War's das mit den Kryptowährungen?

Seite 2: Was ist ein Bitcoin wert?

Denken wir erst einmal darüber nach, wie Dinge ihren Wert bekommen. Dabei unterscheidet man den intrinsischen (inneren) vom extrinsischen (äußeren) Wert. Ersterer ergibt sich daraus, was man mit dem Ding selbst machen kann. Ein Stück Käse kann man beispielsweise essen oder für eine Mausefalle verwenden. Letzterer wird dadurch bestimmt, was jemand dafür zu bezahlen bereit ist. In meinem Supermarkt um die Ecke wären das beispielsweise 1,89 Euro für 125 Gramm Camembert.

Nehmen wir im Vergleich dazu eine Silbermünze, etwa eine in Österreich geprägte Wiener Philharmoniker. Diese besteht aus einer Feinunze (31,3g) reinem Silber. Deren intrinsischer Wert ergibt sich daraus, was man damit machen kann: Beispielsweise den Anblick genießen, sie als Briefbeschwerer verwenden oder einschmelzen und als Industriemetall für die Produktion anderer Güter einsetzen.

Die Münze hat nun interessanterweise zwei extrinsische Werte: Der Erste ist der nominale Wert von 1,50 Euro, den die Münze Österreich AG ihr als Teil der Europäischen Währungsunion gibt; der andere ist der Tauschwert, den die Münze am Markt hat, und das sind zurzeit rund 28 Euro. Und dieser Wert ergibt sich schlicht daraus, was jemand für diese Menge an Silber zu zahlen bereit ist. Da der Tauschwert viel höher ist als der nominale Wert, verwendet niemand, der ganz bei Sinnen ist, diese Münze als Zahlungsmittel. Es gibt auch Münzen ohne Nominalwert, etwa die traditionelle Krugerrand-Goldmünze.

Was ist nun der Wert eines Bitcoins? Ein innerer Wert lässt sich hier meiner Meinung nach gar nicht bestimmen, da es sich schlicht um Zahlenfolgen in der Blockchain handelt, die sich zudem beliebig kopieren lassen. Nur durch den privaten Schlüssel weist man sich als Besitzer der Kryptowährung aus. Der intrinsische Wert dieses Schlüssels ist also, über eine bestimmte Menge an Bitcoin in der Blockchain verfügen zu können.

Wertentwicklung des Bitcoins

Der äußere Wert des Bitcoins ist schlicht der Wert, den jemand zurzeit am Markt dafür zu bezahlen bereit ist, eben die rund 28.000 Euro pro BTC, vergleichbar den 28 Euro pro Philharmoniker-Silbermünze. Bekanntermaßen bekam man einen Bitcoin vor vielen Jahren für ein paar Cent. Mitte 2016, wie man auf dem folgenden Chart sieht, musste man dafür schon mehrere hundert Euro bezahlen.

Der Bitcoinkurs seit Anfang 2016 in Euro (logarithmische Darstellung). Die Rechtecke ("Kerzen") stehen für Monatsschlusskurse: Sie sind leer bei steigenden und rot bei fallenden Kursen. Die Linien oben und unten ("Docht") geben die Schwankungen innerhalb des Monats wieder. Die grünen (bei steigenden Kursen) und roten Balken (bei fallenden Kursen) unten stellen das Volumen dar, also wie viel BTC in diesem Monat gehandelt wurden. Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Tradingview.com.

Man sieht, dass es im Dezember 2017 eine erste Kursexplosion gab: Der Wert eines BTC stieg damals auf fast 17.000 Euro. Danach fiel er wieder bis zum Jahreswechsel 2018/2019 auf knapp 2.800 Euro. Bis zum Juni 2019 gab es einen erneuerten Anstieg bis auf knapp über 12.000 Euro. Der Kurs fiel dann wieder auf rund 5.800 Euro zurück (Dezember 2019). Wie bei vielen anderen Werten gab es dann einen Crash im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie im März 2020.

Im März 2020 kam es zum bisher stärksten Abverkauf des Bitcoins und konnte man ihn schließlich ab rund 3.600 Euro erwerben (nach Monaten, logarithmische Darstellung). Bis zum bisherigen Allzeithoch im April 2021 folgt darauf eine Verfünfzehnfachung auf rund 54.000 Euro. Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Tradingview.com

Seit Erreichung des bisherigen Allzeithochs im April gab es aber den eingangs erwähnten Kursabfall auf zurzeit rund 28.000 Euro (und während ich diesen Artikel schrieb übrigens zeitweise auf bis zu 25.500 Euro). Wer also im April zu €54.000 BTC gekauft hat und immer noch hält, hat im Moment fast die Hälfte seiner Investition verloren. Im Detail:

Diesmal in Wochensicht und linear (statt logarithmisch) sehen wir den starken Kursanstieg des BTC vom Herbst 2020 bis April 2021 und den aktuellen Kursverlust um fast die Hälfte. Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Tradingview.com