Verbrennungsmotoren: Deutschland künftig Spezialist für Oldtimer

Seite 2: Punta Arenas in Chile und die E-Fuel-Offensive von Porsche

Nun sollen Verbrennungsmotoren auch über 2035 hinaus bei Neuzulassungen erlaubt sein, sofern sie synthetischen Kraftstoff nutzen. Damit nicht genug, will Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der bekanntermaßen über gute Verbindungen zu Porsche verfügt, die Verwendung von E-Fuels sogar noch steuerlich fördern. Die Tagesschau schreibt auf ihrer Internetseite, dass der FDP-Chef dafür die Erhebung der KfZ-Steuer verändern will.

Wir haben sehr großen Anteil, dass die E-Fuels in den Koalitionsvertrag miteingeflossen sind. Da sind wir ein Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien. Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten,

... soll Porsche-Chef Oliver Blume nach ZDF-Recherche, über die Telepolis im Sommer letzten Jahres berichtete, auf einer Betriebsversammlung gesagt haben. Nach dem seine Aussagen bekannt geworden waren, hat er sich entschuldigt, durch eine falsche Wortwahl "einen falschen Eindruck" erweckt zu haben.

Wie dem auch sei, Porsche ist der deutsche Hersteller mit dem größten Interesse an E-Fuels und investiert im äußersten Süden Chiles bereits gemeinsam mit Siemens in deren Herstellung.

Außerdem haben diese vermeintlich grünen Kraftstoffe es mit oder ohne direkte Einflüsterung tatsächlich in den Koalitionsvertrag geschafft und sind der FDP so wichtig, dass nun auch das EU-Recht entsprechend angepasst wird. Hintergrund sind wohl die beachtlichen Gewinnmargen, die Porsche im Luxusgeschäft machen kann, einem Segment, das offensichtlich nicht ohne röhrende Motoren auskommt.

Klar scheint jedenfalls zu sein, dass E-Fuels auf keinen Fall etwas für den Massenmarkt sind, denn dafür werden nicht genug zur Verfügung stehen. Es ist zu befürchten, dass sie als Schlupfloch dienen werden, auch nach 2035 noch konventionelles Benzin in Neuwagen zu verbrennen. Jedenfalls argumentierte Porsche im vergangenen Jahr bei der Einweihung seiner Pilotanlage im chilenischen Punta Arenas mit den Bestandsfahrzeugen, die noch viele Jahrzehnte fahren und mit dem synthetisierten Kraftstoff betankt werden könnten.

Aber wie viel Strom wäre dafür eigentlich nötig? 2020 wurden nach Angaben des Umweltbundesamtes etwa 19 Milliarden Liter Diesel und 23 Milliarden Liter Benzin verbraucht. Zusammen hatten diese einen Energiegehalt von rund 389 Milliarden Kilowattstunden. Für ihre Herstellung ist aber nach Angaben des Freiburger Ökoinstituts etwas mehr als die doppelte Menge an elektrischer Energie notwendig.

Das heißt, wollte man den deutschen Kraftstoffverbrauch durch E-Fuels ersetzen, müssten dafür jährlich rund 800 Milliarden Kilowattstunden zusätzlicher elektrischer Energie zur Verfügung gestellt werden. Das wären etwa 150 Prozent des derzeitigen jährlichen Stromverbrauchs.

Damit dürfte eigentlich klar sein, dass die FDP-Minister mit viel Verve und Medienrummel für ein teures Nischenprodukt eines Luxusherstellers starkmachen, den industriellen Fortschritt zugunsten einer Oldtimer-Produktion behindern und ansonsten jeden ernsthaften Klimaschutz blockieren, während sie den Autobahnbau beschleunigen wollen.

Wie war das noch mal gleich mit der spätrömischen Dekadenz?

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