Wagner-Gruppe in Niger: Kalter Krieg in der Sahel-Zone
Seite 3: Die westliche Erzählung
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Der westlich geprägten Erzählung zufolge versucht Russland die Sahel-Zone zu destabilisieren, um sich durch wohlgesinnte Machthaber Einfluss auf Rohstoffe zu sichern und Europa schlussendlich wieder von russischem Öl und Gas abhängig zu machen.
Ein Artikel des Magazins Foreign Policy vom Januar fasst die westliche Erzählung gut zusammen, in der Wagner als Vorfeld-Organisation eines "Ringens um Ressourcen" auftritt und aus diesem Grund den "Terrorismus in Afrika anheizt":
"Die Söldner des Kremls werden im Ausland zu Transaktionszwecken eingesetzt und sollen kleptokratischen Regimen im Gegenzug für den Zugang zu wertvollen Rohstoffen wie Gold, Diamanten, Uran und anderen wertvollen Ressourcen Sicherheit bieten." Foreign Policy
Es existiert eine Vielzahl von Berichten, die dieser Erzählung Vorschub leisten. Ob "Destabilisierung" und Angriffe auf Zivilisten in Mali, "Verschwörungen" in Tschad, dubiose Minen-Geschäfte in Burkina Faso, oder Wagner-Stützpunkte im Sudan.
In der Wirtschaftswoche untermalte diese Darstellung jüngst auch der Sicherheitspolitik-Experte der Atlantik-Brücke-Ausgründung Haus Rissen, Fabian Knörzer.
Daneben bricht sich ein weiteres Narrativ Bahn, wonach russische Akteure die Bevölkerung der Sahel-Zone mittels hybrider Informationskriege in die Mangel nehmen. Die exilrussische Zeitung Novaya Gazeta unterstellt solche Propaganda auch im Falle des nigrischen Putschs: Ihre Behauptung, dass die (vorgebliche) Bürgerbewegung "M62" russische Flaggen an die Demonstranten verteilt habe, stützt sie dabei auch auf französische Medienberichte.
Der ukrainische Präsidentenberater Mykhailo Podolyak bezichtigt Russland dagegen ganz direkt einer "Inszenierung".
Auch Deutschland und die USA betonten im Kontext des jüngsten Putschs die Bedeutung der hybriden Kriegsführung.
So stellt eine auf Afrika spezialisierte Analystin des US-amerikanische Thinktank Atlantic Council etwa die sogenannte Concorde-Group heraus, die die Wagner-Gruppe mit Trollfarmen bei Desinformationskampagnen gegen "westliche Demokratien" unterstützt.
In Deutschland betont derweil der Leiter der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Mali und t-Online Gastautor, Ulf Laessing, dass russische Desinformationskampagnen jene Ressentiments schürten, die schließlich zum Putsch in Niger geführt hätten.