Warum die Angst vor der Wärmewende unbegründet ist

Seite 2: Moderne Strahlungsheizungen

Aktuell dominieren noch die energetisch ineffizienten Radiatorenheizungen. Diese sollten mit einer großflächigen wassergeführten Fußboden- und Wandstrahlungsheizung mit Niedertemperaturwärme ersetzt werden. Moderne elektrische Strahlungsheizungen sind wohlgemerkt nicht die stromfressenden elektrischen Radiatoren aus den Supermärkten, sondern großflächige dünne Infrarotheizungen vom Spezialunternehmen für Wände und Fußboden. Auch sie können eine ökologische Alternative sein.

Wärmepumpen sind das Optimum

Das Optimum neuer Heizungen sind die, die einen großen Teil des Jahres mit Solarstrom heizen. Wärmepumpen mit Speicher stehen hier voll im Mittelpunkt. Oft wird behauptet, dass der Einbau einer Wärmepumpe in Altbauten nicht rentabel sei. Doch moderne Systeme sind auch dort bestens geeignet, am sinnvollsten wirken sie natürlich, wenn Sie gleichzeitig mit Einblasdämmung die größten Wärmelecks schließen.

So wird jetzt im thüringischen Greiz sogar ein mehrgeschossiger Plattenbau aus den 60er-Jahren mit Wärmepumpen beheizt. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass solche größeren Objekte nicht mit einem Erdgas betriebenen Spitzenlast Blockheizkraftwerk (BHKW) ausgestattet werden, wie in Karlsruhe Durlach in einem ebenfalls alten Wohnblock geschehen. Biogas wäre die bessere Lösung gewesen.

Wie wichtig und erfolgreich die Kombination der Wärmepumpe mit Solarstrom auf dem eigenen Dach ist, zeigt auch eine neue Studie von Solar Power Europe.

Heizungssysteme mit erneuerbaren Energien

Neben den Wärmepumpen gibt es weitere Heizungsarten mit erneuerbaren Energien, die zu Nullemissionen oder CO2-Neutralität im Wärmesektor führen. Die Wärmedämmung sollte immer eine wichtige Rolle dabei spielen.

Erkundigen Sie sich, ob in ihrem Wohngebiet ein neues Nahwärme- oder Fernwärmesystem mit erneuerbaren Energien geplant ist. Der Anschluss Ihres Hauses an ein Nahwärmenetz ist meist das Optimum. Vielleicht können Sie auch eine Energiegemeinschaft zur Schaffung eines Nahwärmenetzes initiieren oder über politische Beteiligung die Wärmewende in ihrer Stadt anstoßen.

Auch CO2-neutrale Brennstoffe wie Holz oder Biogas sind immer besser als die höchst klimaschädlichen Erdgas- oder Erdölheizungen. Besonders beim Holz sind zwei wesentliche Grundsätze zu beachten: Eine moderne Rauchgasreinigung ist zur Vermeidung von gesundheitsschädlichen Feinstäuben zwingend erforderlich.

Zudem muss immer darauf geachtet werden, dass das Holz nur als Restholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft kommt. Kahlschläge, wie beispielsweise in Rumänien für Pellets-Herstellung, sind schlicht zu verbieten. Pellets aus heimischen Sägeresten beispielsweise sind eine wichtige Nutzung.

Dies führt dazu, dass Holz immer sehr sparsam eingesetzt werden muss. Dies erfordert neben einer guten Hausdämmung auch den Einsatz von solaren Wärmekollektoren. Damit können Sie das Warmwasser in großen Teilen des Jahres solar herstellen, und die eigentliche Heizung bleibt viele Monate aus.

Auch kleine Blockheizkraftwerke mit erneuerbaren Energien wie Biogas, Pflanzenöl, Holzgas, grüner Wasserstoff u.a. sind eine gute Lösung, wenn sie nur dann Heizungsenergie liefern, wenn die Sonne im Winter schwach ist und so gleichzeitig auch der fehlende Solarstrom hergestellt werden kann.

Die Wärmewende beginnt – machen Sie mit

Also: wenn Sie noch mit Erdgas oder Erdöl heizen, fangen Sie noch heute mit den ersten Planungen für deren Ersatz an, zum Beispiel als Eigenheimbesitzer. Oder werden Sie initiativ, um mit ihrer Mietergemeinschaft die Heizung umzustellen. Warten Sie nicht, bis die jetzigen Heizungen am Ende sind.

Auch wenn die Erdgas- und Heizölpreise in den letzten Monaten deutlich gesunken sind, sollten Sie sich nicht in Sicherheit wiegen. Die nächsten Erdgas- und Erdölpreissteigerungen kommen bestimmt. Sie sind dann fein heraus, so wie es letztes Jahr schon die Millionen Heizungsbesitzer oder Mieter in Mietwohnungen mit Ökoheizungen waren, die längst auf klimaschützende Heizungen ohne Erdgas und Erdöl gesetzt haben.

Hans-Josef Fell ist Präsident der Energy Watch Group und Mitautor des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). Von 1998 bis 2013 war er für die Grünen im Bundestag. Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen für sein Engagement erhalten. Fell ist Botschafter für 100 Prozent Erneuerbare Energien.

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