Warum die Angst vor der Wärmewende unbegründet ist

Beim Dämmen gibt es weiter viel Potenzial, um Wärme effektiver einzusetzen. Eine Thermografik eines Einfamilienhauses. Bild: Tim Reckmann / CC BY 2.0

Die Ankündigung, neue Öl- und Gasheizungen ab nächstes Jahr nicht mehr zu erlauben, hat Ängste freigesetzt. Sie wurden von Lobbys kräftig genährt. Warum der Wechsel jedoch eine Win-Win-Situation ist.

Ab 2024 will der Klimaschutzminister Robert Habeck den Neubau von klimaschädlichen Erdöl- und Erdgasheizungen verbieten lassen, wohlgemerkt den Neubau und nicht den Bestand. Bereits installierte Erdöl- und Erdgasheizungen werden weiterhin betrieben werden dürfen.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes.

Damit setzt Habeck endlich eine entscheidende politische Maßnahme für den Klimaschutz durch, die bei meinem Vorschlag vor 20 Jahren noch am Widerstand vor allem am SPD-Koalitionspartner scheiterte. Gleich bleibt heute wie damals der Aufschrei der fossilen Wirtschaft, also von Ölmultis, Brennstofflieferanten und vielen Heizungsherstellern sowie ihren Unterstützern aus der konservativen Politik und Medien.

Rekordgewinne der Öl- und Gasmultis

Diese haben natürlich angesichts der Rekordgewinne bei fossilen Energien kein Interesse, die Abhängigkeit ihrer Kunden von ihren Produkten zu verringern. Denn die Nettogewinne von Shell, BP, Total, Exxon Mobile und Chevron summierten sich 2022 auf fast 182 Milliarden Euro.

Damit liegt der Gesamtgewinn rund 50 Prozent über der bisherigen Bestmarke, die vor mehr als einem Jahrzehnt aufgestellt wurde. Vor diesem Hintergrund lässt sich die heftige Kritik von Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) am Neubauverbot der fossilen Heizungen als Unterstützung der fossilen Industrie einordnen – das ist wenig überraschend, da Merz viele Jahre dem deutschen Blackrock-Vorstand angehörte – dem größten Finanzdienstleister der fossilen Weltwirtschaft.

Auch die großen Medienhäuser, die durch Anzeigen vom Geschäft der fossilen und atomaren Konzerne profitieren, nutzen Verkürzungen (wie "Verbot der Erdgasheizungen" statt "Verbot des Neubaus"), Verdrehungen und Auslassungen – etwa, dass die Umstellung finanziell gefördert wird. Leider lassen sich weite Teile der Gesellschaft von diesen Falschargumenten der fossilen Wirtschaft einfangen.

Der beste Schutz vor hohen Erdgas- und Erdölpreisen

Sind die höheren Investitionen für Heizungen mit erneuerbaren Energien, insbesondere Wärmepumpen und Strom aus erneuerbaren Energien, wirklich so eine finanzielle Belastung? Wer nur auf die Investitionen schaut, blendet nicht nur die Turbulenzen mit hohen Heizgas- und Heizölpreisen im letzten Jahr aus, sondern auch die Abhängigkeit von Erdöl- und Erdgas auf lange Sicht, samt der finanziellen Risiken dieser Abhängigkeit.

Die Betriebskosten einer Heizung mit erneuerbaren Energien sind meist wesentlich niedriger als mit fossilen Heizstoffen, insbesondere wenn dazu noch selbst erzeugter Ökostrom vom eigenen Dach oder aus der Energiegemeinschaft kommt. Wer eine gute detaillierte Beurteilung zu den Vorschlägen des Vizekanzlers lesen will, kann bei den "Energie Experten" nachschauen.

Was sollte man jetzt als Heizungsbesitzer tun?

Auf keinen Fall warten, bis die Erdöl- und Erdgasheizung ihr Lebensalter aufgibt, sondern möglichst bald eine ökologisch saubere Heizung planen und einbauen. Gleichzeitig sollte man durch Dämmung von Altbauten die Energieeffizienz steigern. 37 Prozent Heizenergie könnte durch Einblasdämmung gespart werden

Für die Dämmung kann man mit kleinem Geldbeutel schon mit einzelnen Maßnahmen große Effekte erzielen, wie eine wissenschaftliche Untersuchung des IPEG-Instituts aus Paderborn zum Marktpotenzial der Einblasdämmung zeigt. Die Technik der Einblasdämmung mindert laut dieser Studie die Energieverschwendung in Altbauten, vordringlich in den 15 Millionen Einfamilien- und Reihenhäusern, aber auch bei der Dachdämmung von Mehrfamilienhäusern.

Die Studie schätzt das Potenzial kurzfristig auf ca. 250 Millionen Kubikmeter Heizgas-Einsparung; mittel- bzw. langfristig sogar auf 7,1 Milliarden Kubikmeter bzw. 185 Terrawattstunden pro Jahr (TWh/a). Damit sei diese Technik mittelfristig in der Lage, bis zu 37 Prozent des aktuellen Heizenergiebedarfs einzusparen, was 59,8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr entspricht

Als günstige Sofortmaßnahme zum Klimaschutz amortisiert sich die Einblasdämmung in acht Jahren und ist für viele Menschen sofort umsetzbar. Zusätzliche Vorteile sind, dass sie mit Laien-Arbeitern selbst durchgeführt werden kann, mit Recyclingmaterialien arbeitet und später durch aufwändigere Dämmungen ergänzt werden kann. Die Einblasdämmung kann daher als Sofortmaßnahme der Erdöl- und Erdgaseinsparung und damit dem Klimaschutz einen erheblichen Schub verleihen.

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