Vorwurf der Spionage: Robert Habeck verspielt Vertrauen bei eigenen Beamten
Nach angeblichem Spionageverdacht im Bundeswirtschaftsministerium herrscht gegenseitiges Misstrauen. Wurde der Verfassungsschutz auf Beamte angesetzt, um Kritiker einzuschĂŒchtern?
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (GrĂŒne) hat zuletzt viel Vertrauen verspielt â nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in seinem Ministerium. Wie das Handelsblatt [1] nun berichtet, gibt es unter den Beamten groĂe Verunsicherung und Zweifel an der IntegritĂ€t des Ministers.
Auslöser fĂŒr die Unruhe ist ein angeblicher Spionagefall: Habecks Vertraute hatten den deutschen Inlandsgeheimdienst auf zwei Beamte angesetzt, die offenbar in Fragen der Gasversorgung der Bundesregierung eine andere Meinung vertraten als der Minister. Die Zeit [2] hatte Anfang September ĂŒber den Fall berichtet.
Habeck Vertraute seien demnach im FrĂŒhjahr auf Unstimmigkeiten gestoĂen. In internen Papieren zu Nord Stream 2 und dem FĂŒllstand der Gasspeicher hĂ€tte es "nur so von VerstĂ€ndnis fĂŒr die russische Sicht getrieft", heiĂt es in dem Artikel der Zeit. Zudem sei auffĂ€llig gewesen, "dass die Argumentation oftmals nicht zur offiziellen Linie der Bundesregierung gepasst habe".
Bei allen groĂen Diskussionen des Winters, die sich um das Thema Gaslieferungen drehten, hĂ€tten die fĂŒr das Thema zustĂ€ndigen Ministerialbeamten eine Position eingenommen, die meilenweit von der politischen Linie ihres Ministers abgewichen sei: Bei der Entscheidung, die Gaspipeline Nord Stream 2 nicht in Betrieb zu nehmen. Bei Gazprom Germania, das im April unter treuhĂ€nderische Verwaltung gestellt wurde. Oder bei der milliardenschweren Rettung des Gasversorgers Uniper.
Die Zeit vom 1. September 2022
Die beiden Beamten wurden vom "Verfassungsschutz" durchleuchtet und gefunden wurde: nichts. AuĂer, dass einer der beiden einen Studienaufenthalt in Russland hatte.
Einen Tag nach Erscheinen des Zeit-Artikels kommt es im Bundeswirtschaftsministerium zu einer Krisensitzung. Aus dem Protokoll des Treffens geht laut Handelsblatt hervor: Es hat "ĂŒberhaupt keinen konkreten Spionageverdacht gegen die beiden in Rede stehenden Ministeriumsmitarbeiter gegeben". Der Verdacht hĂ€tte sich auch nie erhĂ€rtet. Zudem gelten die beiden Beamten als hochkompetent und loyal.
Patrick Graichen, Energie-StaatssekretÀr im Bundeswirtschaftsminister und enger Vertrauter von Habeck, versuchte laut Protokoll zu beschwichtigen. Von vollem Vertrauen in alle Beamte soll laut Handelsblatt die Rede gewesen sein.
Eine Aussage von Graichen kann aber auch als Hinweise auf einen Grund fĂŒr die Anzeige beim "Verfassungsschutz" gelesen werden:
Das Wirtschaftsministerium habe "jahrelang russlandfreundliche Politik gemacht". Seit die GrĂŒnen nun das Ruder in der Hand hĂ€tten, habe sich das grundlegend geĂ€ndert, so sieht es Graichen.
Handelsblatt, 18.09.2022
Damit steht der Verdacht im Raum, dass Habecks Vertraute unliebsame Kritiker mundtot machen wollten. Und so wurde der Vorfall offenbar auch von den Ministerialbeamten aufgenommen. In dem Protokoll der Krisensitzung erklĂ€rte demnach einer: "Wenn ich meine Fachmeinung kundtue, dann besteht die Möglichkeit, dass ich in den Verdacht gerate, âRussenversteherâ zu werden."
Viele Beamte im Bundeswirtschaftsministerium sind wegen des Einsatzes des "Verfassungsschutzes" gegen die eigenen Mitarbeiter irritiert. Den Àlteren unter ihnen sei kein Vorgang bekannt, dass ein Wirtschaftsminister je die "Dienste" auf seine eigenen Leute ansetzte.
Und so wird inzwischen gespottet, dass inzwischen eine fundierte abweichende EinschÀtzung der Lage ausreiche, damit die Hausspitze den Verfassungsschutz einschalte.
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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/internes-protokoll-gegenseitiges-misstrauen-im-wirtschaftsministerium-habeck-steht-jetzt-unter-druck/28684056.html
[2] https://www.zeit.de/2022/36/russland-spionage-bmwi-robert-habeck-verfassungsschutz
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