Von Haiti bis Honduras: Die Krise westlicher Hegemonie
Seite 2: Hauptproblem sind die ausländischen Interventionen
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Ein Team von Democracy Now reiste 2004 in die Zentralafrikanische Republik und berichtete über eine Delegation unter der Leitung des Transafrica-Gründers Randall Robinson und der US-Kongressabgeordneten Maxine Waters, die sich der US-Politik widersetzte und die Aristides zurück in die westliche Hemisphäre begleitete.
Aristide bestätigte damals, dass er durch einen von den Vereinigten Staaten unterstützten Staatsstreich abgesetzt worden war. Aristide lebte dann die nächsten sieben Jahre im südafrikanischen Exil.
Auf die Vorwürfe, dass Banden Haiti derzeit kontrollieren, antwortete Professorin Pierre:
Die so genannte Bandengewalt ist eigentlich nicht das Hauptproblem in Haiti. Das Hauptproblem in Haiti ist die ständige Einmischung der internationalen Gemeinschaft, und die internationale Gemeinschaft sind hier ganz klar die USA, Frankreich und Kanada.
USA unterstützten Putsch gegen Zelaya in Honduras
Berichten zufolge erwägt die Biden-Regierung nun die Überstellung haitianischer Asylbewerber auf den umstrittenen US-Marine-Stützpunkt in Guantánamo Bay auf Kuba – eine Wiederholung einiger der schlimmsten US-Maßnahmen, wie sie in der langen kolonialen Geschichte ergriffen wurden, um die Haitianer auszubeuten.
Honduras hingegen hat derzeit eine demokratisch gewählte Präsidentin, Xiomara Castro. Ihr Ehemann, Manuel "Mel" Zelaya, wurde 2006 zum Präsidenten gewählt und 2009 durch einen von den USA unterstützten Staatsstreich abgesetzt.
In den folgenden Jahren wurde Honduras zu einem Drogenstaat, der Hunderttausende dazu zwang, vor Gewalt zu fliehen und in den Vereinigten Staaten und anderswo Asyl zu suchen.
2013 wurde Juan Orlando Hernández inmitten von Vorwürfen, gegen Regeln zur Wahlkampffinanzierung verstoßen zu haben, zum Präsidenten gewählt. Erneuter Sieg dann 2017 in einer Wahl, die weithin als gefälscht gilt.
Gewalt, Drogen, Chaos: Migrationskrise made in USA
Kurz darauf wurde sein Bruder Juan Antonio Hernández in Miami wegen Drogenhandels verhaftet. Nach der Wahl von Xiomara Castro wurde Juan Orlando Hernández dann selbst verhaftet und wegen Kokainhandels an die USA ausgeliefert. Am 8. März wurde er vor einem US-Bundesgericht verurteilt und wartet derzeit auf sein Urteil.
"Die Beweise zeichnen ein erschreckendes Bild", sagt die Geschichtsprofessorin Dana Frank, die im Gerichtssaal anwesend war.
Eine endlose Liste von Morden an Staatsanwälten und Journalisten, Korruption der Polizei, des Militärs, von Politikern, des Präsidenten, seines Bruders, und so weiter. Es war, als ob der Vorhang zurückgezogen wird und man die täglichen Abläufe dieses gewalttätigen, korrupten Mechanismus der Regierung unter Führung von Juan Orlando Hernández zu sehen bekommt ... Das geschah nach dem Putsch von 2009. Der Regierungssturz öffnete die Tür, um die Rechtsstaatlichkeit in Honduras zu zerstören.
Die US-Interventionen in Haiti, Honduras und anderen Ländern stellen eine der Hauptursachen dafür dar, dass Menschen, die vor Gewalt, Armut und Verfolgung in ihrer Heimat fliehen, in den Vereinigten Staaten Asyl suchen. Dieser Punkt wird in der US-Presse aber fast nie erwähnt.
Um die "Migrationskrise" zu verstehen und letztlich zu lösen, müssen die US-Bürger:innen verstehen, was ihre Regierungen seit Langem in ihrem Namen und mit ihren Steuergeldern unternommen haben – die Bewaffnung und Unterstützung brutaler Regime im Ausland.
Das Interview erscheint in Kooperation mit dem US-Medium Democracy Now. Hier geht es zum englischen Original. Übersetzung: David Goeßmann.
Amy Goodman ist Moderatorin und ausführende Produzentin von Democracy Now!, einer landesweiten, täglichen, unabhängigen und preisgekrönten Nachrichtensendung, die weltweit auf über 1.400 öffentlichen Fernseh- und Radiosendern ausgestrahlt wird. Die US-Journalistin hat zahlreichen Auszeichnungen erhalten wie die I.F. Stone Medal for Journalistic Independence Lifetime Achievement Award und den Right Livelihood Award, weithin als "alternativer Nobelpreis" bekannt. Goodman ist Autorin und Co-Autorin von sechs New-York-Times-Bestsellern.
Denis Moynihan arbeitet seit dem Jahr 2000 mit Democracy Now! zusammen. Er ist ein Bestsellerautor und Kolumnist bei King Features. Er lebt in Colorado, wo er den Community-Radiosender KFFR 88.3 FM in der Stadt Winter Park gegründet hat.