Vertrauen in Medien, Parteien und Regierungen ist weiter gesunken
Global Trust Report 2017 zeigt Skepsis der Deutschen gegenüber journalistischer Arbeit - Tool gegen Lückenpresse-Vorwurf entwickelt
45 Prozent der Deutschen vertrauen den Medien. Das geht aus dem neuen Global Trust Report 2017 hervor - eine internationale Studie, die seit 2011 alle zwei Jahre das Vertrauen der Menschen in Institutionen und Branchen misst.
Der aktuelle Bericht zeigt auf, dass die Medien in Deutschland es in den vergangenen Jahren nicht geschafft haben, an Vertrauen zu gewinnen. Zum Vergleich: 2013 ermittelte die Untersuchung einen Wert von 43 Prozent, 2015 waren es 47 Prozent. Damit ist aktuell das Vertrauen um 2 Prozent gesunken.
Bemerkenswert ist: Von den Institutionen, die für die Untersuchung relevant sind, haben nur noch zwei weitere einen Vertrauensverlust zu verzeichnen. Nämlich die Regierungen, die auf einen Wert von 38 Prozent kommen, und schließlich die politischen Parteien, die bei 18 Prozent liegen. Dass die Bürger in Deutschland gerade diesen drei Institutionen offensichtlich generell wenig Vertrauen entgegenbringen, unterstreicht erneut, was seit geraumer Zeit immer wieder diskutiert wird: Wir erleben eine Krise zentraler Institutionen der Demokratie.
Die Zahlen belegen auch: Wenn weniger als die Hälfte - und teilweise sogar viel weniger als die Hälfte - einer Bevölkerung kein Vertrauen mehr in Medien, Parteien und Regierungen eines Landes haben, dann müssen schwerwiegende Gründe vorliegen, die zu diesem Vertrauensverlust geführt haben. Offensichtlich gibt es einen tiefen Graben zwischen weiten Teilen der Bevölkerung und "ihren" Institutionen. Deutlich wird, dass ein mangelndes Vertrauen nicht nur in kleinen, mehr oder weniger von der Mitte der Gesellschaft entkoppelten Gruppen vorherrscht, die aufgrund ihrer eigenen abweichenden politischen Meinung und Gesellschaftsbild mit Argwohn auf die Institutionen blicken.
Diese Werte, die in dem Global Trust Report zum Vorschein kommen, legen nahe, dass große Zweifel an den angeführten Institutionen vielmehr aus der gesellschaftlichen Mitte kommen müssen. Interessant am Rande: Auch auf der Webseite des Bayerischen Rundfunk (BR) findet die Studie Erwähnung. Dort wird angeführt, dass das Vertrauen der Deutschen in Institutionen wie die Polizei (85 Prozent), die Justiz (67 Prozent) oder die Bundeswehr (64 Prozent) besonders hoch ist. Das geringe Vertrauen in die Medien wird aber nicht angesprochen - nur in einer Tabelle werden die für die Medien gemessenen Werte angeführt, die sich die Leser dann selbst anschauen können. Dabei hatte der BR 2016 eine eigene repräsentative Studie zum "Vertrauen in die Medien" durchgeführt und über sie breit berichtet. Hervorgehoben wurde, wie groß das Vertrauen der Deutschen doch in die Öffentlich-Rechtlichen sei.
Hilfe für die "Lückenpresse"
Die Kritik an den Medien, wie sie seit einiger Zeit immer wieder zu vernehmen ist, hat nun dazu geführt, dass ein freier Journalist und ein Internetentwickler ein neues Tool entwickelt haben, mit dem dem Vorwurf von einer "Lückenpresse" entgegengetreten werden soll. Wie der Deutschlandfunk (DLF) berichtet, haben Marc Krüger und Rolf-Thomas Langer einen "Claim Checker" konzipiert, der es interessierten Mediennutzer erlauben soll zu überprüfen, ob über bestimmte Sachverhalte, von denen es im Netz heißt, sie würden von den großen Medien verschwiegen, nicht doch berichtet wurde. "Wenn beispielsweise Frauke Petry darüber spricht, dass die Medien etwas weggelassen haben", sagt Krüger, dann "kann ein User mit unserer Suche das überprüfen - bevor er eine Verschwörung wittert."
Der "Claim Checker" führe, so DLF weiter, direkt zu Google News. Dort werde dann aber über das Tool "Claim Checker" die Suche auf festgelegte große deutsche Medien eingegrenzt. Die Suchergebnisse zeigten dann die Berichterstattung zu dem entsprechenden Thema "von den Seiten der wichtigen überregionalen Tageszeitungen in Deutschland und von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten".
Die Suche, die zum Ziel habe, die Berichterstattung einer Reihe von bestimmten Medien zu einem bestimmten Thema sichtbar zu machen, sei für Nutzer von Google umständlich. Der "Claim Checker" übernimmt also automatisch diese langen Eingaben. Das Tool, so hofft Krüger, könne helfen, Diskussionen zu versachlichen.
Allerdings: Der "Claim Checker" kann zwar gegebenenfalls aufzeigen, dass über ein Thema berichtet wurde, zu weiteren Gesichtspunkten, die zu einer auflösungsstärkeren Einordnung der Berichterstattung führen, kann er nicht beitragen. Ergebnisse, die das Tool liefert, zeigen letztlich nur, dass Medien ein Thema aufgegriffen haben. Sie geben keine Auskunft darüber, wie prominent die jeweilige Berichterstattung erfolgt ist, also wo auf einer Webseite ein Artikel veröffentlicht wurde (oben als Aufmacher, irgendwo unten "vergraben") und wie lange er auf der jeweiligen Hauptseite gestanden hat.