Venezuela kämpft gegen Corona und die US-Blockade
Caracas möchte kubanische Impfstoffe herstellen. Vakzine der globalen Covax-Initiative werden nur verzögert geliefert. Verantwortlich dafür waren offenbar die USA
Venezuela wird nach Angaben von Präsident Nicolás Maduro ab Januar des kommenden Jahres den kubanischen Corona-Impfstoff Abdala produzieren. Das südamerikanische Land will damit die Impfquote erhöhen und die Pandemie unter Kontrolle bekommen.
In den vergangenen Monaten waren Lieferungen der internationalen Impfinitiative Covax offenbar auch an der Finanz- und Wirtschaftsblockade der USA gegen die linksgerichtete Regierung gescheitert.
Nach Angaben der Regierung Maduro verfügt Venezuela über eine moderne Anlage zur Produktion von Impfstoffen. Mit wissenschaftlichen Institutionen Kubas arbeite man gemäß bilateraler Abkommen zwischen Caracas und Havanna zusammen, um künftig mehr Impfstoffe zur Verfügung zu haben und unabhängiger zu sein, so Maduro Ende vergangener Woche.
Kurz zuvor war er mit dem stellvertretenden Premierminister Kubas, Ricardo Cabrisas, zusammengekommen.
In einer Stellungnahme zum Thema versicherte Maduro, die venezolanischen Gesundheitsbehörden hätten sich genügend Zeit für die Bewertung der "außergewöhnlichen" Ergebnisse der kubanischen Corona-Vakzine Abdala und Soberana genommen.
Maduro betonte, Abdala werde in dem südamerikanischen Land schon jetzt "mit hervorragenden Ergebnissen" angewendet. Bis Dezember dieses Jahres rechne man mit 16 Millionen Impfdosen des Kubanischen Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (Centro de Ingeniería Genética y Biotecnología, CIGB).
Im vergangenen Juni hatte Venezuela als erstes Land eine Lieferung Abdala-Impfdosen erhalten. Es handelt sich dabei um einen Untereinheitenimpfstoff aus aufbereiteten Proteinen des Erregers Sars-CoV-2. Insgesamt sind drei Impfdosen nötig. Die kubanischen Behörden geben die Effizienz bei einer Vollimpfung mit 92,28 Prozent an.
Venezuela weist eine der geringsten Impfquoten in Südamerika auf, die Zahlen internationaler Beobachter und der Regierung liegen weit auseinander. Die Infektions- und Todeszahlen sind hoch.
Maduro kündigte nun an, dass seit Beginn dieser Woche auch Jugendliche über zwölf Jahre geimpft werden können, um im neuen Schuljahr zum Präsenzunterricht zurückkehren zu können.
US-Blockade sorgte für Konflikt mit Impfstoff-Initiative Covax
Vor zwei Wochen hatte Venezuela eine zweite Lieferung mit 2,5 Millionen Dosen Corona-Impfstoffen über die Covax-Initiative erhalten. Vertreter der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (Paho) und des UN-Kinderhilfswerks Unicef sowie der venezolanischen Regierung hatten die Hilfslieferung am internationalen Flughafen Maiquetia nahe der Hauptstadt Caracas im Empfang genommen.
Gesundheitsminister Carlos Alvarado sagte, sein Land rechne neben den Lieferungen über den Covax-Mechanismus auch mit dem russischen Vakzin Sputnik V, dem chinesischen Impfstoff Sinopharm sowie den kubanischen Wirkstoffen.
Nach Angaben des Ministers hat Venezuela bis dato mehr als 29 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung. Bis Ende Oktober sei mal in der Lage, 70 Prozent der Bevölkerung zu immunisieren.
Die venezolanische Regierung gibt an, dass bislang die Hälfte der Menschen in dem südamerikanischen Land geimpft seien. Internationale Beobachter gehen hingegen von einer Impfquote von nur knapp 22 Prozent aus.
Die venezolanische Regierung war angesichts der US-amerikanischen Finanz- und Wirtschaftsblockade über Monate hinweg nicht in der Lage, notwendige Zahlungen für die Covax-Lieferungen zu tätigen.
Erst im Juli waren die venezolanischen Gelder bei Covax eingegangen. Damals sagte ein Sprecher der privat-öffentlichen Impfstoff-Allianz Gavi, die für den Covax-Mechanismus verantwortlich ist, man werde die Verfügbarkeit der Impfstoffe prüfen und Lieferungen vorbereiten.
Maduro hatte Gavi und Covax zuvor aufgefordert, die Impfstoffe zu liefern oder das Geld zurückzuerstatten, das Venezuela bereits bezahlt hatte.
Vertreter des südamerikanischen Landes gaben damals an, dass 120 Millionen US-Dollar an die Gavi bzw. Covax gezahlt worden seien. Die letzten vier Zahlungen seien jedoch von der Schweizer UBS-Bank blockiert worden.
Die venezolanische Regierung führte das auf die US-Sanktionen zurück, die eine Regime-Change in dem südamerikanischen Erdölstaat erzwingen sollen.