Wahrheit und Täuschung im Medienkrieg
Die britische Regierung erklärt, es sei sicher, dass die vom Daily Mirror veröffentlichten Fotos, die britische Soldaten beim Misshandeln eines Irakers zeigen sollen, gefälscht seien
Im Medienkrieg sind die Dinge, zumal im digitalen Zeitalter, komplizierter als im Krieg mit den gewohnten Zerstörungswaffen. Bilder können auch wirken, wenn das, was auf ihnen zu sehen ist, gar nicht so stattgefunden hat, also wenn das Bild nur eine Waffenattrappe ist und kein scharfes Geschoss. Bilder können manipuliert werden, aber natürlich kann auch die Szene, die festhalten, nur ein Schauspiel sein.
Dieser Verdacht wurde schon bald nach der Veröffentlichung der Fotos durch die britische Zeitung Mirror von Militärangehörigen geäußert (Schon wieder ein Bilderstreit). Dafür wurden mehr oder weniger stichhaltige Gründe angeführt. Die britische Regierung, sowieso durch die außer dem Ruder laufende Besetzung des Irak, die Bilder der von US-Soldaten misshandelten Gefangenen (Sadistische KZ-Spiele) und Erklärungen von Menschenrechtsrechtsorganisation unter hohem Druck stehen, dass sie schon lange über Menschenrechtsverletzungen im Irak informiert worden sei, hatte eine Untersuchung der Mirror-Fotos beauftragt. Sie ist zwar nach Auskunft von Adam Ingram, der für die Streitkräfte zuständige Staatsminister, noch nicht abgeschlossen, fest stehe aber, dass die Fotos keine wirkliche Misshandlung im Irak zeigen würden.
Hauptindiz ist nach Ingram, dass angeblich kein Bedford-Laster des auf den Fotos zu sehenden Fahrzeugtyps im Irak eingesetzt worden ist. Das habe sich bei unabhängig voneinander durchgeführten Untersuchungen als zweifelsfrei herausgestellt. Den Lastwagen selbst habe man in einer Barracke in Lancashire gefunden. Dem Mirror warf er vor, die versprochene Mitwirkung zur Aufklärung nicht geleistet zu haben und dadurch die Untersucher, die vor Ort arbeiten, zu gefährden. Den für die Fotos Verantwortlichen drohte Ingram mit Strafen nach dem Kriegsrecht. Sie hätten den guten Ruf des Queen's Lancashire Regiment in den Schmutz gezogen und behauptet, es habe systematische Misshandlungen gebeben. Das aber sei nicht der Fall. Einzelnen Vorfällen würde man nachgehen.
Piers Morgan, der umstrittene Chefredakteur, trat trotz der Vorwürfe nicht zurück und erklärte, dass noch keine unwiderlegbaren Beweise vorliegen würden. Man habe überdies mit dem Ministerium zusammengearbeitet, auch wenn man nicht die Soldaten identifiziert hatte, von denen die Bilder stammen. So habe der Militärgeheimdienst letzte Woche einigen Stunden mit dem Soldaten C sprechen können, der letzten Sommer beim Queen's Lancashire Regiment im Irak stationiert war und Menschenrechtsverletzungen mitsamt den Namen der Täter berichtet habe. Überdies sei die Substanz der Vorwürfe sehr viel wichtiger als die Authentizität der Bilder. Er hoffe, dass das Verteidigungsministerium nun mit dem Nachdruck und Aufwand die Täter fasse, mit denen es die Bilder überprüft hat.
Andere Bilder, die vor allem auf arabischen Websites zirkulieren, sollen zeigen, wie US-Soldaten im Irak eine Frau vergewaltigen (Schon wieder ein Bilderstreit). Der Boston Globe hatte in einem Artikel eine Aufnahme von Stadtrat Chuck Turner gebracht, der diese Bilder auf einer Pressekonferenz als Beleg für die Missetaten im Irak präsentierte und erklärte, dass die amerikanischen Bürger ein Recht darauf hätten, diese Bilder zu sehen.
Dumm war freilich nur, dass diese Bilder von einer Porno-Seite stammen, die mittlerweile aber nicht mehr online ist. Darüber machen sich nun natürlich die Konservativen lustig, die sich gegen die Kritik am Irak-Krieg wenden. Auch die Konkurrenz frohlockt: "Globe caught with pants down: Paper duped into running porn photos" schreibt der Boston Herald.