Vergessenes Monument: Forscher legen Pyramide der Caral-Kultur frei

Marcel Kunzmann
Antike Ruine in trockener Landschaft

Symbolbild: Gebäude auf der Ausgrabungsstätte in Caral

(Bild: BETO SANTILLAN/Shutterstock.com)

Archäologen entdecken nahe Caral eine verborgene Pyramide. Der Bau könnte neue Erkenntnisse über die Stadtstruktur der ältesten Hochkultur Amerikas liefern.

Ein interdisziplinäres Forscherteam des peruanischen Kulturministeriums hat in der archäologischen Stätte Chupacigarro eine bislang unentdeckte Pyramide der präkolumbianischen Caral-Kultur freigelegt. Dies gab das Ministerium am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt .

Teil der Caral-Kultur

Chupacigarro liegt im Supe-Tal der Region Lima, etwa einen Kilometer westlich der heiligen Stadt Caral. Die Stätte ist Teil eines urbanen Komplexes der Caral-Zivilisation, die als älteste Hochkultur Amerikas gilt und sich zwischen 3000 und 1800 v. Chr. entwickelte.

Die Pyramide wurde im sogenannten "Sektor F" von Chupacigarro entdeckt, wo sie von Gestrüpp und vertrockneten Huarango-Bäumen überwuchert war. Nach Entfernung der Vegetation kamen Steinmauern zum Vorschein, die mindestens drei übereinanderliegende Plattformen bilden.

Besonders auffällig sind vertikal angeordnete große Steine an den Ecken des rechteckigen Bauwerks, die als "Huancas" bezeichnet werden. Eine zentrale Treppe führte offenbar zur Spitze der Pyramide.

"Die Forschungen an diesem neu entdeckten Gebäude werden dem von Ruth Shady geleiteten Team helfen, den vollständigen städtischen Grundriss der Siedlung Chupacigarro zu verstehen", erklärte das Kulturministerium. Die Archäologin Shady gilt als Entdeckerin Carals.

Chupacigarro befindet sich in einer kleinen Schlucht, die als natürlicher Kommunikationsweg zur Küste diente. Die Siedlung war Teil eines größeren Systems im Supe-Tal, zu dem auch die heilige Stadt Caral gehörte.

Verteilt über die Hügelkuppen der Schlucht finden sich zwölf Strukturen, die als öffentlich oder zeremoniell gedeutet werden. Das Hauptgebäude weist einen für die Caral-Kultur typischen kreisförmigen Innenhof auf.

Private oder religiöse Funktion

Die Forscher gehen davon aus, dass Chupacigarro aufgrund seiner strategisch günstigen Lage nahe der Küste und des Flusstals eine Art Außenposten Carals mit privater oder religiöser Funktion war. Die Bewohner hatten Zugang zu Meeresprodukten, Flusswäldern, Quellen, Steinbrüchen und Anbauflächen.

Zu den bedeutendsten Funden in Chupacigarro zählt ein 62 mal 30 Meter großes Geoglyphe in Form eines Kopfes im nordperuanischen Sechín-Stil. Das Bodenbild aus Winkelsteinen ist nur von einem bestimmten Punkt der Siedlung aus sichtbar.

Die jüngste Entdeckung soll nun in die touristische Entwicklung des archäologischen Komplexes einbezogen werden. "Diese Erkenntnisse werden zur Erhaltung und Erschließung der Stätte beitragen und es ermöglichen, sie zusammen mit Caral für Besucher zu öffnen", betonte das Kulturministerium.