Vogelgrippe: Was Sie über die Gefahr einer neuen Pandemie wissen müssen
Experten warnen vor neuer, möglicher Pandemie. Finnland reagiert mit Schutzmaßnahmen. Hier die wichtigsten Erkenntnisse.
Die Vogelgrippe oder aviäre Influenzaviren macht wieder Schlagzeilen. Experten bescheinigen den Viren, insbesondere dem Subtyp H5N1, ein hohes Pandemiepotenzial. Der Grund: Das Virus ist sehr wandlungsfähig. Stehen wir also vor einer neuen Pandemie wie beim Coronavirus? Hier ist der aktuelle Stand – und was Sie machen können.
In den USA wurde das Virus kürzlich bei Milchkühen nachgewiesen, was besonders beunruhigend ist, da solche Viren bisher nur bei fleischfressenden Säugetieren nachgewiesen wurden.
Ein zweiter Fall einer Übertragung auf den Menschen nach Kontakt mit infizierten Kühen wurde bestätigt, berichtet die US-Gesundheitsbehörde.
Erkenntnis 1: Herkunft und Übertragung des Virus
Die Infektionskette bei Milchkühen gibt Rätsel auf. Zwar ist man sich sicher, dass der Erstkontakt über den Kot infizierter Vögel erfolgt sein könnte, doch der genaue Übertragungsweg ist unklar.
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Viren aus dem Putenstall
Martin Beer vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) erklärt, dass genetische Analysen auf einen sogenannten Punkt-zu-Punkt-Transfer hindeuten, bei dem das Virus im Euter einer Kuh beginnt und sich dann über das Melkgeschirr ausbreitet.
Erkenntnis 2: Gefahr für Menschen
Trotz der Infektion von Kühen und der Übertragung auf den Menschen wird das Risiko für die Bevölkerung derzeit als gering eingeschätzt. Infizierte Personen zeigten bisher nur leichte Symptome wie Bindehautentzündungen.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde nicht beobachtet, was vor allem daran liegen könnte, dass die für das Virus notwendigen Rezeptoren beim Menschen nur in den unteren Atemwegen vorkommen.
Die Influenza-Forscherin Gülsah Gabriel vom Leibniz-Institut warnt jedoch vor einer möglichen Evolution der Viren durch vermehrten Kontakt mit Säugetieren.
Erkenntnis 3: Maßnahmen und Prävention
In Deutschland wird mit Stichprobenuntersuchungen von Milch und Kuhherden reagiert, um eine Ausbreitung zu verhindern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnt zur Wachsamkeit, da sich die Vogelgrippe weiter ausbreitet und auf mehr Arten übergreift.
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In Finnland wurden bereits Impfungen für gefährdete Personengruppen eingeführt. Obwohl die Schutzwirkung der Impfung noch unsicher ist, wird sie als vorbeugende Maßnahme insbesondere für Personen mit engem Kontakt zu Tieren empfohlen.
Erkenntnis 4: Hohe Pathogenität und Mortalität – bei Vögeln
Das aviäre Influenzavirus H5N1 entwickelt bisher vor allem bei Vögeln eine hohe Pathogenität und Mortalität. Das Virus kann zu schweren, oft tödlichen Erkrankungen bei Hausgeflügel führen und hat bereits erhebliche Ausbrüche und Verluste in der Geflügelindustrie verursacht.
Infizierte Vögel zeigen Symptome wie Atembeschwerden, Blutungen und plötzlichen Tod. Die hohe Virulenz und die schnelle Verbreitung stellen eine erhebliche Bedrohung für die Tiergesundheit dar.
Erkenntnis 5: Herausforderungen der Bekämpfung
Die Bekämpfung des H5N1-Virus stellt aufgrund seiner hohen Mutationsrate und seiner weiten Verbreitung in Wildvogelpopulationen eine Herausforderung dar. Wildvögel dienen als Reservoir für das Virus und können es über weite Strecken verbreiten. Dies erschwert die Eindämmung und Kontrolle von Ausbrüchen.
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Außerdem gibt es Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit von Impfstoffen und antiviralen Medikamenten, da das Virus ständig mutiert. Enge Überwachung und internationale Zusammenarbeit sind entscheidend, um die Ausbreitung einzudämmen und mögliche Pandemien zu verhindern.
Erkenntnis 6: Schutzmaßnahmen für den Menschen
Um sich vor einer Infektion mit H5N1 zu schützen, sollten Menschen den direkten Kontakt mit infiziertem Geflügel und dessen Ausscheidungen vermeiden. Dazu gehört auch der Verzehr von rohem oder unzureichend gekochtem Geflügel und Eiern.
In betroffenen Gebieten sollten strenge Hygienemaßnahmen wie gründliches Händewaschen und das Tragen von Schutzkleidung eingehalten werden. Personen, die in der Geflügelindustrie arbeiten oder mit Vögeln in Kontakt kommen, sollten regelmäßig überwacht und gegebenenfalls geimpft werden.
Außerdem ist es wichtig, dass Veterinär- und Gesundheitsbehörden eng zusammenarbeiten, um Ausbrüche frühzeitig zu erkennen und schnell zu reagieren.