Vom Sonnenwind verweht
Messungen der NASA-Sonde Mars Global Surveyor haben ergeben, dass der rote Planet einst eine Atmosphäre hatte
Die Mission der NASA-Sonde ist beendet und die Auswertung der Daten hat ergeben, dass der Planet Mars eine Atmosphäre hatte, die von Sonnenwinden fort geblasen wurde. Global Surveyor hat die Reste eines Magnetfeldes entdeckt, das sich vor langer Zeit auflöste und so die Atmosphäre preisgab.
Damit löste sich auch die Chance auf, dass Leben entstehen und sich entwickeln kann. Die Destabilisierung begann so bald nach der Entstehung des Mars (bereits nach 500 Millionen Jahren), dass sich wahrscheinlich keine komplexere Form von Leben entwickeln konnte. Die Viking-Sonden versuchten zwischen 1975 und 1983 Belege für die Existenz von Leben auf dem Mars zu finden. Bis heute sind die Resultate umstritten, eine Mehrheit der Wissenschaftler aber ist überzeugt, dass es nie Leben auf dem Mars gab.
Vergangene Woche trafen sich die Mitglieder des Mars Global Surveyor Teams in La Jolla, Kalifornien, um sich über die Abläufe klar zu werden. "Das Magnetfeld ist das Herzstück des Fragenkomplexes, den wir bezüglich der Abläufe auf dem Mars haben", meinte Bruce Jakosky von der University of Colorado, in New Scientist " es geht um das Klima, die Atmosphäre, die Möglichkeit des Lebens selbst"
Alle Planeten sind dem Sonnenwind ausgesetzt, einem Phänomen, das aus Ionen besteht, die von der Oberfläche der Sonne in den Weltraum eruptieren. Bei allen Planeten mit Magnetfeldern werden die Teilchen abgestoßen, nur an den Polen können sie eindringen, dabei erzeugen sie ein Himmelsfeuerwerk, das als Polarlicht bekannt ist. Die Sonne unseres Systems wirft täglich eine Million Tonnen Materie in ihre Umgebung aus. Der sogenannte Sonnenwind bewegt seine Partikel mit einer Geschwindigkeit von 200-800km/sec. Eine ungeheure Kraft geringer Dichte, denn das Plasma beinhaltet nur 6 Partikel pro Kubikmeter jedes Ausstoßes aus der Korona.
Magnetfelder verhalten sich gegen diesen himmlischen Sturm wie Schilde, die den Ionenwind weitgehend ableiten. Noch ist unklar, warum genau der Mars sein Magnetfeld einbüßte. Die Forscher sind nach den neuen, in der aktuellen Ausgabe von New Scientist veröffentlichten Daten nur sicher, dass es vor 4 Milliarden Jahren geschah. Der Beweis dafür wurde in zwei großen Meteorkratern gefunden, die im Gegensatz zu anderen Gesteinen auf der Oberfläche des Planeten nicht magnetisiert sind und bereits 1999 entdeckt wurden.
"Wenn der Dynamo damals noch in Betrieb gewesen wäre, hätte sich die durch den Einschlag geschmolzene Kruste nach dem Abkühlen wieder magnetisiert. Der Dynamo muss vorher seinen Betrieb eingestellt haben", sagt Dave Mitchell von der Universität von Kalifornien in Berkeley Unter "Dynamo" versteht er den Planetenkern, der das Magnetfeld erzeugt. Schon 1989 konnten durch die Mission der sowjetischen Phobos-Sonde auf der sonnenabgewandten Seite des roten Planeten Ionen nachgewiesen werden, Reste der zerrissenen Gashülle, die einstmals den Planeten umgab. Die neuen Untersuchungen der Sonde Global Surveyor ergaben, dass es noch einige Reste stark begrenzter Magnetfelder auf der südlichen Halbkugel des Mars gibt, einige davon sind annährend so stark wie die magnetische Feldstärke auf der Erde. Diese kleinen Magnetosphären schützen ihre Umgebung vor dem Sonnenwind, kleine begrenzte Ionosphäre bilden sich, die die Gasatome einfangen und mittels der UV-Strahlung der Sonne die Elektronen abschirmen. Allerdings findet sich auch dort keine atembare Gashülle, die Forscher sind sich einig, dass hier ebenfalls keinerlei Möglichkeit der Entwicklung von Leben besteht, dafür müsste das Magnetfeld den ganzen Mars umschließen.
David Mitchells Kollegin Janet Luhmann errechnete, dass der Sonnenwind allen Stickstoff, Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasser in den ersten zwei Milliarden Jahren seiner Existenz mit sich riss. Es könnte aber noch immer Wasser unter der Oberfläche sein. "Der Planet ist nicht völlig tot", sagte Victor Baker an der University of Arizona in Tucson. Damit ist auch das Rätsel gelöst, wo die Mars-Meere und Flüsse geblieben sind, über die in der Vergangenheit nicht nur von Science-Fiction-Autoren viel spekuliert wurde. Sie sind schlicht und einfach verdunstet. Ein Glas Wasser, auf die Oberfläche des Planeten gestellt, würde sofort verdampfen, die Atmosphäre entspricht gerade mal einem Prozent der terrestischen.
Zweifelsfrei gab es einst große Mengen von Wasser auf dem 6.794 km (Durchmesser) großen Planeten des Ares. Mars hat keine aktive Plattentektonik, aber vulkanische Aktivität. Wahrscheinlich war er in seiner Frühgeschichte der Erde sehr ähnlich. Erosionen, die deutlich die Spuren zeigen, die das Wasser auf der Oberfläche hinterlassen hat, deuten sowohl auf große Seen, Überschwemmungen wie kleine Flusssysteme hin. Alles Wasser verschwand vor 4 Milliarden Jahren mit dem Verschwinden der Atmosphäre von der Oberfläche. An beiden Polen befinden sich Eiskappen aus festem Kohlendioxid (Trockeneis), die unterschiedlichen Konzentrationen dunklen Staubs enthalten.