Von wegen Waffenstopp! USA schnüren neues Milliardenpaket für Israels Armee
War der Stopp einer Einzellieferung nur eine Ablenkung? Zum neuen Paket gehören inmitten der Rafah-Offensive auch Granaten. Weniger bekannt ist ein anderes System.
Alles Berichte über ein angebliches Ende der militärischen Unterstützung Israels durch die USA und ein Zerwürfnis zwischen dem US-Präsidenten Joe Biden und Benjamin Netanjahu haben sich als falsch erwiesen: Inmitten eines israelischen Vorstoßes in das Flüchtlingslager Rafah plant die Biden-Regierung Waffenlieferungen in Israel im Wert von über einer Milliarde US-Dollar. War eine vorherige Meldung über eine gestoppte Waffenlieferung nur ein PR-Coup?
Über die Milliardenlieferung hatte die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Regierungskreise berichtet. Der Genehmigungsprozess für die Lieferung ist laut CNN bereits angestoßen worden, befindet sich aber noch in einer frühen Phase.
Lieferung umfasst Panzermunition und taktische Fahrzeuge
Das geplante Rüstungspaket enthält laut Informationen des Wall Street Journal Panzermunition im Wert von rund 700 Millionen US-Dollar, taktische Fahrzeuge im Wert von rund 500 Millionen US-Dollar und – besonders heikel – Mörsergranaten.
Diese Ankündigung erfolgt, obwohl Biden vergangene Woche noch damit gedroht hatte, einige Waffen zurückzuhalten, sollte Israel eine Großoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens starten. Zudem hatte die US-Regierung eine Lieferung von Bomben wegen Bedenken angesichts Israels geplanter Rafah-Offensive ausgesetzt. Das alles tritt nun in den Hintergrund und dürfte die Konflikte um die Nahost-Politik Washingtons massiv verschärfen.
USA bekräftigen Unterstützung für Israel
Trotz dieser Drohung betonte die US-Regierung, dass sie Israel nicht im Stich lassen werde und lediglich diese eine Lieferung pausiert worden sei. "Wir werden weiterhin militärische Hilfe leisten", sagte Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan.
Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre äußerte sich zu Israels Vorgehen in Rafah und sagte, der US-Regierung sei versichert worden, dass es sich dort aktuell um einen begrenzten Einsatz der israelischen Armee handele. "Und bis jetzt sieht es nicht so aus, als ob es sich um eine größere Bodenoperation handelt", sagte die Sprecherin.
Die Lage in Rafah
In Rafah waren nach Schätzungen der UN-Organisation für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) 1,3 Millionen Menschen untergebracht, bevor die israelische Armee mit ihrer Offensive begann. Allein vergangene Woche seien bereits rund 450.000 aus Rafah geflohen – was in den Augen der internationalen Gemeinschaft nicht nach den Folgen einer begrenzten Militäraktion aussieht.
Das Internationale Rote Kreuz hat gemeinsam mit Partnerländern ein Feldlazarett im Süden des Gazastreifens errichtet, um dem großen Bedarf an medizinischer Hilfe zu begegnen. "Die Menschen im Gazastreifen haben Mühe, die medizinische Versorgung zu erhalten, die sie dringend benötigen", teilte das Internationale Komitee des Roten Kreuzes mit.
USA und Israel: Keine Entfremdung, kein Ende der Waffenhilfe
Vor einigen Tagen wurde viel darüber berichtet, dass die USA eine Waffenlieferung an Israel ausgesetzt haben, angeblich, um den Druck auf das Land im Hinblick auf eine geplante Offensive in Rafah im Süden Gazas zu erhöhen. Dies bestätigte der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin während einer Anhörung im US-Kongress. Manche bezeichnen das im Netz nun als Fake News oder Ablenkungsmanöver.
Waffenlieferung auf Eis gelegt
Austin hatte erklärt, dass die US-Regierung die Situation bewerte und in der Zwischenzeit die Lieferung von Munition an Israel gestoppt habe.
"Wir waren uns von Anfang an darüber im Klaren, dass Israel keinen Großangriff auf Rafah starten sollte, ohne die Zivilisten, die sich in diesem Kampfgebiet befinden, zu berücksichtigen und zu schützen", sagte Austin. Unklar ist, inwieweit er den US-Kongress getäuscht hat oder es vielleicht ein Zerwürfnis zwischen ihm und Präsident Biden gibt.
Unklare Zukunft der Waffenlieferung?
