Verheerende Umfrage: Joe Biden ist Donald Trumps bester Wahlhelfer
Trump in vielen Staaten vorne. Trump sieht "Gestapo-Regierung", "Faschisten" und "Dschihadisten". Die Demokraten diskutieren schon einen Exit-Plan.
In den USA kommt der Wahlkampf in die entscheidende Phase und bei den amtierenden Demokraten dürfte sich langsam Panik breitmachen: In fünf von sechs entscheidenden US-Bundesstaaten liegt der amtierende Präsident Joe Biden laut aktuellen Umfragen hinter seinem Vorgänger und Widersacher Donald Trump.
Die Umfragen wurden von der New York Times, dem Philadelphia Inquirer und dem Siena College durchgeführt wurden. Interessanterweise führen demokratische Senatskandidaten in denselben Staaten gegenüber den republikanischen Herausforderern – ein deutliches Zeichen dafür, dass es alleine um den umstrittenen Amtsinhaber geht, nicht um seine Partei.
Trump führt in fünf Schlüsselstaaten
Die am Montag veröffentlichten Umfragen zeigen, dass Trump unter den wahrscheinlichen Wählern in Arizona, Pennsylvania, Wisconsin, Nevada und Georgia vor Biden liegt. Nur in Michigan liegt Biden knapp vorn, allerdings auch innerhalb der Fehlermarge. Die genauen Ergebnisse in den einzelnen Staaten sehen wie folgt aus:
Arizona 49: Trump, 43: Biden
Georgia 50: Trump, 41: Biden
Nevada 51: Trump, 38: Biden
Pennsylvania 48: Trump, 45: Biden
Wisconsin 47: Trump, 46: Biden
Michigan 47: Trump, 46: Biden
Trump gewinnt bei jungen Wählern und Migrationten
Die Umfragen zeigen, dass Trump im Vergleich zu 2020 deutliche Fortschritte bei jungen Wählern und Wählern mit Migrationshintergrund gemacht hat. Das kann als Rechtsruck interpretiert werden, der sich zuletzt auch in der jungen Wählerschaft anderer westlicher Staaten abgezeichnet hat.
In den USA geben von den Wahlberechtigten zwischen 18 und 29 Jahren ebenso viele an, den ehemaligen Präsidenten zu unterstützen, wie Biden. Wähler mit lateinamerikanischen Wurzeln – in den USA wird diese Gruppe als Hispanics bezeichnet – teilen sich in etwa gleich große Gruppen auf. Sogar von den afroamerikanischen Wählern signalisieren in den sechs genannten Staaten rund 20 Prozent ihre Unterstützung für Trump.
Die Umfragen haben auch ergeben, dass Robert F. Kennedy Jr., der Anti-Impf-Aktivist, der eine landesweite unabhängige Kampagne versucht aufzubauen, ähnliche Unterstützung sowohl von Biden- als auch von Trump-Wählern erhält. Kennedy hat es offiziell auf den Stimmzettel in Michigan geschafft und versucht dies auch in anderen Schlüsselstaaten.
Demokraten führen bei Senatswahlen
Ein Lichtblick für die Demokraten in den Umfragen sind die Ergebnisse auf Senatsebene. In vier sogenannten Swing States mit Senatswahlen – Nevada, Arizona, Pennsylvania und Wisconsin – lagen die demokratischen Kandidaten vor ihren republikanischen Gegnern, obwohl alle bis auf Wisconsin innerhalb der Fehlermarge lagen.
Für die Meinungserhebung wurden fast 4.100 Wähler in den sechs Staaten vom 28. April bis zum 9. Mai befragt. Die Fehlermarge für jeden Staat lag zwischen plus oder minus 3,6 bis 4,6 Prozentpunkten.
