Verbrennen ist besser als Abholzen

Im Falle einer Katastrophe geht es nicht um wenige Jahre, sondern um die richtige Entscheidung für Jahrzehnte

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Naturkatastrophen suchen regelmäßig die Erde heim. 10 Millionen Hektar Wald fielen den Katastrophen in Indonesien zum Opfer, 7 Millionen Hektar in Russland, 5,4 Millionen Hektar in Kanada und 4 Millionen Hektar in Brasilien. In anderen Ländern waren Hurrikans und Überschwemmungen die Plagen. Wenn nur die Regierungen das Sagen haben, bestimmen oft kurzfristige und kurzsichtige Entscheidungen den Aufbau des zerstörten Waldes.

Im Gegensatz dazu erklären David Lindenmayer und Mitarbeiter in Science:

Ein besserer Ansatz beruht darauf, dass bereits konkrete Pläne für die Aufräumungsarbeiten vorliegen, bevor ein Ereignis eintritt. Denn gutes Vorausplanen legt den Zeitpunkt und die Intensität des Vorgehens fest.

Üblicherweise stehen aber an erster Stelle die immer wiederkehrenden "Rettungsversuche" durch das großzügige Abräumen des Waldes. Ein Beispiel: 1938 kommt es in New England zu einem heftigen Sturm. Als Jahre später Wildfeuer ausbrechen, werden im Baxter State Park in Maine gerade die Areale mehr betroffen, die durch das Schlagen der Hölzer als "brandsicher" galten.

Ferner erzeugt das Abholzen vielerlei Schäden für die Tierwelt. Die an Höhlen gewöhnten Tiere sowie Spechte und jene Käfer, die von verbrannten Holz leben, haben keinen Lebensraum mehr. In Viktoria (Australien) hat dieser Verlust von höhlenspendenden Bäumen nahezu 40 Tierarten betroffen, darunter auch vom Aussterben bedrohte Tiere wie den Hörnchen-Kletterbeutler (Gymnobelideus leadbeateri). Für die Regeneration solcher einschneidenden Vorgänge muss man von mehr als als 200 Jahre ausgehen.

Darüber hinaus führt das Abholzen zu enormen Waldverlusten. Beispielhaft ist Südostasien: im Regenwald entstehen erhebliche Veränderungen, die sehr schleppend durch die Regeneration ausgeglichen werden. Ferner haben in schneller Folge durchgeführte Aktionen unerwünschte Auswirkungen. Im südöstlichen Australien sind es die Farne, die üblicherweise ausreichend Schutz vor Wildfeuer bieten. In dem Moment, wo die Kombination, Abholzen und Brandrodung, wirksam wird, geht die Schutzwirkung verloren. Ähnliche Vorgänge führen zu Verwüstungen in den Regenwäldern Südostasiens.

In verschiedenen Ländern gibt es Projekte, die analysieren, auf welche Weise der Wald am besten bearbeitet werden soll. Die Vor- und Nachteile werden ständig verglichen und bei Bedarf angepasst. Bei keinem dieser Projekte steht das Abholzen im Vordergrund, vielmehr ist es das tier- und wasserbewahrende Vorgehen. Selbst Weyerhauser, einer der führenden Firmen zur Holzgewinnung in den USA und in Kanada, hat sich zum Beschützer seiner Wälder gemacht und schult die Forstarbeiter.

So hat David Lindenmayer in den Central Highlands von Australien kontrolliert, wie sich abgeholzte Bäume auf das Mikroklima auswirken. Er unterscheidet zwischen den bis zu 20 Jahre alten Baumresten, und den Stämmen, die 60 Jahre alt sind und aus der Zeit nach der großen Feuerbrunst von 1939 stammen. Im Vergleich dazu analysiert er weitere Baumreste: die das Feuer von 1820 überlebt haben und jene, die 250 Jahre und älter sind. Alle Stämme wurden nach Zahl, Durchmesser, Länge und Moosbewachsung beurteilt. Die Überraschung: nicht die jungen Baumreste (bis 60 Jahre) machen die große Fläche aus (350 m3/ha), sondern die alten Strukturen, weil sie bis zu 1000 m3/ha stellen und zudem einen erheblichen Lebensraum für die Tierwelt bieten.

Ferner hat David Lindenmayer mit drei Typen von "Haarzylindern" die Anwesenheit von Tieren geprüft. Es handelt sich um unterschiedlich breite Röhren, die im Inneren von zwei Membranen geschützt, als Anreiz eine Nahrung enthalten. Solche Haarzylinder sind dazu geeignet, die Tiere zu bestimmen, die den Zylinder aufgesucht und ein Haar darin verloren haben. Der kleinste Haarzylinder wurde von der Buschratte, der mittlere vom Bushtail Possums, und der große von Wombat und Sumpfkänguru aufgesucht. Daraus ergeben die Untersuchungen wichtige Hinweise auf die Art der Besiedlung und im umgekehrten Schluss auf die Strategien, die für die Erhaltung der natürlichen Ressourcen notwendig sind.

Mit diesen und ähnlichen Methoden haben die Forscher sehr gute Erkenntnisse zu den Wäldern erhalten. Ihre wichtigste Schlussfolgerung: das Verbrennen ist sehr viel wirksamer als das Abholzen, weil es viele der Bäume, wenn auch verkohlt, so doch bewahrt und damit dem Leben der Tiere die notwendige Grundlage gibt. Ferner geht das Abholzen immer auch zu Lasten der großen Bäume, während der Brand gerade die alten Bäume verschont. Auch ist das Brennen ein natürliches Geschehen, das von vielen Pflanzen und Tieren hingenommen oder gar elegant adaptiert wird.

Demgegenüber führt das Abholzen oder die dafür notwendige große Maschinerie, mit welcher der Wald bearbeitet wird, zu großen brachliegenden Flächen. Die Abbildung zeigt, wie die Ergebnisse zu erheblichen Veränderungen führen und den Grund nachhaltig schädigen. Es geht nicht nur um den Wald, sondern auch um den Erhalt des Wassers, sonst ist Langzeitdürre vorprogrammiert. Und wenn kein Ackerbau erfolgt, erodiert das Land. Libanon ist ein erschreckendes Beispiel dafür, was das ständige Abholzen der Zedern bewirkt hat. Eines ist sicher: ökologisch ist das tier- und wasserschützende Vorgehen. Daraus folgt, dass nicht das Abholzen im Vordergrund stehen sollte, sondern die Ausbeute durch die angemessene Wahl der Mittel.