Volkswagen vor Ausverkauf: Chinesische Investoren klopfen an

Schild mit Volkswagen-Logo

(Bild: Filmbildfabrik / Shutterstock.com)

Volkswagen will Fabriken in Osnabrück und Dresden schließen. Chinesische Autobauer wittern eine Chance, in Deutschland Fuß zu fassen.

Volkswagen hatte im vergangenen Jahr gekündigt, einige seiner Autofabriken in Deutschland schließen zu wollen. Wie viele Arbeitsplätze dabei verloren gehen könnten, war lange unklar. Jetzt könnte es aber eine Alternative für die Standorte geben: chinesische Autobauer.

Chinesische Beamte und Autohersteller haben laut Reuters ein Auge auf deutsche Fabriken geworfen, die geschlossen werden sollen. Besonders interessiert sind sie demnach an den Standorten von Volkswagen, wie eine namentlich nicht genannte Person "mit Kenntnis der Denkweise der chinesischen Regierung" sagte.

Der Kauf einer Fabrik würde es China ermöglichen, Einfluss in der geschätzten deutschen Autoindustrie zu gewinnen, in der einige der ältesten und renommiertesten Automarken beheimatet sind.

Chinesische E-Autos ohne EU-Zölle

Für die Chinesen ist der Bau von Autos in Deutschland besonders interessant, denn die Fahrzeuge könnten dann in der Europäischen Union verkauft werden. Gleichzeitig könnten die EU-Zölle auf importierte Elektroautos aus China vermieden werden.

Zu befürchten ist allerdings, dass europäische Hersteller dann auf ihrem Heimatmarkt von der chinesischen Konkurrenz angegriffen werden könnten. Begründet hatten EU-Beamte die Schutzzölle zwar mit unlauteren Subventionen Beijings, aber man wollte sich auch die Konkurrenz vom Hals halten, die mit fortschrittlicheren Produkten und Prozessen punkten kann.

Volkswagen prüft laut Bericht alternative Nutzungsmöglichkeiten für seine Werke in Dresden und Osnabrück. In einer Vereinbarung mit den Gewerkschaften einigte man sich darauf, die Produktion in Dresden ab 2025 und in Osnabrück ab 2027 einzustellen. Eine mit den Überlegungen des Unternehmens vertraute Person sagte gegenüber Reuters, VW wäre bereit, das Werk in Osnabrück an einen chinesischen Käufer zu verkaufen.

Chinesische Investoren fürchten Widerstand der Gewerkschaften

Chinesische Unternehmen sind besorgt darüber, wie sie von den deutschen Gewerkschaften aufgenommen werden. Diese haben weitreichende Standort- und Arbeitsplatzgarantien im Blick. Ein Gewerkschaftsvertreter aus Osnabrück, Stephan Soldanski, sagte jedoch:

Ich könnte mir vorstellen, dass wir etwas für ein Joint Venture in China produzieren würden ... aber unter dem VW-Logo und nach VW-Standards. Das ist die wichtigste Bedingung.

Ob die Gewerkschaften mit dieser Position den Standort und Arbeitsplätze erhalten können, ist allerdings unklar.

Investitionsentscheidung hängt von neuer Bundesregierung ab

Ob es tatsächlich zu einem Verkauf an chinesische Investoren kommt, hängt auch von der Haltung der neuen deutschen Regierung gegenüber China ab. Die Beziehungen haben sich abgekühlt, die derzeitige Koalition drängt darauf, die Abhängigkeit von China zu verringern.

Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums appellierte an Deutschland, offenzubleiben:

Es ist zu hoffen, dass auch die deutsche Seite offen bleibt und ein faires, gerechtes und diskriminierungsfreies Geschäftsumfeld für chinesische Firmen schafft, in das sie investieren können.

Viele chinesische Autohersteller suchen nach Standorten für Werke in Europa, dem zweitgrößten E-Auto-Markt der Welt. Sie wollen so die Zölle umgehen, die die EU verhängt hat, um den Subventionen in China entgegenzuwirken. Die meisten haben sich bisher für Niedriglohnländer mit schwächeren Gewerkschaften entschieden.

Doch auch Werke in Westeuropa stehen im Fokus. Neben den VW-Werken haben chinesische Investoren laut Quellen auch das Ford-Werk in Saarlouis und das Audi-Werk in Brüssel besichtigt. Der Verkauf von Fabriken könnte für VW günstiger sein als die Schließung. Laut einem Banker könnten sie jeweils zwischen 100 und 300 Millionen Euro einbringen.