Vom Papiertiger zum Global Player: Möglichkeiten und Grenzen der Brics

Flaggen der Brics-Gruppe vor einem Logo der Brics

Ihre Heterogenität lassen die Brics derzeit an Grenzen stoßen

(Bild: justit/Shutterstock.com)

Die Brics-Gruppe wächst rasant. Einst belächelt, lockt sie nun zahlreiche Schwellenländer an. Doch interne Rivalitäten zeigen Grenzen auf, meint unser Gastautor Burak Elmalı.

Die formelle Bewerbung der Türkei um eine Brics-Mitgliedschaft in der vergangenen Woche ist ein wichtiger Schritt für den Block, der seine Mitgliedschaft Anfang des Jahres auf den Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate ausgeweitet hat.

Kein Papiertiger mehr

Das 15 Jahre alte Bündnis, dessen Gründungsmitglieder Brasilien, Russland, Indien und China waren, hat 2010 Südafrika aufgenommen und Saudi-Arabien die Vollmitgliedschaft angeboten.

Einst als "Papiertiger" abgetan, werden die Brics zunehmend als wichtige Kraft wahrgenommen, die mittelgroße Länder anzieht, die ihre Volkswirtschaften durch Know-how in Spitzensektoren wie Hochtechnologie, erneuerbare Energien und Informationstechnologie stärken wollen - Bereiche, in denen China als weltweit führender Anbieter von Spitzentechnologien brilliert.

Während das Hauptziel der Brics darin besteht, gemeinsame wirtschaftliche Vorteile zu erzielen, ist es auch wichtig, ihre inhärenten Grenzen anzuerkennen.

Von Anfang an wirkte der Block in Bezug auf seine Ziele und die gemeinsamen Ressourcen etwas unangemessen und bescheiden. Ironischerweise erscheint er jetzt, da er sich vergrößert hat, noch heterogener. In gewisser Weise scheint er Ophelias berühmten Satz aus Shakespeares Hamlet widerzuspiegeln: "Wir wissen, was wir sind, aber nicht, was wir sein können".

Unterschiedliche Interessen

Eine Analyse der Brics-Gründungs- und Neumitglieder zeigt deren unterschiedliche Interessen. China und Russland lehnen die von den USA geführte Weltordnung strikt ab, haben aber keine kohärenten Werte, die diese Haltung untermauern, während Indien eine multidirektionale Strategie verfolgt, die sowohl die USA als auch andere Großmächte einbezieht.

Unser Gastautor Burak Elmalı
(Bild: X)

Brasilien und Südafrika sind zwar weniger konfrontativ, verfolgen aber ebenfalls eine flexible Außenpolitik und engagieren sich aktiv in globalen Angelegenheiten, insbesondere in Regionen wie dem Nahen Osten.

Brasilien indes unterhält starke Wirtschaftsbeziehungen zu den USA und der EU und pflegt gleichzeitig seine Beziehungen zu China und anderen Brics-Staaten. Südafrika balanciert seine Außenpolitik zwischen seinen westlichen Partnern und seinen wachsenden Beziehungen zu aufstrebenden Volkswirtschaften aus.

Unter den neuen Mitgliedern steht der Iran auf der Seite Chinas und Russlands, obwohl der neue Präsident Masoud Pezeshkian keinen Hehl daraus macht, dass er die Beziehungen zu Europa und insbesondere zu den Vereinigten Staaten verbessern will.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die seit langem ein wichtiger Akteur in der US-Wirtschaft sind und seit mehr als 30 Jahren erhebliche Investitionen tätigen, nutzen ihre Brics-Mitgliedschaft vor allem, um ihre Partnerschaften mit Ländern, insbesondere mit China, auszubauen.

Ägypten, das mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat, erhielt kürzlich vom westlich dominierten Internationalen Währungsfonds ein Rettungspaket in Höhe von 8 Milliarden Dollar, während Äthiopien, das unter finanziellen Belastungen und internen Krisen leidet, den IWF um ein Darlehen in Höhe von 3,4 Milliarden Dollar bat.

Diese Unterschiede zwischen den Brics-Mitgliedern offenbaren eine Gruppe, die eher durch ihre Unterschiede als durch gemeinsame Werte oder Interessen definiert wird. Die Brics sind kein einheitlicher Block, sondern zeichnen sich durch ihre vielfältigen internen Herausforderungen und die damit verbundene Komplexität aus.