Wachsender Rassismus in der Türkei

Seite 2: Bodenspekulation und mangelndes Umweltbewusstsein

Die Gründe für die verheerenden Waldbrände sind vielfältiger Art. Mangelndes Umweltbewusstsein und Unachtsamkeit führen bei Extremtemperaturen von fast 40 Grad zwangsläufig zu Waldbränden: da werden brennende Zigarettenreste und Flaschen aus den Autos geworfen, Müll wird an Picknick-Plätzen im Wald liegengelassen.

Trotz der hohen Waldbrandgefahr wird auf Wiesen und Waldlichtungen gegrillt. Die heiße Grillkohle wird dann offen liegengelassen oder nur notdürftig mit Erde bedeckt. Flaschen und Glasscherben sind bei diesen hohen Temperaturen wie ein Brennglas und entzünden trockene Gräser.

Waldwege werden mit Autos befahren, deren heiße Motoren ebenfalls Gräser entzünden und Waldbrände verursachen können. Zum anderen gab es in den vergangenen Jahren großen Personalabbau in der Forstwirtschaft. Die wenigen Förster können schon längst nicht mehr die Wälder pflegen und betreuen, wie es nötig wäre.

Es fehlt an vielen Orten an Brandschneisen in den Wäldern. Es gibt nur sehr wenige funktionstüchtige Löschflugzeuge. Der Brandökologe und Biologe Çağatay Tavşanoğlu berichtet, dass es zwar jedes Jahr Waldbrände gibt, diese aber mit dem Klimawandel deutlich zunehmen.

Aber mediterrane Wälder könnten sich selbst regenerieren, wenn der Mensch nicht zu sehr in das Ökosystem eingreift. Die Rotkiefer-Samen können in den geschlossenen Zapfen einen Waldbrand überstehen und nach 7-8 Monaten als junge Sämlinge das Gebiet wieder besiedeln, erklärt Prof. Tavşanoğlu.

Ein riesiges Problem ist auch die Bodenspekulation. Sie führt dazu, dass gerade an den Küsten die Bebauung immer weiter an und in die die Wälder heranrückt. Brandschutz wird dabei nicht mitgedacht. Illegale Brandrodung zur Gewinnung von bebaubarem Boden spielt ebenfalls eine Rolle im Zusammenhang mit Bodenspekulationen.

Der wachsende Tourismus in den Küstenregionen könne schon dazu führen, dass jemand auf die Idee kommt, ein Waldgebiet in Brand zu stecken, um dort ein Hotel zu bauen, berichtet Tavşanoğlu. Diese Häuser sind dann besonders in Gefahr, da es in der Regel nur einen Zufahrtsweg zu solchen Gebäuden gibt. Brennt es dort, gibt es für die Bewohner keinen Fluchtweg.

Als besonders gefährdetes Beispiel nannte er den Ort Turunc bei Marmaris. Pikanterweise wurde am Wochenende bekannt, dass ein privates Unternehmen des türkischen Tourismus-Ministers einen Antrag für den Bau eines 5-Sterne Hotels im Brandgebiet in Bodrum eingereicht hat. Ein Schelm, wer Böses denkt...

Nachtrag: Stand der Waldbrände am Samstag, 31.7.21, mittlerweile sind weitere Regionen hinzugekommen.