschäftsmodells der europäischen Automobilkonzerne setzen.
Gerade jetzt wäre die Stimme von Gesundheitsminister Lauterbach wichtig, um die Vorschläge der EU-Kommission zur Reduzierung der gesundheitsschädlichen Emissionen zu unterstützen. Doch auch hier herrscht, wie schon in der Vergangenheit, Schweigen, während die Kosten im Gesundheitswesen aufgrund von Kranken durch Luftverschmutzung und Klimaaufheizung weiter steigen.
Neue Skandale um VW-Manager
Anstatt sich endlich ihrer ökologischen Verantwortung zu stellen, nehmen die Skandale um die VW-Manager immer weiter zu. Es wurde nun aufgedeckt, dass einige verantwortungslose Manager Steuererleichterungen für ihre Flugreisen mit Privat- und Firmenjets ausnutzten.
Statt sich ausreichend um Klimaschutz und die Entwicklung kundenfreundlicher sauberer Autos zu kümmern, die keine gesundheitlichen Schäden verursachen, haben sie Kunden und staatliche Behörden mit Betrugssoftware getäuscht und nutzen Steuererleichterungen für ihren luxuriösen Lebensstil mit Privat- und Firmenjets.
Letztendlich fahren sie damit ihre eigenen Automobilkonzerne an die Wand, da die internationale Konkurrenz längst auf den unaufhaltsamen Zug der sauberen und umweltfreundlichen Elektromobilität aufgesprungen ist. Diese Einsicht scheinen viele deutsche Automanager nicht wirklich zu besitzen, während sie weiterhin auf den Verbrennungsmotor, der kaum noch eine Zukunft haben wird, setzen.
Die Leidtragenden werden die vielen Beschäftigten bei VW und Co. sein, insbesondere auf mittleren Ebenen, wo hochengagierte IngenieurInnen die emissionsfreie Mobilität auch innerhalb der Konzerne vorantreiben. Jedoch werden auch sie letztendlich nicht in der Lage sein, den rasant wachsenden Wettbewerb aus Fernost und den USA abzuwehren und somit den Niedergang des VW-Konzerns zu verhindern.
Chinesischer Erfolg bei E-Autos: Strenge Emissionsgrenzwerte
Der Aufstieg der sauberen Mobilität in China wurde nicht zuletzt durch immer strengere Emissionsgrenzwerte geschaffen, die die deutschen Konzerne, sowie Union und FDP in der EU permanent verweigern. Die Drosselung der E-Mobilitätsproduktion von VW in Emden sollte ein letzter Warnschuss sein.
Das Chinageschäft scheint für VW bereits weitgehend verloren zu sein, da zum 1. Juli 2023 neue Schadstoffgrenzwerte für Autos in China in Kraft getreten sind, die VW mit seiner Flotte kaum einhalten kann. Diese Grenzwerte, die Kanzlerin Merkel und Minister Gabriel im Jahr 2018 mit einem Besuch in Beijing noch verhindern wollten, hätten besser in deutsche Gesetze umgesetzt werden sollen, anstatt dem Lobbyismus der Abgasbetrüger von VW nachzugeben.
Jetzt kann VW auf dem rasant wachsenden chinesischen Markt für E-Mobilität nicht mehr mithalten. Und nun erobern Hersteller aus Fernost und Tesla zunehmend auch den europäischen und deutschen Markt. Gleichzeitig drosselt VW die Produktion von E-Autos in Emden. Die Alarmglocken könnten nicht schriller klingen.
Ich befürchte, dass die deutsche Automobilwirtschaft den Weg in den Niedergang einschlagen wird, ähnlich wie es vor zehn Jahren der aufblühenden Solarindustrie in Deutschland erging: ein weitgehender Zusammenbruch in Deutschland und ein Aufblühen in Fernost.
Nur werden die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft diesmal noch viel dramatischer sein, da die Automobilindustrie immer noch die größte Stütze der deutschen Industrie ist.
Die Schuld daran tragen erneut vor allem Politiker aus der Union und der FDP, die bereits im Jahr 2012 die Solarindustrie wegen des Schutzes von Erdgas- und Kohlestrom nach China vertrieben haben. Selbst heute noch, wie am Beispiel des Europaabgeordneten Jens Gieseke (CDU) zu sehen ist, hören sie weiterhin nur auf den Lobbyismus verantwortungsloser Spitzenmanager von VW, anstatt sich endlich bedingungslos für Klimaschutz, Luftreinhaltung und saubere Mobilität einzusetzen.
Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Von 1998 bis 2013 war er für die Grünen im Bundestag. Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen für sein Engagement erhalten. Fell ist Botschafter für 100 Prozent Erneuerbare Energien und Sprecher der Bürgerinitiative Bürger Solarfabrik.