Von Mäusen und Menschen
Britische Expertenrunde befürwortet das therapeutische menschliche Klonen
Die "Chief Medical Officer's Expert Advisory Group on Therapeutic Cloning" hat Mittwoch eine Studie herausgegeben, die eine begrenzte Form des menschlichen Klonens im Dienst der medizinischen Forschung befürwortet. Und einem australischen Forscherteam ist erstmals das therapeutische Klonen bei Mäusen gelungen.
Der nun vorgelegte und seit langem erwartete Report erläutert den potentiellen medizinischen Nutzen des sogenannten therapeutischen Klonens und rät der Regierung die Technologie - umsichtig – einzusetzen. Erstellt wurde er über den Zeitraum eines Jahres von mehreren Experten unter der Leitung von Professor Liam Donaldsen.
Beim therapeutischen Klonen sollen Stammzellen von Embryos entnommen werden, die weniger als vierzehn Tage alt sind. Diese Zellen sind noch nicht spezifisch differenziert, das heißt aus ihnen entstehen während der Embryonalentwicklung alle verschiedenen Gewebe des Körpers, darunter Nerven, Muskeln, Organe und Knochen. Im Labor sollen die Zellen dann kultiviert und zu dem Ersatzgewebe werden, das gerade benötigt wird. Manche Experten sind zuversichtlich, dass eines Tages auf diese Art ganze Organe gezüchtet und implantiert werden können. Die Embryos würden "abgeerntet" und nach der Zellernte zerstört. Man verspricht sich davon sowohl eine erfolgreiche Behandlung von degenerativen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson, als auch von Verbrennungen und Rückenmarksverletzungen. Professor Donaldson bewertet in seinem Report die Lage derart, dass menschliches Klonen für Forschungszwecke erlaubt werden solle, da hier der Nutzen die ethischen Vorbehalte überwiege. Die "Herstellung" von Embryos zum Zwecke der Reproduktion des Menschen soll aber ebenso wie das Mischen von menschlichen und tierischen Zellen weiterhin verboten werden. Seit dem "Human Embryology Act" von 1990 ist es in England erlaubt - gespendete, nicht aber abgetriebene - Embryos für Forschungszwecke zu verwenden. In Deutschland verbietet das Embryonenschutzgesetz die Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen.
Nach einem Artikel im Sunday Telegraph wird Tony Blair zusätzlich eine Abstimmung ("Free vote") unter den Unterhausabgeordneten ansetzen. Das Parlament steckt damit in einem außergewöhnlich großen moralischen Dilemma. Gegen das - wohl bevorstehende – Ja zum Klonen kämpfen Gruppen wie Life.
Gerade ist das Verfahren des therapeutischen Klonens zum weltweit ersten Mal bei Mäusen angewendet worden. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet heute, dass australische Forscher Nerven-und Muskelzellen aus geklonten, embryonalen Stammzellen von Mäusen gewonnen haben. Peter Mountford vom Biotech-Unternehmen Stem Cell Sciences und Megan Munsie von der Monash University, der wichtigsten Universität Australiens, haben Erbmaterial aus den Körperzellen von Mäusen in entkernte Eizellen eingesetzt. Als die Zellen das Stadium der Blastozyste erreicht hatten, entnahmen sie die embryonalen Stammzellen und ließen sie zu Nerven-und Muskelzellen heranwachsen. Das Verfahren gründet sich auf die Methode, mit der das Klon-Schaf Dolly entstanden war. Mit der Züchtung von verschiedenen Gewebetypen können ( in frühestens fünf Jahren) eventuell auch abgestorbene Gehirnzellen ersetzt werden. «Es gibt keinen Grund, warum das, was uns bei Mäusen gelungen ist, nicht auch beim Menschen gelingen sollte», sagte Mountford laut FAZ.