Völkermord in Tigray: Hält die Allianz zwischen Äthiopien und Eritrea?
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Bündnis zwischen Abiy Ahmed Ali und Isayas Afewerki begeht schwere Verbrechen in Tigray. Aus den Alliierten könnten künftig erbitterte Feinde werden
Kurz nachdem Abiy Ahmed Ali im Jahr 2018 in Äthiopien an die Macht kam, schloss er eine sogenannte Friedensvereinbarung mit dem benachbarten Eritrea. Abiy Ahmed Ali und der eritreische Präsident Isayas Afewerki trafen sich zu Gesprächen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und wurden dort mit Auszeichnungen geehrt. Bisher sind allerdings keine Einzelheiten zu der Vereinbarung bekannt oder veröffentlicht, noch nicht einmal das Parlament kennt den Wortlaut. Der Inhalt wird von beiden Seiten unter Verschluss gehalten.
Abiy Ahmed Ali wurde in Folge mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Kurz nach dem Friedensschluss öffneten die beiden Regierungen eine Zeit lang die Grenze zwischen Eritrea und Tigray. Es kam zu freundschaftlichen, teils enthusiastischen Begegnungen beider Bevölkerungen. Von vielen Eritreern wurde die Grenzöffnung zur Flucht nach Tigray genutzt. Allerdings wurde solcher Verbrüderung durch die beiden Regime schnell ein Ende gesetzt, und die Grenze wurde wieder geschlossen.
Mit dem Beginn der Offensive Abiy Ahmed Alis gegen das Bundesland Tigray Anfang November letzten Jahres ist der eigentliche Sinn dieser "Friedensvereinbarung" deutlich geworden. Es ging weder Abiy Ahmed Ali noch Isayas Afewerki um Frieden. Abiy Ahmed Ali wollte – vielleicht auch aufgrund eigener Schwäche – einen Bündnispartner für seinen Krieg gegen Tigray gewinnen, und Isayas Afewerki hatte noch alte Rechnungen mit der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) zu begleichen, wollte aus der internationalen Isolation heraus und hoffte auf die Okkupation von Gebieten in Tigray. Möglicherweise wurde die Allianz auch durch Einfluss dritter Parteien wie den Arabischen Emiraten befördert.
Die Rolle Eritreas im Krieg gegen Tigray
Bis heute wird die Anwesenheit eritreischer Truppen vom Regime Abiy Ahmed Ali geleugnet. Angeblich handelt es sich um eine zeitlich begrenzte Aktion, mit der das "Gesetz" durchgesetzt werden soll. Das Regime sprach von der Notwendigkeit einer rund dreiwöchigen Operation, für die die eigenen Kräfte ausreichten. Mittlerweile sind mehr als drei Monate vergangen, und die Lage in Tigray ist katastrophal – weit entfernt von Stabilität und Frieden.
Die Bevölkerung Tigrays ist Massenmord und Terror der eigenen Regierung hilflos ausgeliefert. Diese liefert die eigene Bevölkerung einerseits ausländischen Invasoren aus, behauptet zugleich aber, dass sie alles im Griff habe. Die Menschen haben damit niemanden, der sie z.B. in internationalen Gremien – etwa bei der UN – oder auch in der Frage von internationaler Hilfe vertreten könnte.
Trotz des Versuches der Regierung, das Gebiet Tigrays von jeglicher Nachrichtenverbindung, jedem Zugang unabhängiger Journalisten und von jeglicher humanitärer Hilfe abzuschotten, kommen mit jedem Tag, den dieser Krieg dauert, mehr Informationen an das Licht der Öffentlichkeit:
- So sind auch die Vereinigten Arabischen Emirate mit Drohnen und somalische Truppen am Krieg beteiligt.
- Die Anwesenheit eritreischer Truppen wird mittlerweile durch viele internationale Beobachter bestätigt. Es mehren sich international die Forderungen, dass eritreische Truppen das Land verlassen müssten. Auch die neue US-Regierung hat sich in diesem Sinne geäußert.
- Eritreische Truppen sind demnach nicht nur entlang der Grenze zwischen Tigray und Eritrea präsent, sondern nahezu in ganz Tigray.
- Aussagen von Flüchtlingen weisen darauf hin, dass eritreische Truppen für einen Großteil der Kriegsverbrechen verantwortlich sind, insbesondere auch für Plünderungen, Viehdiebstahl, dem Verbrennen von Ernten und der Vertreibung und Ermordung von tigrayischen Bauern. Nach diesen Aussagen ist die Grausamkeit der eritreischen Soldaten und der amharischen Milizen gegen die Zivilbevölkerung Tigrays beispiellos, während die Armee des Regimes Abiy Ahmed Ali den Vergewaltigungen und Massakern nicht nur zuschaut, sondern die Kriegsverbrechen deckt und unterstützt.
- Hunger und mangelnder Zugang zu Trinkwasser wird so als Kriegswaffe eingesetzt – mit verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung. Da gleichzeitig jegliche Aktivität internationaler Hilfsorganisationen durch das Zentralregime blockiert wird, sind tausende Menschen in Tigray vom Hungertod bedroht.
- Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Fabriken und religiöse Stätten unterschiedlicher Glaubensrichtung, werden geplündert und zerstört. Menschen, die versuchen, die Kulturgüter mit ihrem Leben zu schützen, indem sie sich etwa in Kirchen versammeln, werden ermordet. Antike Artefakte werden geraubt, um die Kultur und Geschichte Tigrays zu zerstören.
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