Biden-Vertrauter will nicht nur einer Umfrage trauen
Bidens Verantwortlicher für Umfragen, Geoff Garin, warnte davor, Schlussfolgerungen aus einer einzigen öffentlichen Umfrage zu ziehen und verwies auf andere aktuelle Umfragen, die den amtierenden Präsidenten im Vorteil oder aufholend zeigten.
"Viele Wähler verfolgen die Wahl nicht genau und haben bisher nicht begonnen, ihre Meinung zu bilden – eine Dynamik, die sich auch in der heutigen Umfrage widerspiegelt. Diese Wähler werden diese Wahl entscheiden und nur die Biden-Kampagne arbeitet daran, sie zu gewinnen", sagte Garin.
Trump in Angriffsmodus
Während sich Vertreter der Wahlkampagne von Trump zunächst nicht zu der Umfrage äußerten, verschärfte der Kandidat der Republikaner seinen Ton gegen Amtsinhaber Biden. Bei einer Großkundgebung in Wildwood, New Jersey, äußerte sich Trump zu den laufenden Gerichtsverhandlungen gegen ihn und machte Joe Biden für seine juristischen Probleme verantwortlich. Trump bezeichnete den Prozess als "Biden-Showprozess" und nannte den Fall um Schweigegeldzahlungen eine "Farce".
Trump attackiert Justiz und Biden
In seiner Rede vor Zehntausenden Menschen kritisierte Trump den zuständigen Richter als "korrupt" und "hochgradig befangen" und verspottete den Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, als "Fat Alvin".
Trump ging jedoch nicht auf die Zeugen oder Geschworenen im Prozess ein, wahrscheinlich um nicht gegen die von Richter Juan Merchan verhängte Maulkorbverfügung zu verstoßen. Merchan hatte Trump bereits wegen zehnfacher Verletzung der Anordnung für schuldig befunden und ihn insgesamt mit 10.000 US-Dollar bestraft. Er drohte Trump zudem mit Gefängnis bei zukünftigen Verstößen.
Trump äußerte sich nach einer entscheidenden Woche in seinem New Yorker Strafprozess, in dem die Aussage des Ex-Pornostars Stormy Daniels für Aufsehen sorgte. Am Montag wird erwartet, dass Trumps ehemaliger Ausputzer Michael Cohen aussagt.
Trump verspricht Abschiebung von ausländischen Studenten
Trump griff Biden weiter an und warf ihm vor, eine "Gestapo-Regierung" zu führen und von "Faschisten" umgeben zu sein. Er kritisierte auch Bidens Versprechen, Israel Waffenlieferungen zu verweigern, falls es Angriffe auf die dicht besiedelte Stadt Rafah startet.
Trump versprach zudem, jeden ausländischen Studenten abzuschieben, der "Dschihadismus oder Antisemitismus" an US-Hochschulen bringt.
Großer Andrang bei Trump-Kundgebung
Die Kundgebung in Wildwood zog eine riesige Menge an, die laut Associated Press auf etwa 80.000 Menschen geschätzt wurde. Die Teilnehmer warteten laut lokalen Medien tagelang in Liegestühlen auf das Event. Trump wurde mit Beifall begrüßt, als er mit seinem privaten Flugzeug mit Trump-Logo über den Veranstaltungsort und den Strandpark flog.
Die Gerichtsverhandlungen haben Trumps Wahlkampfaktivitäten zwar behindert, berichtet das US-Magazin Politico. Doch er hat weiterhin Wahlkampfveranstaltungen in Michigan und Wisconsin sowie Spendenaktionen und Veranstaltungen in seinem Privatclub in Florida abgehalten.
Angesichts der verheerenden Umfragewerte für den Amtsinhaber kursieren bei den US-Demokraten bereits Überlegungen, die ehemalige First Lady Michelle Obama für die Wahlen aufzustellen. Joe Biden könne seine Kandidatur, heißt es in diesen Kreisen, in letzter Minute aufgeben und der Ehefrau des ehemaligen Präsidenten den Vortritt lassen.