Ob und wann die Waffenlieferung fortgesetzt wird, ist derzeit noch unklar. Austin betonte, dass eine endgültige Entscheidung noch ausstehe. Tagesschau.de berichtete dazu:
Zu den vorerst gestoppten Lieferungen gehören laut US-Medienberichten unter anderem Bausätze für ungelenkte Bomben mit kleinem Durchmesser, die vom Flugzeugbauer Boeing hergestellt werden. Die Nachrichtenagenturen AFP und AP gehen unter Berufung auf einen hochrangigen US-Regierungsvertreter weiter ins Detail: Die Lieferungen hätten demnach 1.800 907-Kilogramm-Bomben sowie 1.700 226-Kilogramm-Bomben umfassen sollen.
Weniger bekannt: 1,2 Milliarden US-Dollar für das Laserwaffe "Iron Beam"
Während auch in deutschen Medien ausführlich über die gestoppte Waffenlieferung konventioneller Bomben aus den USA für Israel berichteten, hatte Telepolis schon vor knapp einer Woche über die widersprüchliche Rüstungsexportpolitik der USA gegenüber Israel berichtet. Denn der US-Kongress hatte zuvor schon ein Militärhilfepaket für Israel in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar genehmigt.
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Die Entscheidung wurde inmitten der verheerenden israelischen Offensive im Gaza-Streifen getroffen, bei der bisher nach Angaben örtlicher Behörden mindestens 34.000 Menschen getötet worden sind.
Ein Teil dieser finanziellen Unterstützung, etwa 1,2 Milliarden US-Dollar, ist für das futuristische Laserwaffensystem "Iron Beam" vorgesehen. Dieses System könnte die Verteidigungskapazitäten Israels revolutionieren und die Krise im Gaza-Streifen sowie die bereits angespannte Lage im Nahen Osten weiter verschärfen.
Iron Beam: Die neue Generation der Verteidigung
"Iron Beam" ist das Nachfolgesystem des israelischen Raketenabwehrsystems "Iron Dome", das Luftabwehrraketen abfeuert. Im Gegensatz dazu ist "Iron Beam" ein Energiewaffensystem, das eingehende Geschosse mit einem Faserlaser neutralisiert oder abschießt.
Israel behauptet, dass "Iron Dome" 90 Prozent der eingehenden Bedrohungen eliminiert. Allerdings ist das System teuer. Eine einzelne Abfangrakete kostet etwa 50.000 US-Dollar.
Im Gegensatz dazu würde "Iron Beam" ähnliche Ergebnisse erzielen, jedoch ohne teure Artillerie. Es läuft ausschließlich mit Strom und erzeugt Laserstrahlen, die in Tests Panzer, Raketen, Drohnen und andere Ziele zerstört haben.
Wachsendes Interesse an Energiewaffen
"Iron Beam" ist ein Beispiel für das jahrzehntelange Interesse der Regierungen an Energiewaffen. Diese Systeme können chemische oder elektrische Energie in Strahlungsenergie umwandeln, die auf feindliche Ziele fokussiert werden kann, um diese zu beschädigen, zu zerstören oder zu neutralisieren.
Energiewaffen wie Laser, Hochleistungsmikrowellen und Partikelstrahlwaffen sind darauf ausgelegt, Ziele diskret, schnell und präzise zu treffen, ohne Artillerie einzusetzen.
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Verschiedene Länder entwickeln derzeit Energiewaffen. So hat das Vereinigte Königreich kürzlich seine Laserwaffe "DragonFire" getestet, die angeblich in der Lage ist, eine Münze aus einem Kilometer Entfernung zu treffen. Auch Russland testet seine Peresvet- und Zadira-Lasersysteme auf den Schlachtfeldern der Ukraine.
Die USA geben jährlich etwa eine Milliarde US-Dollar für die Entwicklung von Laser- und angrenzenden Energiewaffen aus.
US-Militärhilfe für Israel beschleunigt Verbreitung von Energiewaffen
Die bevorstehende Inbetriebnahme von "Iron Beam" birgt erhöhte Gefahren im Kontext der anhaltenden Zerstörung des Gazastreifens durch Israel. Obwohl "Iron Beam" für defensive Zwecke entwickelt wurde, könnte Israel seine Laser theoretisch auch für offensive Zwecke umfunktionieren.
Zudem deutet vieles darauf hin, dass die USA daran interessiert sind, "Iron Beam" für sich selbst zu erwerben. Dies legt nahe, dass die US-Militärhilfe für Israel nicht nur dazu dient, einem Verbündeten zu helfen, sondern auch die militärischen Kapazitäten der USA zu erweitern.
Dieser Artikel ist in einer früheren Version bereits am 9. Mail 2024 erscheinen und wurde um die anfangs erwähnte Milliardenhilfe ergänzt.